09/11/16
Freeganismus ist eine politisch motivierte Lebenshaltung, deren Anhänger den eigenen Lebensunterhalt möglichst unabhängig von Konsum zu bestreiten versuchen. Medial werden Freeganer häufig auf das „Containern“ reduziert, weil sie sich von weggeworfenen Sachen oder Geschenken anderer ernähren.
Im Gegensatz zu Menschen, die aus wirtschaftlichen Zwängen einer Notwendigkeit unterliegen (Armut), von Spenden oder „Müll“ anderer zu leben, begeben sich Freeganer mehr oder weniger bewusst in diese Situation. Häufig ist diese Entscheidung aus einer anarchistischen oder antikapitalistischen politischen Position motiviert, die an der „Konsumgesellschaft“ und der „Wegwerfgesellschaft“ eine grundsätzliche Kritik übt. Soziologisch rekrutieren sich die Freeganer in den USA überwiegend aus dem linksliberalen bis linksradikalen akademischen Milieu, gehören überwiegend der Mittelschicht an und haben einen Job oder gehen freiwillig keiner Lohnarbeit nach.
Der Freeganismus ist einerseits eine Möglichkeit für politische Aktivisten, ihr eigenes Leben unabhängig(er) von „kapitalistischen Zwängen“ zu gestalten; eine Fallstudie in den USA 2010 bemerkte etwa, dass eine Containertour etwa Lebensmittel im Wert von $ 100-200 generieren kann.
Im deutschsprachigen Raum sind sogenannte Volxküchen häufig freegan, beziehen ihre Nahrungsmittel also nicht aus dem Handel. Umsonstläden oder Infoläden verschenken häufig auch Möbel, Elektrogeräte oder Fahrräder, die containert und notdürftig repariert bzw. gereinigt wurden, und sind damit Teil einer Gesellschaftsvorstellung, die auf einer Schenkwirtschaft oder aber einer Umsonstökonomie aufbaut.
Das Wort Freegan wird abgeleitet von englisch free für „frei“ und vegan für jemanden, die aus einer ablehnenden Haltung gegenüber der Behandlung von Tieren als Ressourcen beziehungsweise Waren heraus grundsätzlich keine Tierprodukte verzehrt. In der Praxis teilen nicht alle Freeganer auch eine vegane Position.
Information
wikipedia - engl. Freeganism
Strafsache Lebensmittelrettung: Ein Richter in Bayern bestraft zwei Frauen, die Essen aus dem Abfall fischen wollen. TAZ 01.02.2019
Dazu passend Apps wie „TooGoodToGo“ und „ResQ Club“ und der Onlineshop „Sirplus“
- Black, Rachel: Eating Garbage – Socially Marginal Food Provisioning Practices. In: Consuming the Inedible: Neglected Dimensions of Food Choice, 2009, Berghahn Books, 2007, ISBN 978-1-84545-684-9, S. 141-151
- Thomas, S.: Do freegans commit theft?. In: Legal Studies. 30, Nr. 1, 2010, S. 98–125. doi:10.1111/j.1748-121X.2009.00142.x.
- Edwards, Ferne: Dumpster Dining. In: Alternatives Journal. 32, Nr. 3, 2006, S. 16-18.
- Coyne, Michelle: From Production to Destruction to Recovery: Freeganism’s Redefinition of Food Value and Circulation. Iowa Journal of Cultural Studies. 10, Nr. 11, 2009.
- Victoria, C.: Dumpster Dinners: An Ethnographic Study of Freeganism. Journal for Undergraduate Ethnography. Nr. 1, 2011, S. 43.
- Shantz, Jeff: One Person's Garbage... Another Person's Treasure: Dumpster Diving, Freeganism, and Anarchy. VERB. 3, Nr. 1, 2005.
- Corman, Lauren: Getting Their Hands Dirty: Raccoons, Freegans, and Urban “Trash”. Journal for Critical Animal Studies. 9, Nr. 3, 2011, S. 28-61.
- Oakes, Warren: Why Freegan (link bei www.freegan.info )
Der Müllprotest - Blick (Schweiz) 13.05.2012
- Bin Appetit - youtube.com 30.03.2010
- Mülltaucher – Protest mit dem Griff in die Tonne- Planet-Wissen 15.08.2016 -
Freeganer - „Die Ernährungskünstler: Essen ohne Geld“ NDR 08.04.2016 -
- Freeganism bei - www.trashwiki.org
- www.freegan.at
- www.freegan.info (internationale Seite)
- www.dumpstern.de - Containern aus Armut
Freeganer - Menschen, die sich bewusst Lebensmittel aus dem Abfall bzw. Überfluss von Supermärkten holen ("abgelaufene") Ware (SWR2 - Sendung) und auch - Ursel Nendzig - MülltrennungMülltrennung - wie man von dem lebt, was andere wegschmeißen - BIORAMA Nr.2_2009, S. 32f - http://www.biorama.at /
Reportage (link) beii www.effilee.de (08.09.2011)
Familie aus der Tonne ernährt. TAZ 25.10.2014 -
Foodsaver, Fairteiler u.a. - Freitag 25.08.2016 -