12/09/13

Mastix - das Harz von Pistacia lentiscus

Mastix ist ein uraltes Genuss- und Heilmittel; es ist das Harz der Mastix-Pistazienbäume (Pistacia lentiscus).
Im Juni wird die Rinde der Pistazien angeritzt, so dass das Harz auslaufen kann (Härtung nach 10-20 Tagen) . Der größte europäische Mastixproduzent ist die griechische Insel Chios. Um ein Kilogramm des begehrten Harzes zu gewinnen, muss man etwa zehn Bäume (Pistacia lentiscus L. var. chia Desf.) ritzen. 2004 erzielte ein Kilogramm Mastix auf dem Markt etwa 85 Euro. Die Qualität des Chios-Mastix und der von der Levante ist für die Ölmalerei die beste. Er wird schon bei knapp 40 °C weich und ist in Terpentinöl und Alkohol ganz, in Benzin mit Rückständen lösbar. Er trocknet härter aus als Dammarfirnis und wird wie dieser verwendet. Schlechte Qualität vergilbt. Mastix enthält etwa 40 % Harzsäuren, etwa 50 % Harze und 2 % ätherische Öle. Mastix beginnt bei 80° C zu erweichen, bei etwa 100° C schmilzt es.

Zur Verwendung gelangt Mastix
- für medizinische Zwecke (es hat nachgewiesenermaßen antifungielle, antivirale, antibakterielle und antimikrobielle Wirkung), z.B. gegen allgemeine Magenbeschwerden, Magengeschwüre, Sodbrennen, Entzündungen (des Zahnfleisches, Parodontose, der Haut, Pickel, Akne), rheumatische Beschwerden und Wundbehandlung. Es ist ein Antioxidans und wirkt – worauf neue Forschung hinweist – offenbar auch gegen bestimmte Krebsarten wie Magenkrebs, Leukämie oder Prostata-Krebs.
- bei Lebensmitteln (Kaugummi, Backwaren, Limonade, Rakı, Süßigkeiten wie z. B. Lokum, etc.)
- als Naturkosmetik (Antiaging-Effekte, beruhigt und reinigt die Haut) und Körperpflegemittel (Zahnpasta, Gesichtscreme, Duschgels, Seifen etc.)
- als Klebstoff für Maskenbildner (künstliche Bärte, Warzen, etc.)
- als Schlussfirnis bei Ölgemälden in der Temperamalerei als Emulsionsbestandteil als Bestandteil des Geigenlackes (Geigenbau)
- als Klebstoff für Glas, Porzellan oder Pietra dura

Mastix wird bereits in der Bibel erwähnt (Gen 37,25 EU, Gen 43,11 EU). Wie wertvoll Mastix früher war, zeigt die Geschichte von Chios: Die Insel war wegen der Kultivierung der Mastixsträucher bereits in der frühen Neuzeit wohlhabend und bevölkerungsreich. Obwohl sich die Einwohner dem Osmanischen Reich gegenüber loyal zeigten, wurde während des Unabhängigkeitskriegs Griechenlands (1821–1829) die Bevölkerung von den Osmanen tyrannisiert. Beim Massaker von Chios wurden ca. 25.000 Inselbewohner getötet und geschätzte 45.000 Griechen als Sklaven verkauft. Die Mastix-Bauern blieben, wenn auch nur kurzzeitig, davon verschont.

Informationen:
wikipedia  - engl. mastic

Tourismus - link

Paraschos, S.; Mitakou, S.; Skaltsounis, A.: Chios Gum Mastic: A Review of its Biological Activities, Current Medicinal Chemistry, 19 (14) 2292–2302 (2012) (link)

Kandler-Schmitt, B.: Begehrtes Baumharz. Apotheken-Umschau 1.12.2013

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