Verbraucher mit unterschiedlichen physiologischen Bedürfnissen
Die Nahrungsbedürfnisse stehen in Beziehung mit der Physiologie (Stoffwechsel) der Menschen. Diese ändert sich mit dem Alter Mit Eintritt der Pubertät zeigen sich auch zwischen Mann und Frau Unterschiede in den Nährstoffbedürfnissen, besonders gilt dies für folgende Phasen: Menstruation, Schwangerschaft, Stillen und Wechseljahre (DGE et al. 2000). Frauen und Männer unterscheiden sich auch in ihren gesellschaftlichen Funktionen, und dies wirkt sich auf die Ernährung aus. Dies hat vielfältige Bezüge, wie z.B. in der Kompetenz, im Umgang mit den Lebensmitteln und in den Einstellungen zu den verschiedenen Lebensmittelgruppen. (die gesellschaftliche Rolle der Geschlechter - Gender - wird auch im Bereich - Haushalt - beschrieben) (siehe auch)
Die Unterschiede in der körperlichen Aktivität sind ein weiterer Bereich (und dieser war und ist auch geschlechtsspezifisch differenziert), der die physiologischen Bedürfnisse beeinflusst. Der Grad der beruflichen Arbeitsschwere bestimmt wesentlich den Nahrungsenergiebedarf, oder wer mehr arbeitet, muss mehr Essen. Heute essen manche noch wie Schwerarbeiter, doch Maschinen haben die körperliche Arbeit ersetzt, und gerade in solchen Berufsbereichen ist die Zahl der Übergewichtigen hoch. Die Energiebilanz wird heute eher im Freizeitbereich hochgehalten, wobei eine Spaltung der Gesellschaft zu beobachten ist. Immer mehr haben immer geringere körperliche Aktivität (Epidemie der körperlichen Inaktivität und ihre Fol¬gen), und viele andere sind „süchtig“ nach körperlicher Ertüchtigung (Extrem- und Ausdauer¬sport, Fitness, body building), wobei hier Analogien zu Ess-Störungen gezogen werden können.
Neben weiteren externen Faktoren, die die Ernährungsbedürfnisse beeinflussen (wie Rauchen, chronische Medikamenteneinnahme, Infektionen, Operationsstress, psychischer Stress, usw.), gibt es eine interne Variationsbreite (Abb. 1.7). Die biologische Individualität/genetische Veranlagung (z.B. auch Körperbautypus) wird in Zukunft besser untersucht und charakteri-siert werden können, und sie geht über in die Berücksichtigung der Einflüsse der chronischen Erkrankungen und genetischen Defekte (Newborn Screening) auf den Nahrungsbedarf (Kap. 1.3.4.3). Auch kurz-zeitige Erkrankungen wie z.B. Magen-Darm-Störungen (Resorptionsstörungen, Durchfall, Verstopfung, u.a.m.) beeinflussen die Ernährungsbedürfnisse. Ebenso könnten Diagnosen von Übergewicht, hohem Blutdruck und Cholesterinspiegel zu Ernährungsumstellungen führen.
(weitere Hinweise auf die Individualität des Menschen - Fingerabdruck <Daktylogramm>; jeder Mensch riecht anders - Spürhunde erkennen den individuellen Körpergeruch; - Verweis zu biometrische Personendaten - polizeiliche Sicherheitskontrollen).
http://de.wikipedia.org/wiki/Biometrie
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6rpergeruch
Abb. 16 - 1.7: Faktoren, die den Nahrungs(Nährstoff-)bedarf beeinflussen und deren Bestimmungsmethoden in Erhebungen
Quelle: Oltersdorf 1995 S. 62
Der Umfang der einzelnen die Ernährungsbedürfnisse beeinflussenden Faktoren ist nicht exakt zu belegen, und so sollen sie durch folgende Zusammenstellung umrissen werden:
- Frühgeborene Säuglinge (1,8 Millionen)
- Pubertät
- Schwerverletzte (6,6 Millionen)
- In den Wechseljahren befindliche Frauen
- Anteil der Bevölkerung, der „schwer aktiv“ Sport betreibt (bei 1 %) (Mensink 1999)
- Raucher (37 % der Männer, 28 % der Frauen) (Junge und Nagel 1999)
- Personen, die Medikamente einnehmen (52 % der Männer und Frauen nehmen täglich mindestens eine Tablette (wichtig: Schwangerschaftsverhütung, Schilddrüsenpräparate, blutdrucksenkende Mittel, Vitaminsupplemente) (Mensink 1999)
- Personen mit psychosomatischen Ernährungsstörungen: Anorexia nervosa, Bulimie (1-3 % der Jugendlichen)
- Personen mit psychischen Erkrankungen - Depression; Stress-geplagte; ADHS-Hyperaktivität; Hypochonder;
- Suchterkrankte Personen - Drogensüchtige
- Personen mit Alkoholproblemen
- Suchtkranke anderer Art (Spiel-, Kaufsucht)
- Personen mit Schlafstörungen
- Personen mit Magen-Darm-Problemen (Durchfall, Verstopfung) (Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten)
- Übergewichtige (BMI >25: 67 % der Männer, 52 % Frauen; Fettsucht: BMI >30: 18 bzw. 21 %) (Bergmann und Mensink 1999)
- Personen mit einer Hypercholesterinämie (ca. 1/3 der Erwachsenen) (Thefeld 2000)
- Personen mit Hypertension (30 % der Männer, 27 % der Frauen) (Thamm 1999)
- Personen mit metabolischem Syndrom
- Tage von Unwohlsein (Krankheitstage) (90 % der Deutschen gehen mindestens einmal im Jahr zum Arzt; jeder Deutsche ist ca. 12 Tage im Jahr krank) (Bergmann und Kamtsiuris 1999)
- Personen mit Schmerzen (Bellach et al. 2000a)
- Personen mit Verletzungen (8,5 Millionen im Jahr) (Casper 2000)
- allergische Reaktionen (einschliesslich Asthma)
Für solche besonderen Bedürfnisse sind bereits spezielle Ernährungsformen (Diäten) entwickelt worden, doch kann in diese Richtung das Angebot an funktionellen Lebensmitteln (functional foods) noch erweitert werden (Kap. 1.4.2.2).
Lebensmittelverbrauch dieser Gruppen (OLT218 1442)
Gesundheits- und Ernährungszustand dieser Gruppen (OLT218 332)
weitere Gruppen - z.B. Wetterfühligkeit - laut einiger Umfrage ca 50% der Erwachsenen in Deutschland davon betroffen
- Prädiktive Diagnostik - Arnemann J. (2019) Prädiktive Diagnostik. In: Gressner A.M., Arndt T. (eds) Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-48986-4_3560
- Biomarker - wikipedia -
Eisenreich, R.: Jenseis der Normperson, Geschlecht, Alter, soziale und wirtschaftliche Lage: All das hat Einflußauf unsere Gesundheit, Die Diversitätsmedizin versucht das zu berücksichtigen. Spektrum der Wissenschaft 25.08.2024
Sonnet, M.:Warum Diversität in der Medizin unbedingt eine Rolle spielen muss Diversität in der Medizin „Menschen sind nunmal vielfältig“. Medical Tribune 19.03.2024