Süßer Geschmack ist der (einzige) Geschmack, der dem Menschen angeboren ist, d.h. bereits Neugeborene können süss (als angenehm) wahrnehmen. Süß ist ein Anzeiger für Zucker (Mono- und Disaccharide), die Energielieferanten sind. (Süß ist mit Sicherheit und angenehmen Gefühlen verbunden - siehe Einstellung - Geschmack).
Das süsse Lebensmittel ist der Zucker und der Zucker des allgemeinen Sprachgebrauchs ist der Rohrzucker (bzw. Rübenzucker). Es gibt viele weitere süßschmeckende Substanzen - Süßungsmittel - will den süßen Geschmack, aber die Energie-sparen.

Borgstede, M., Eggert, F.: The formal foundation of an evolutionary theory of reinforcement. Behavioural Processes, Volume 186, 104370. https://doi.org/10.1016/j.beproc.2021.104370 (May 2021) ⇔ Verhaltensänderungen beim Eisessen. idw-Pressemitteilung 03.05.2021  - www.uni-bamberg.de/allgpaed/forschung/projekte/lernen-als-selektionsprozess  -  Der süße Geschmack des Zuckers ist daher im Laufe der Evolution zu einem Signal für evolutionäre Fitness geworden.

Die Rezeptoren  für den süssen Geschmack liegen auf der Zunge (Forschung am DIfE - Prof. Dr. Wolfgang Meyerhof - http://www.dife.de/de/index.php?request=/de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=MOGE&kst=KR1101  )

"Für die Wahrnehmung des süßen Geschmacks ist ein heterodimerer Rezeptor verantwortlich, der aus den beiden G-Protein-gekoppelten Rezeptoren T1R2 und T1R3 zusammengesetzt ist. Dieses Heterodimer vermittelt den süßen Geschmack aller für den Menschen süß schmeckender Stoffe, obwohl diese sehr unterschiedliche molekulare Strukturen aufweisen. Die Fähigkeit eine Vielzahl unterschiedlicher Stoffe zu detektieren wird durch den besonders langen extrazellulären N-Terminus der beiden Rezeptoruntereinheiten bewerkstelligt. Zur Bindung der einzelnen Stoffe sind verschiedene Teile des N-Terminus vonnöten. Sämtliche Arten der Familie der Katzen haben eine Mutation im T1R2-Gen, weswegen sie keine Süßwahrnehmung haben" aus http://de.wikipedia.org/wiki/Gustatorische_Wahrnehmung #S.C3.BC.C3.9F.2C_bitter_und_umami  (29.07.2010)

"Die Messung der Süßkraft von Stoffen ist relativ problematisch. Es gibt bisher keine Laborinstrumente, mit denen die Süßkraft gemessen werden könnte. Üblicherweise stellt man eine 10%ige Lösung des Süßstoffes her und bildet einen Mittelwert der subjektiven Einschätzungen einer Reihe von Testpersonen. Die Werte der Süßkraft beziehen sich dabei auf Saccharose, welcher eine Süßkraft von 1 zugeordnet wird"  http://de.wikipedia.org/wiki/S %C3%BC%C3%9Fkraft  (29.07.2010)

Zu den süßesten Früchten zählen Datteln.

Süßes verführt Menschen zu viel zu essen ("Ernährungs-Sünde").
Warum wir von Knabberkram nicht genug kriegen. Web-Magazin 18.05.2023 "Und ganz besonders glücklich reagiert das Gehirn, wenn Zucker und Fett in einem Lebensmittel miteinander kombiniert sind. Manche Experten sprechen vom sogenannten Nutella-Effekt."

Landwehr, St. C, Monika Hartmann et al.: The kids are not all the same – Heterogeneity in children’s snack purchase behavior. Food Quality and Preference 109, 104906,  https://doi.org/10.1016/j.foodqual.2023.104906 (July 2023) ⇔ Sweet snacks: Children have very different preferences - Some focus primarily on price, others on taste, according to a study by the University of Bonn. link bei www.eurekalert.org 07.06.2023 

Thanarajah, E. et al., Habitual daily intake of a sweet and fatty snack modulates reward processing in humans. Cell Metabolism https://doi.org/10.1016/j.cmet.2023.02.015 (22.03.2023) ⇔ Sweets change our brain - Why we can't keep our hands off chocolate bars and co.  link bei www.mpg.de 22.03.2023 - Süßigkeiten verändern unser Gehirn. idw-Pressemitteilung 22.03.2023 - Sweets change our brain - Why we can't keep our hands off chocolate bars and co. link bei www.eurekalert.org  (Medienecho am 23.03.2023  z.B. Bild-Zeitung "NEUE MAX-PLANCK-STUDIE Süßes und Fettiges verändern unser Gehirn)  / Stoffwechselforschung: Süßigkeiten verändern unser Gehirn. Ernährungs-Umschau Mai 2023, S. M275

