09/07/23

Kalmus

 

Der (Indische) Kalmus (Acorus calamus) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Kalmus (Acorus) innerhalb der Familie Kalmusgewächse (Acoraceae). Die Sumpfpflanze stammt aus Asien und ist in Mittel- und Osteuropa bis Ostsibirien und in Ägypten eingebürgert. In Europa siedelte sich der Kalmus Ende des 16. Jahrhunderts an (lateinisch als Calamus aromaticus) in Mitteleuropa eingebürgert und ist auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet. Er zählt zu den Röhrichtpflanzen. Er besiedelt insbesondere in Marschland die Uferzonen nährstoffreicher, stehender und langsamfließender, sonnenwarmer Gewässer. Der Kalmus ist von der planaren bis zur montanen Höhenstufe anzutreffen.  Von Acorus calamus gibt es je nach Autor etwa drei bis vier Varietäten.
Der im heutigen Deutschen verbreitete Trivialname Kalmus mit den Varianten Kalmes und Kalmser ist seit spätmittelhochdeutscher Zeit belegt als kalmus(z) und geht über lateinisch calamus (später auch Calamus aromaticus) auf griechisch κάλαμος kálamos ‚Halm, Rohr, Schilf‘ zurück; denselben Ursprung haben verschiedene Bezeichnungen für schilfartige Gräser in den slawischen Sprachen wie russisch камыш kamyš ‚Simse’. Ebenfalls davon abgeleitet ist das Wort Karamell. „Falscher Kalmus“ ist eine Bezeichnung für die auch Wasser-Schwertlilie (im Mittelalter auch fälschlich acorus) genannte Sumpf-Schwertlilie. Synonyme sind: Synonyme: Gelbe Gilge, Gewöhnlicher Kalmus,  Kaninchenwurz, Kaninchenwurzel, Karremanswurz, Karremanswurzel, Schwertheu, Magenbrand, Magenwurz, Nagenwurz, Ackerwurz, Würtzriedt, Gewürzkalmus, 
Rotting, Zehrwurz; auch Deutscher Ingwer.
Kalmus ist  eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 60 bis 100, seltener bis 120 Zentimetern erreicht. Sie besitzt ein fleischiges, etwa daumenstarkes, aromatisch kampferartig riechendes Rhizom, das etwa 1,5 bis 5 % ätherisches Öl enthält. Die Vermehrung erfolgt in Mitteleuropa ausschließlich vegetativ über das Wachstum der Rhizome. Der Stängel ist dreikantig und zweizeilig beblättert. Die schwertförmigen Laubblätter sind unifazial und erinnern an die der Sumpf-Schwertlilie. Im Gegensatz zu dieser ist Kalmus im frischen Zustand aber etwas heller und eher gelbgrün gefärbt. Zudem sind die Ränder an manchen Stellen typischerweise stark gewellt. Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli. Es sieht so aus, als ob der Blütenstand seitlich stehen würde; dabei handelt es sich um einen 4 bis 10 Zentimeter langen, grünlichen bis rötlichen Kolben. Die Spatha bildet die scheinbare Verlängerung des Stängels. Die zwittrigen Blüten sind unscheinbar (3 bis 4 Millimeter breit), dreizählig und pentazyklisch, bestehen also aus fünf Blütenblattkreisen. 
Die Früchte reifen in Mitteleuropa nicht.

Kalmus ist neben seiner Bedeutung als kultivierte Zierpflanze eine traditionelle Medizinpflanze der asiatischen Medizin, die (lateinisch als acorus) seit dem 12. Jahrhundert auch in Europa bekannt und als Heilpflanze verwendet wurde. Auch von indigenen Völkern Nordamerikas wird Kalmus für medizinische Bäder, Räucherungen sowie für Teezubereitung und als Gewürz verwendet.
Vom Kalmus wird der Wurzelstock (Calami rhizoma) verwendet, der im September und Oktober geerntet wird. Aus den Rhizomen wird das Kalmusöl gewonnen, das in der Heilkunde und bei der Parfüm- und Likörherstellung (hier hauptsächlich für Magenbitter) verwendet wird. Kalmus gilt als kräftigend, die Magensekretion fördernd und appetitanregend. Weiters soll Kalmus gegen Flatulenzen (Blähungen), Verdauungsstörungen, Gastritis und Magengeschwüre helfen. Er könne auch gegen Erschöpfung und Schwäche infolge von Magen-Darm-Beschwerden sowie Krämpfe infolge von Flatulenzen eingesetzt werden.
Das Kauen der Wurzel soll stimmungsaufhellend sein und in höherer Dosis leichte Halluzinationen verursachen, wofür die enthaltenen Asarone verantwortlich gemacht werden. Der Wurzel und den Asaronen werden auch aphrodisierende Eigenschaften zugeschrieben. Asarone wirken allerdings mutagen, karzinogen sowie reproduktionstoxisch, während die angegebenen positiven Wirkungen wissenschaftlich nicht nachgewiesen sind.

 

Informationen:

Wikipedia - engl. Acorus calamus

Stindt, A.: Kalmus gegen Appetitlosigkeit und für eine gesunde Verdauung. link bei www.heilpraxisnet.de  (06.09.2023) ⇒ Sandeep B. Rajput et al:  An overview on traditional uses and pharmacological profile of Acorus calamus Linn. (Sweet flag) and other Acorus species. Phytomedicine 21(3) 268-274 doi.org/10.1016/j.phymed.2013.09.020 (15.02.2014) - Amrita Devi Khwairakpam et al.: Acorus calamus: a bio-reserve of medicinal values. Journal of Basic and Clinical Physiology and Pharmacology doi.org/10.1515/jbcpp-2016-0132 (01.02.2018) - Deepak Chandra, Kundan Prasad: Phytochemicals of Acorus calamus (Sweet flag). Journal of Medicinal Plants Studies 5(5): 277-281 (2017)

Kalmus. link bei http://heilpflanzenwissen.at/ 

Kalmus – Infos & Wissenswertes. Rewe

Briefmarken mit Acorus calamus gibt es auch - hier.

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