05/09/21

Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media) - "Unkraut" und Wildgemüse

Die Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media), auch Vogel-Sternmiere, Hühnerdarm (wohl in Bezug auf den kriechenden, runden und gewundenen Stängel), Hühnerscherbe, Mäusegedärme oder Hustdarm genannt, ist eine Pflanzenart der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Das weit verbreitete „Unkraut“ kann als Wildgemüse und Heilpflanze verwendet werden.
Unter der Artengruppe Vogelmiere (Stellaria media agg.) werden folgende Arten zusammengefasst:
- Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media (L.) Vill. s. str.) mit den Synonymen Alsine media L. und Stellaria media subsp. media
- Großblütige Vogelmiere oder Auwald-Sternmiere (Stellaria neglecta Weihe)
- Bleiche Vogelmiere (Stellaria pallida (Dumort.) Crepin).
Die Vogelmiere ist ein Archäophyt, begleitet den Menschen seit der Steinzeit und kommt heute in den gemäßigten Breiten weltweit vor.
Sie kommt häufig in lückigen Unkrautfluren, auf Äckern, in Gärten und Weinbergen, an Wegen, Schuttplätzen und an Ufern vor. Sie bevorzugt feuchte, nährstoffreiche Böden, die auch im Schatten liegen können. Verbreitet ist sie von der Ebene bis ins Gebirge. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil auf dem Gipfel der Jöchelspitze auf Schaflägern bis zu 2226 m Meereshöhe auf.
Die Gewöhnliche Vogelmiere ist eine einjährige krautige Pflanze. Ihre niederliegenden 3 bis 40 cm langen Stängel bilden oft kleinere Rasenteppiche aus. Der Querschnitt des einreihig behaarten Stängels ist rund. Die Laubblätter sind eiförmig und spitz. Die kleinen Blüten erinnern an weiße Sterne, was der Pflanze den lateinischen Namen „Stellaria“ beschert hat.
Sie ist sehr ausbreitungs- und vermehrungsfreudig und überzieht frisch bearbeitete Böden schnell mit einem Rasen. Eine Pflanze kann bis zu 15.000 Samen bilden, pro Jahr können darüber hinaus zwei bis drei Generationen wachsen. Selbst im Winter können neue Pflanzen aus den gekeimten Samen entstehen. Das Kraut und die Samen werden gern von Vögeln gefressen, worauf auch der deutsche Trivialname Bezug nimmt. Die Vogelmiere wird meist als „Unkraut“ bezeichnet, doch ist ihr Nutzen gerade in Kulturen wie Weinbergen und Gärten nicht zu unterschätzen, da die dichten, flachen und bis zu 40 cm langen Ausläufer den Boden im Sommer vor Austrocknung, im Winter vor direkter Kälteeinwirkung schützen und allgemein erosionsmindernd wirken. Auf der anderen Seite tritt die Vogelmiere vor allem in Wintergetreide – seltener im Sommergetreide –, im Mais- und Kartoffelanbau sowie im Grünland als Schädling auf.
In der Küche kommt die gesamte Pflanze zum Einsatz. Blätter und Stängel werden fein gehackt und für Salate, Kräuterquark, Pesto, grüne Smoothies oder Frühlingssuppen verwendet. Die milde Note ist ein guter Ausgleich zu bitteren und herben Wildkräutern. Auch kurz gedünstet als Gemüse ist die Vogelmiere sehr schmackhaft. Für eine grasgrüne Salsa wird die Pflanze zerkleinert und mit Zitronensaft, Öl, Salz und Pfeffer gemischt. Der frische Geschmack passt hervorragend zu Fisch und Spargel.
Der Vogelmiere werden schmerzlindernde Heilpflanzenqualitäten zugeschrieben. Neben den möglichen Heilwirkungen verfügt diese Pflanze auch über einen Wert als Nahrungs- beziehungsweise Genussmittel. Ihr Geschmack erinnert an jungen rohen Mais.  Vogelmiere enthält doppelt so viel Calcium, dreimal so viel Kalium und Magnesium sowie siebenmal so viel Eisen wie Kopfsalat. Bereits 50 Gramm Vogelmierensalat entsprechen in etwa dem täglichen Vitamin-C-Bedarf eines Erwachsenen. Aufgrund des Saponingehalts sollten jedoch nicht zu große Mengen verspeist werden. In der Naturheilkunde findet es vielfältige Anwendung. So wird ein Extrakt der frischen Pflanze zur Behandlung von Rheumatismus und Gelenkschmerzen verwendet. Als Tee ist es zur äußeren und inneren Anwendung im Gebrauch. In der Volksmedizin wird sie bei Erkrankungen der Atemwege eingesetzt, außerdem soll sie gegen Entzündungen, Schmerzen, Krämpfe, Leberbeschwerden, Rheuma und Blasenerkrankungen helfen und allgemein der Reinigung und Stärkung des gesamten Organismus dienen. Es können alle Pflanzenteile verwendet werden.

