05/07/20

Weidenröschen

Die Weidenröschen (Epilobium) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae). Die je nach Autor bis zu 190 Arten sind in den gemäßigten Gebieten vor allem Nordamerikas und Eurasiens verbreitet.
In unseren Breiten ist das Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium) besonders häufig. Von ihr gibt es einige weitere Namen: Stauden-Feuerkraut, Waldweidenröschen, Waldschlagweidenröschen, St. Antoniekraut (Ostpreußen), Eberkraut, Feuerkraut, Krebsblumen (Schlesien bei Lauban), kurilischer Tee (bezogen auf die Blüten), Unholdenkraut und wilde Wilge (Ostfriesland).
Die Staude wird bis zu anderthalb Meter hoch, hat einen kahlen Stängel und schmale, längliche Blätter. Die rosaroten Blüten zeigen sich vor allem in den Sommermonaten von Juli bis August. Die Samen haben einen langen weißen Haarschopf und können weit mit dem Wind segeln. Wer das Weidenröschen sammeln möchte, wird an Uferbereichen und Böschungen, Waldwegen und Kahlschlägen fündig.
Das Schmalblättrige Weidenröschen hat als Wildgemüse eine lange Tradition. Im Mai sprießen die jungen Triebe wie kleine Palmen aus der Erde. Gegart entfalten sie ihren spargelähnlichen Geschmack. Für den „wilden Spargel“ werden die Sprosse geschält, wenige Minuten in Salzwasser gedünstet und in etwas Butter geschwenkt. Zum Schluss noch mit Knoblauch, Muskat und Pfeffer abschmecken. Die jungen, zarten Blätter sind zwar säuerlich im Geschmack, doch reich an Vitamin C und verfeinern mit ihrem mild-säuerlichen Aroma Suppen und Salate. Man kann sie mit milden Kräutern mischen oder als Teemischung genießen (auch als „koptischer Tee“ bekannt). Russischer Tee oder Ivan-Tee, im Russischen früher auch Koporskij Tschaj  nach dem früher wesentliche Mengen produzierenden Dorf Koporje ist fermentierter Weidenröschentee. Deswegen heißt das schmalblättrige Weidenröschen im Russischen Iwantee-Weidenblatt. Der fermentierte Tee schmeckt dem Schwarztee ähnlich, ist aber ohne Teein (Coffein) und soll verschiedenste Heilwirkungen haben. Er war in Russland vor der Verbreitung asiatischen Schwarztees verbreitet.
Auch die Blüten sind essbar und werden als süßliche Dekoration über Desserts gestreut.
Die Wurzeln haben einen leicht scharfen Geschmack und kommen als Kochgemüse auf den Teller. Getrocknet können sie zu Mehl verarbeitet und zum Eindicken von Soßen verwendet werden.
Aus gerösteten Wurzelstücken lässt sich ähnlich wie bei der Zichorie ein Kaffeeersatz herstellen.
Die fermentierten Blätter wurden früher als Alternative zu Schwarztee genutzt.

Die Weidenröschen haben sich auch in der Volksmedizin bewährt. Sie werden unter anderem bei Prostatabeschwerden und Blasenleiden eingesetzt. Der Tee soll auch bei Verdauungsproblemen helfen.
Bienen, die die Pollen von Epilobium angustifolium sammeln, sollen besonders aromatischen Honig geben. Insbesondere die unterirdischen Pflanzenteile sind reich an Gerb- und Schleimstoffen. Früher (und teilweise auch heute noch) wurden aus den Samenhaaren des Schmalblättrigen Weidenröschens Kerzendochte geflochten. Die nordamerikanischen Haida aus British Columbia und Alaska verarbeiteten die äußeren Fasern der Stängel zur Herstellung von Schnüren, aus welchen sie wiederum Fischernetze knüpften. Andere Indianer verwendeten die langen Samenhaare, um sie zusammen mit Ziegenwolle zu Decken und Umhängen zu weben. Man verwandte sie im alten Russland auch zur Kissenfüllung

Informationen:

wikipedia - Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium) - engl. Chamaenerion angustifolium -
- Fleischers Weidenröschen (Epilobium fleischeri, auch synonym: Chamerion fleischeri) - engl. Chamaenerion fleischeri -
- Weideröschen - engl. Epilobium -

Weidenröschen: Junge Stängel schmecken wie Spargel. BZfE News 06.05.2020  (Food-Monitor 06.05.2020) ("So schmeckt das Wildgemüse Weidenröschen." dpa-Meldung am 11.05.2020 z.B. in Bürstädter Zeitung + Rhein-Zeitung )

Schmalblättriges Weidenröschen. link bei www.kostbarenatur.net -
Kleinblütiges Weidenröschen. link bei www.heilkraeuter.de -

Verschiedene Weidenröschen gibt es auch auf Briefmarken.

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