Europäer schmecken Süßes besser

Dank einer bestimmten Genvariante können Europäer offenbar Süßes besser schmecken als Menschen aus Asien oder Afrika. Das entdeckten jetzt Forscher um Alexey Fushan und Dennis Drayna

http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1003759&_z=859070

Genetiker stellt bei Menschen mit einer Herkunft aus höheren Breitengraden erhöhte Sensibilität für Zucker fest 

http://www.derstandard.at/1245820315821/Der-suesse-Zahn-der-Europaeer-ein-Ueberlebensmittel (Artikel 29.6.09 - eingesehen 29.07.2010)

http://www.cell.com/current-biology/abstract/S0960-9822(09)01254-8

Der süße Zahn der Europäer: ein Überlebensmittel

29. Juni 2009, Genetiker stellt bei Menschen mit einer Herkunft aus höheren Breitengraden erhöhte Sensibilität für Zucker fest

Bethseda - Europäer haben aufgrund ihres Erbgutes einen feineren Geschmackssinn für Zuckerhältiges als Menschen aus tropischen Regionen: Das berichten US-amerikanische Wissenschaftler vom National Institute on Deafness and Other Communication Disorders in der Zeitschrift "Current Biology". In einem Experiment mit Menschen aus verschiedenen Erdteilen entschlüsselten sie bei den Vertretern Europas ein Genpaar, das besonders auf Zucker sensibel ist und feinste Spuren davon schmecken lässt. "Bei Menschen in nördlichen Ländern sind diese Gene weit häufiger verbreitet als bei den Bewohnern der Tropen", berichtet der Genetiker Dennis Drayna.

Die Forscher ließen 144 Versuchspersonen aus Europa, Asien und Afrika neun verschiedene Substanzen kosten, die zwischen null und vier Prozent Kristallzucker aufwiesen. "Vierprozentige Saccharose erscheint jedem extrem süß - es ist vergleichbar mit einer widerlichen Nachspeise", so Forschungsleiter Drayna. Aufgrund dieser Beobachtungen wurde jeder Person ein bestimmter Wert von Zucker-Feinfühligkeit beigemessen. Ein Vergleich dieser Werte mit den Unterschieden bei einem auf Zucker empfindlichen Genpaar - TAS1R3 und TAS1R2 - zeigte, dass zwei Varianten des TAS1R3-Gens, die Feinfühligkeit der freiwilligen Testpersonen geradezu vorauszusagen schienen.

Das Ergebnis

Die Europäer - im konkreten Fall Menschen aus Großbritannien, Frankreich, Italien und Russland - hatten die Genexpression dieses Gens besonders stark ausgeprägt. Ähnliches galt für die getesteten Japaner, Han-Chinesen und Menschen aus dem Nahen Osten. Die Angehörigen mehrerer afrikanischer Völker wiesen das geringste Feingefühl für Süßes auf.

Als Ursache für diese erhöhte Sensibilität vermutet Draya den Mangel an Früchten und zuckerhaltigem Gemüse nördlich der Tropen. Europäer brauchten Drayas Vermutung zufolge diese erhöhte Sensibilität, um diejenigen regionalen Nahrungspflanzen aufzufinden, die am meisten energiereiche Kohlehydrate besaßen. "Alle Früchte, die hohen Zuckergehalt haben, wachsen vor allem in den Tropen und nicht in nördlicheren Breiten", so der US-Forscher.

... auf der anderen Seite zeigt dies umso deutlicher, wie sehr sich unsere gegenwärtigen Ernährungsgewohnheiten vom biologisch Sinnvollen entfernt haben: Denn diese ausgeprägte Sensibilität gegenüber der Geschmacksrichtung Süß hält viele Europäer nicht davon ab, viel zu viel zuckerhaltige Nahrung zu sich zu nehmen. - Nur für Kinder gilt dies nur bedingt: Diesen Frühlung wurde eine deutsche Studie veröffentlicht, derzufolge Kinder bis zum achten Jahr noch kein ausreichend entwickeltes Geschmacksempfinden haben, um übermäßig Süßes von maßvoll Süßem zu unterscheiden. (pte/red)

Abstract

Current Biology: "Allelic Polymorphism within the TAS1R3 Promoter Is Associated with Human Taste Sensitivity to Sucrose"

Süßer Geschmack von Lebensmitteln: Wie sich der Geschmack mit dem Alter verändert. BZfE News 02.09.2020 ⇔ Petty, S. et al.:  Relationship between Sucrose Taste Detection Thresholds and Preferences in Children, Adolescents, and Adults. Nutrients 12, 1918 (2020).

Reed, D.R. et al.: Sensory nutrition: The role of taste in the reviews of commercial food products. Physiology & Behavior, 2019; 112579 DOI: 10.1016/j.physbeh.2019.112579 ⇔ Big data says food is too sweet. ScienceDaily 24.06.2019 + link bei www.eurekalert.org 06.2019

Schaefer, M. et al.: Experiencing sweet taste is associated with an increase in prosocial behavior. Sci Rep 13, 1954 https://doi.org/10.1038/s41598-023-28553-9 (02.03.2023) ⇔ Süßes macht sozialer: Forschungsergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen süßem Geschmack und sozialem Verhalten. idw-Pressemitteilung 02.03.2023 von www.medicalschool-berlin.de -