11/09/14

Echtes Johanniskraut - hypericum perforatum

Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) (andere Bezeichnungen sind Echtes Johanneskraut, Echt-Johanniskraut, Gewöhnliches Johanniskraut, Durchlöchertes Johanniskraut, Tüpfel-Johanniskraut,  Tüpfel-Hartheu,Herrgottsblut) (engl - St.John´s wort) - (wikipedia)
ist eine Pflanze aus der Familie der Hypericaceae (früher Hartheugewächse).
Es findet Anwendung als Heilpflanze und ist zur Heilpflanze des Jahres 2015 gekürt worden (link) (aid aktuell - 30.12.2014)

Schon die Germanen verehrten das Johanniskraut als Lichtbringer und Symbol für die Sonne. Geerntet wurde es zur Sommersonnenwende am 21. Juni, und zu Sonnenwendfeiern tragen Frauen und Mädchen Kränze aus Johanniskraut. Mit der Christianisierung verschob sich die rituelle Bedeutung auf Johannes den Täufer. Die Pflanzen blühen um den Johannistag (24. Juni) herum.
Das Echte Johanniskraut ist eine ausdauernde Pflanze mit stark verästelter, spindelförmiger, bis 50 cm Tiefe reichender Wurzel. Der 15 cm bis einen Meter hohe aufrechte Stängel ist durchgehend zweikantig und innen markig ausgefüllt (nicht hohl). Dadurch unterscheidet sich das Echte Johanniskraut von anderen Johanniskrautarten. Die Art tritt vorwiegend in größeren Gruppen auf, allerdings sind diese selten bestandsbildend.

Das Echte Johanniskraut ist die in Europa am weitesten verbreitete Art seiner Gattung und in Europa, Westasien und Nordafrika heimisch. In Ostasien, Nord- und Südamerika und in Australien ist es eingebürgert worden. Man findet es in tiefen bis mittleren Höhenlagen. Es wächst verbreitet in Gebüschsäumen, an Waldrändern, Wegen und Böschungen, in Magerwiesen und -rasen, in Ginster- und Heidekrautheiden, in Brachen und Waldverlichtungen oder auf Bahnschotter als Pionierpflanze. Aufgrund der Verwendung als Heilpflanze wird das echte Johanniskraut landwirtschaftlich angebaut. Gleichzeitig gilt es im übrigen landwirtschaftlichen Anbau als "Unkraut". 
Es werden vier Varietäten unterschieden:
• Schmalblättriges Echtes Johanniskraut (var. angustifolium DC.): Es hat schmalere Blätter und kleinere Blüten. Diese Variante enthält praktisch kein Rutin, was sie für die pharmazeutische Verwertung weitgehend unbrauchbar macht.
• Breitblättriges Echtes Johanniskraut (var. latifolium W.D.J. Koch): Es hat breitere Blätter und größere Blüten.
• Kleinblättriges Echtes Johanniskraut (var. microphyllum DC.): Es hat kleinere Blätter und kleinere Blüten.
• Gewöhnliches Echtes Johanniskraut (var. perforatum) Inhaltsstoffe Johanniskraut guter Qualität enthält durchschnittlich 0,1–0,15 % Gesamt-Hypericine Für die Wirksamkeit sind des Weiteren 2–4 % Flavonoide und Bioflavone verantwortlich. Bisher ausschließlich in dieser Art nachgewiesen wurden das antibiotisch wirksame Hyperforin sowie das Adhyperforin. Man geht davon aus, dass die therapeutische Wirksamkeit durch ein Zusammenwirken mehrerer Wirkstoffe und Wirkmechanismen zusammenkommt. Zur Arzneimittelherstellung werden Hypericingehalte von 0,15 % und hohe Flavonoidgehalte gefordert, zudem müssen Grenzwerte für Cadmium (0,5 mg/kg) und Blei (5,0 mg/kg) eingehalten werden. Ein weiterer medizinisch wirksamer Inhaltsstoff ist mit bis zu 7,2 % Gehalt im ätherischen Öl das Sesquiterpen Spathulenol.

