06/19/14

Borretsch (Borago officinalis)

Borretsch (Borago officinalis), vereinzelt auch Boretsch geschrieben oder als Gurkenkraut oder Kukumerkraut bezeichnet, ist eine Gewürz- und Heilpflanze in der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae).
Die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatete Pflanze (vor allem auf Brachflächen) wird seit dem späten Mittelalter in Mitteleuropa kultiviert (z.B. in Deutschland ab dem 16.Jahrh. in Bauerngärten) und zählt daher zu den Archäophyten, d.h. sie ist hier ursprünglich. Sie wird heute fast in ganz Europa und Nordamerika kultiviert.
Weitere volkstümliche Bezeichnungen für die Art sind Blauhimmelstern, Herzfreude, Liebäuglein und Wohlgemutsblume. Für Borretsch bestehen bzw bestanden, zum Teil auch nur regional, auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Augenzier, Barasie (mittelniederdeutsch) Barasien (mittelniederdeutsch), Baratze (mittelniederdeutsch), Beragä (Pinzgau), Bernarga (mittelhochdeutsch), Bernarghe (mittelhochdeutsch), Borach (mittelhochdeutsch), Borahe (mittelhochdeutsch), Borets (mittelhochdeutsch), Boretsch (mittelhochdeutsch), Borrasie (mittelhochdeutsch), Borrassye (mittelhochdeutsch), Burrase (mittelhochdeutsch), Burrasie (mittelhochdeutsch), Burres, Burretsch, Gegenstrass, Guckunnerkraut (Augsburg), Herzblümlein, Porrasie (mittelhochdeutsch) Porich, Porrist, Porstasie (mittelhochdeutsch), Puretsch (mittelhochdeutsch) und Wohlgemuth (Ostpreußen).
Die einjährige krautige Pflanze wird bis zu 70cm hoch und ist an Stängeln und Blättern borstig behaart. Die derben Blätter sind dunkelgrün, lanzett- bis eiförmig geformt und zehn bis fünfzehn Zentimeter lang.
Von Mai bis September trägt die Pflanze leuchtend blaue Blüten, die jeweils an einem etwa drei Zentimeter langen Blütenstiel sitzen.  Der in den Blüten enthaltene Farbstoff wirkt als Indikator. Wie Lackmus verfärbt er sich rot, wenn er in saure Lösungen kommt.
Borretsch enthält kleine Mengen (etwa 10 mg pro Kilogramm getrocknete Pflanze) verschiedener Pyrrolizidinalkaloide (Amabilin, Intermedin, Lycopsamin, Supinin). Diese gelten als toxisch für die Leber, daher ist ein regelmäßiger Genuss von Borretsch nicht zu empfehlen (s.u.). Ein gelegentlicher Verzehr gilt als unbedenklich, ebenso ein Verzehr der Blüten und Samen, da diese die erwähnten Alkaloide nicht enthalten.
Der Vitamin-C-Gehalt der frischen Pflanze beträgt 149,3 mg pro 100 g Frischegewicht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor der Belastung durch Pyrrolizidin-Alkaloide.
In der Volksheilkunde wird Borretsch bei Harnverhaltung, Fieber, Verschleimung der Atemwege, Durchfall sowie ferner bei Entzündungen, Rheumatismus, klimakterischen Beschwerden und zur Blutreinigung angewendet.
Borretschsamenöl (Boraginis officinalis oleum raffinatum) wird bei atopischen Ekzemen (Neurodermitis) eingesetzt.
Borretsch in der Naturheilkunde Borretsch symbolisierte Fröhlichkeit und Lauterkeit im Denken. Plinius schrieb „ich, Borretsch, bringe immer Freude“. Borretsch hatte den Ruf, die Lebensgeister zu wecken. So hieß es bei John Gerard in „The Herball, or Generall Historie of Plantes“ (1597): Heute tun die Menschen die Blüten in den Salat, um sich fröhlich zu stimmen und die Laune zu verbessern. Vieles kann man aus der Pflanze machen, was das Herz erleichtert, die Sorgen vertreibt und den Geist erhebt. Die Blätter des Borretsch, im Wein zu sich genommen, machen Männer und Frauen froh und glücklich, vertreiben Trauer, Langeweile und Melancholie, das haben bereits Dioskorides und Plinius bestätigt.
Diese positiven Eigenschaften sind aus pharmakologischer Sicht nicht nachvollziehbar; die potentielle Toxizität der Pflanze lässt einen sorglosen Umgang mit ihr als bedenklich erscheinen.

Die Blätter des Borretschs werden in Salaten gegessen oder in Suppen gekocht. Aus den etwa drei Millimeter großen, dunklen Samen wird Borretschsamenöl gewonnen. Borretsch ist ein Bestandteil der Grünen Soße, sowohl nach der Frankfurter als auch Kasseler Rezeptur, eines typischen Gerichts der deutschen Regionalküche, das sich besonders im hessischen Raum großer Beliebtheit erfreut. Er wird auf regionalen Wochenmärkten, aber auch beim Lebensmittelhandel verkauft.
Blüten und Blätter haben einen gurkenähnlichen, erfrischenden Geschmack. Sie eignen sich sehr gut zum Aromatisieren von kalten Getränken. Die Blüten können kandiert werden und dienen zum Dekorieren von Süßspeisen. Feingehackt benutzt man die jungen Blätter als Würze für Obstsalate und Gemüse. Auch die blauen Blüten kann man als Salatdekoration verwenden – sie sind essbar (und enthalten deutlich weniger Alkaloide als die Blätter). Allerdings erst die Salatsauce auf den Salat geben und dann die Blüten, denn Essig lässt die Farbe der Blüten in rot umschlagen. Früher stellte man aus den Blüten auch ein Konfekt her, mit dem Süßspeisen dekoriert wurden. Die Blüten wurden dazu mit Eischnee bestrichen, mit Puderzucker bestreut und anschließend getrocknet.
In Großbritannien wird Borrage vorwiegend mit dem Likör Pimm's genossen. In getrockneter Form finden die Blüten im Iran vor allem als Tee Verwendung (Gole Gāw Zabun). Der Tee wird bei Husten und Erkältung eingenommen und gilt als nervenberuhigend.

Informationen
wikipedia - engl. borage -
Gernot Katzer´s Website - Borretsch

Borretsch wirkt gegen Husten (dpa/tmn-Meldung 09.11.2016) (z.B. Rhein-Zeitung) und Münchner Merkur )

Borretsch: Küchenkraut mit Gurkenaroma. BZfE News 28.04.2021
Schad­stoffe in Kräutern:  Borretsch nur selten essen. Test 26.06.2019
Besser auf Borretsch verzichten - Pressemeldung 17.06.2014 - VZ Hessen - BfR-Informationen (2013) - link
Das Ende der grünen Soße? Küchenkräuter können hohe Dosen von Pflanzengiften enthalten Von Volker Mrasek (Deutschlandfunk 17.09.2013)
- Borretsch bei www.akg-images.de -

Es gibt Borretsch auch auf Briefmarken - link.

 

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