 

Informationen:

Wikipedia  - engl. Stellaria media -

Vogelmiere : Mild-würziges Aroma für Salat und Salsa. BZfE News 16.05.2018
Wiener, S.: Die Zutat. Der Köchin neue Freun­d:in­nen. TAZ 08.05.2021
- Vogelmiere bei www.gutekueche.at -
Die Vogelmiere schmeckt nicht nur den Vögeln. link bei www.waschbaer.ch  15.10.2017
Vogelmiere – die leckere Heilpflanze ohne Nebenwirkungen. link bei www.gesundheitswissen.de -

- Vogelmiere bei www.heilkraeuter.de -
- Stellaria media Vogelmiere. Caryophyllaceae  bei www.henriettes-herb.com -
- Stellaria media - (L.)Vill. bei www.pfaf.org -
- Vogelmiere -  bei  www.antik.news

Aus dem Archiv: Frische Kräuter im Frühling: Die fein-würzige Vogelmiere. aid aktuell, 15.04.2015 (aid) - Die zarte Vogelmiere kann wie die Petersilie zum Würzen eingesetzt werden. Auch im Salat ist das Wildkraut ein Genuss, etwa in Kombination mit Blattsalaten, Gurke, Paprika, Roter Beete oder Früchten wie Äpfeln und Beeren. Fein gehackte Vogelmiere und Frühlingszwiebeln kann man im Verhältnis 1:1 mischen und mit saurer Sahne, etwas Salz und Pfeffer verrühren. Für eine grasgrüne Salsa wird die Pflanze mit Zitronensaft, Öl, Salz und Pfeffer gemixt und zu Fisch, Spargel und Kräutersuppen gereicht. Mit Pinienkernen und Parmesan gelingt ein köstliches Pesto zu Pasta und als Brotaufstrich. Auch Gemüsepfannen, hellem Fleisch und Kräuterquark gibt die Wildpflanze eine besondere Note. Vogelmiere ist sehr gesund und enthält die Vitamine A, B und C sowie reichlich Kalium. Bereits 50 g rohe Vogelmiere decken den Tagesbedarf an Vitamin C eines Erwachsenen. Das Glykosid Saponin ist für die schleimlösende Wirkung verantwortlich. Zudem soll die alte Heilpflanze gegen Rheuma und Gicht helfen, Entzündungen hemmen und das Blut reinigen. Die Vogelmiere (Stellaria media) ist sehr robust und wächst großflächig in vielen Gärten, weshalb sie häufig als Unkraut abgetan wird. Das zarte Pflänzchen besitzt kleine weiße Blütensterne, die sich von März bis Oktober öffnen. Man findet es auch im Wald, auf brachliegenden Äckern und am Wegesrand. Feinschmecker ernten die jungen Triebspitzen, die noch dicht von Blättern umgeben sind. Vor dem Verzehr sollte Vogelmiere gründlich gewaschen werden. Heike Kreutz, www.aid.de Weitere Informationen: Zum Thema Kräuter unter  www.was-wir-essen.de/abisz/kraeuter.php aid aktuell - 24.06.2015 -   Frische Kräuter im Frühling: Die fein-würzige Vogelmiere. aid aktuell, 15.04.2015 (nicht mehr aktuell)

Die Vogelmiere gibt es auf einer Briefmarke aus Schweden (MiNr.3219-23, 03.05.2018) Speisekammer Natur: Essbare Pflanzen.  u. a.  Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media), Gundermann (Glechoma hederacea)  (Abb)