Für die Produktion verschiedener Präparate auf Johanniskrautbasis werden Kultursorten des Johanniskrauts unter Feldbedingungen angebaut. Steigender Bedarf, der durch Wildsammlung nicht mehr gedeckt werden konnte, führte zu einer Ausweitung des Anbaus seit den 1990er Jahren. Die Art zählt zu den wichtigsten in Deutschland angebauten und verarbeiteten Arzneipflanzen. 1999 wurde Johanniskraut in Deutschland auf 630 Hektar angebaut, vor allem in Thüringen. In Österreich (Waldviertel) wurden 1999 bis zu 240 Hektar kultiviert. Derzeit sind es immer noch etwa 50 Hektar (2009). Auch in Polen und Südamerika wird die Pflanze kultiviert. Zum Anbau eignen sich magere, humose Böden in sonniger Lage, ideal sind unkrautarme Flächen mit guter Wasseraufnahme. Da Johanniskraut bei saurer Bodenreaktion verstärkt das für Menschen giftige Cadmium aufnimmt und daher als Akkumulatorpflanze zählt, sollte der pH-Wert des Bodens neutral oder leicht basisch sein, zudem sind Standorte mit erhöhter Cadmiumbelastung (z.B: Schieferverwitterungsböden) ungeeignet. Die Kultur erfolgt über zwei bis drei Jahre, geerntet wird ein bis zwei mal jährlich. Dabei werden die Knospen, Blüten und Zweigspitzen zur Blütezeit geerntet. Für Frischware wird das Kraut von Hand oder mit einer Pflückmaschine geerntet. Zur Trocknung vorgesehenes Gut wird mit Spezialmaschinen oder umgebauten herkömmlichen Erntemaschinen (Mähdrescher, Feldhäcksler) eingebracht. Die Krauterträge schwanken stark und liegen zwischen 4 und 26 t Frischmasse pro Hektar. Dem Erntegut wird unmittelbar nach der Ernte bei 40–60 °C auf Satz-, Horden- oder Bandtrocknern das Wasser bis auf 10 % Restfeuchte entzogen. 

Die oval-eiförmigen bis länglich-linealischen Blätter werden bis 3 cm lang und sind dicht mit durchsichtigen Öldrüsen besetzt. Der Blütenstand ist eine Trugdolde. Am Abend und beim Abblühen rollen sich die Blütenblätter an den Seiten in der Längsachse ein. Die getrockneten Blüten enthalten bis zu 1,4 % des roten Farbstoffes Hypericin. Die Hypericin-Aufnahme führt bei nicht pigmentierten (weißen) Weidetieren (Pferde, Schafe, Ziegen etc.) nach der Bestrahlung durch Sonnenlicht zu Hämolyseerscheinungen.

