Verbraucher differenziert nach Region

Die Lebensumwelt hat großen Einfluss auf das Verhalten. In der Entwicklung der Menschen (individuell und gesellschaftlich) vergrößert sich die erlebte Umwelt. Der „nesthockende“ Mensch erfährt zuerst nur die Lebensumwelt seiner unmittelbaren Bezugspersonen. Wenn Kinder gehen gelernt haben, können sie ihren Lebenserfahrungsraum erweitern. Die Vertrautheit dieser frühen Phase führt zu nachhaltigen Prägungen, das schließt Sprache und Essen ein. Die geographischen Räume sind sehr unterschiedlich. In Deutschland gibt es immer noch verschiedene Sprachen (Dialekte) und „Küchen“. Heute haben Menschen zwar die Möglichkeiten überall auf dem Globus Lebensumwelten zu finden, man könnte seine Heimat im „global village“ suchen. Für die Mehrheit gilt jedoch, dass sich Raumbezüge zur Nachfrage zeigen. Zwar sind nicht mehr die klassischen ländlichen Haushalte ein wichtiges Segment, aber es gibt sie noch, und sie unterscheiden sich von den Stadthaushalten (Deenen 1996). Die Lebens-, Arbeits- und Freizeitorte der Verbraucher liegen im Raum verteilt, erfordern Mobilität und Kommunikation, verbrauchen Güter und Zeit. Es wirkt sich auf die Nachfrage aus, in welchem Wohnquartier der Verbraucher wohnt, wo er einkaufen kann und wo er arbeitet und seine Freizeit verbringt (City Lage vs Stadtrand, Ballungsgebiet vs flaches Land). So hat Raumplanung und Raumentwicklung Einfluss auf die Nachfrage (Lebens¬mittelzeitung 1999a).

In den verschiedenen deutschen Regionen („Landsmannschaften“) zeigen sich noch die be-kannten Ernährungstraditionen: der Weißwurst-Äquator ist ebenso vorhanden wie traditionelle Speisen der verschiedenen „Volkstämme“ (Weggemann 1990).

In den Verbraucheruntersuchungen wird auch die Lebensmittelnachfrage nach der Variable Bundesland bzw. nach Nielsen Gebieten differenziert (AC Nielsen o. J., s. Abb. 1.42 Kap. 1.4.4.9). Dies ist jedoch ungenügend, denn das Ernährungsverhalten wird durch den engeren regionalen Raum geprägt. Jede Region hat ihre traditionellen Alltagskulturen, und die Verbraucher tragen einmal geprägte Verzehrsgewohnheiten in ihrem weiteren Lebensweg mit („Der Auswanderer vergisst eher seine Sprache, als seine Verzehrsgewohnheiten“). So müssten diese identifizierten regionalen Verzehrstypen in den Lebenslauf, die biographischen Angaben, bei Verbraucherstudien mitaufgenommen werden.

Diese Wiederentdeckung des lokalen, regionalen Raumes passt in die Bemühungen, das lokale und regionale Handeln als Ausgleich zur Globalisierung zu fördern und zu revitalisieren.

Verschiedene Kulturen - Menschen verschiedener Herkunft - werden mit charakteristischen Eigenschaften verknüpft; (Geschichte - Beschreibung - fremde Völker - Bild - Völkertafel);  verschiedene Völker charakterisiert mit Lebensmittel (z.B. Deutschland - teh Krauts; Kartoffelesser usw)

Erdmann, U. u.a. (Hg.): Die Region. Eine Begriffserklärung. transcript-Verlag, Bielefeld, 2022 (open access)