Bereits in der Antike wurde Johanniskraut als Heilpflanze verwendet. Heute wird es als pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung von leichten bis mittelstarken depressiven Verstimmungen oder nervöser Unruhe eingesetzt. Äußerlich werden ölige Zubereitungen angewendet.
Die Wirksamkeit von Johanniskraut in der Therapie der Depression ist allerdings umstritten. Es gibt sowohl klinische Studien, die eine Wirksamkeit belegen, als auch solche, die keine Überlegenheit gegenüber Placebo zeigen.  Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen geht davon aus, dass Johanniskraut einen Effekt bei leichten Depressionen hat.
Als Hauptwirkstoff des Johanniskrauts gilt Hyperforin. Standardisierter Johanniskrautextrakt erhöht durch eine Wiederaufnahmehemmung der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin deren Konzentration an den Synapsen.
Die behauptete antivirale Wirkung gegen das Hepatitis-C-Virus beim Menschen existiert jedenfalls in den üblichen Dosen nicht, vielmehr wird eine zusätzliche Schädigung der Leber hervorgerufen, die bei höheren Dosen zum akuten Leberversagen führen kann.
Johanniskraut-Arzneimittel sind im Allgemeinen gut verträglich, unerwünschte Nebenwirkungen sind gering oder treten selten auf. Es kann zu geringe Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Erregung und Müdigkeit kommen und eine phototoxische Reaktion der Haut (Sonnenbrandneigung) hervorrufen, da Hypericin die Empfindlichkeit gegenüber UV-Licht erhöht (Photosensibilitätsreaktion).  Auch Rinder und Pferde, die zu viel Johanniskraut fressen, zeigen die genannten Symptome.
Ende der 1990er Jahre wurde festgestellt, dass Johanniskraut zu einem verstärkten Abbau von anderen Wirkstoffen führt. Deshalb wurde das zuvor frei erhältliche Johanniskraut 2003 der Apothekenpflicht unterstellt.  Johanniskraut induziert das Abbauenzym Cytochrom P450, Subtyp 3A4, in der Leber. Die Abbaurate einer Vielzahl von Wirkstoffen steigt somit an, und sie können ihre Wirkung verlieren. So kann Johanniskraut die Wirkung der Anti-Baby-Pille und anderer hormoneller Verhütungsmittel beeinträchtigen. Es bestehen auch Wechselwirkungen mit bestimmten AIDS-Medikamenten (HIV-Proteaseinhibitoren), Antibiotika wie Clarithromycin und einigen Antidepressiva. Auch Immunsuppressiva, die zum Beispiel nach Transplantationen gegen die Abstoßungsreaktion des Körpers gegeben werden, werden abgeschwächt.  Betroffen sind weiterhin die trizyklischen Antidepressiva Amitriptylin sowie Nortriptylin, Herzglykoside, Antikoagulantien (Phenprocoumon), Methadon, Buprenorphin, Antiepileptika (z. B. Carbamazepin, Valproinsäure), Benzodiazepine (z. B. Diazepam, Alprazolam, Lorazepam) und benzodiazepinähnliche Substanzen (z. B. Zolpidem und Zopiclon) sowie etliche andere Wirkstoffgruppen. Mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern wie Fluoxetin, Paroxetin, Citalopram etc. besteht die Möglichkeit einer Verstärkung serotoninerg bedingter Nebenwirkungen (Übelkeit, Durchfall, Blutdruckschwankungen, Erregung) bis hin zur Auslösung des lebensgefährlichen Serotonin-Syndroms (starke Blutdruckschwankungen, Fieber, Bewusstseinseintrübung, Verwirrtheit, Krämpfe).
Beim Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit ist Vorsicht geboten.
Johanniskraut wurde in der Volksmedizin als Abtreibungsmittel genutzt;  als Tee und Tinktur auch bei Menstruationsbeschwerden und pubertätsbedingten Verstimmungen verwendet.
Das „Rotöl“ wird als Einreibemittel bei Hexenschuss, Gicht, Rheuma, zur Schmerzlinderung und Wundheilung nach Verrenkungen und Verstauchungen, bei Blutergüssen und Gürtelrose verwendet, kann aber auch innerlich angewandt werden. Auch werden Sonnenbrand und Verbrennungen gelindert. Das Rotöl gilt als nicht reizendes, "kaltes Öl". Man gewinnt es, indem man Johanniskrautblüten zwei Monate lang in kaltgepresstes Oliven- oder Sonnenblumenöl einlegt, gelegentlich kräftig schüttelt und in der Sonne stehen lässt. Diesen Vorgang nennt man Mazeration.
Mit einem Ansatzschnaps aus Blüten und Kraut werden Einschlafstörungen und innere Unruhe behandelt.
Johanniskraut-Zubereitungen sind auch vereinzelt in Nahrungsergänzungsmitteln zu finden: dort als Johanniskrautöl („Rotöl“), dem allerdings die innerlichen arzneilichen Wirkungen nicht zugeschrieben werden dürfen.

Weitere Informationen:
Wikipedia - english - St.John´s wort

- bei Heilpflanzen-Lexikon der Apotheken-Umschau - Johanniskraut
-  bei W.Arnold - private Website - www.awl.ch   - Johanniskraut 

Können Mittel aus Johanniskraut helfen? link - bei www.gesundheitsinformation.de

- Johanniskrautpräparate. Johanniskraut kann gegen leichte bis mittelschwere Depressionen helfen. Wenn Extrakt und Dosierung stimmen, gilt seine Wirkung als wissenschaftlich belegt. Doch nur rund die Hälfte der Präparate im Test ist empfehlenswert. Ökotest Feb 2018 -

Website: Hypericum online - Hypericum perforatum

- Im Krünitz-Lexikon (1773) (link) - langer Artikel zu Johanniskraut

Auf Briefmarken - dies ist dort zu lesen -

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