Ernährungsprogramme - Ernährungsprojekte

Die Sicherstellung der Ernährung ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Nach dem es erreicht wurde, dass in Industriegesellschaften (wie z.B. Nordamerika, Westeuropa und Japan) Nahrungssicherheit erreicht ist, jedoch die Ernährungssicherheit noch nicht gegeben ist, wie z.B. die Welternährungs - -Zustandsberichte, die zeigen das Übergewicht zur Pandemie wird. Selbst in Entwicklungs-und Schwellenländern ist die Ernährung im Wandel (Nutrition in Transition) vom  Unter- zum Übergewicht (zwei Seiten). So ist es Aufgabe der Gesellschaft durch entsprechende Ernährungsprogramme etwas dagegen zu unternehmen.

Das Ziel der Ernährungssicherheit erfordert als erstes ein detailierte Zustandsanalyse, es ist eine "Karte" der Problem-Lagen zu erstellen, damit die Entscheidungsträger der Gesellschaft wissen, wo man steht und wohin man gehen muss, will man ans Ziel gelangen. Aus den Möglichkeiten, die vorhanden sind - Kapital und Können - entsteht (im idealen Fall) ein "Drehbuch" und der "Rollenverteilungs-Plan". Es ist zu entscheiden, wer schreibt den Text für die einzelnen Rollen; wer ist der Regisseur ?

Die moderne Gesellschaft (hat im Laufe der Zivilisation) gelernt, Zukunft zu gestalten; der Problemlösungs-Zyklus ist prinzipiell vertraut. Während  in "ursprünglicher" Weise organisierte Gesellschaften stark in der Gegenwart leben; haben wir es geschafft über mehre Jahre zu planen. Der landwirtschaftliche Zyklus (von der Saat zur Ernte) kann gut überbrückt werden. Die Herausforderung der Zukunft ist, dass wir für das Ziel Nachhaltigkeit lernen müssen, über die Jahre hinaus zu planen, und in Generationen und noch längeren Zeitraumen zu denken und handeln.

Der Problemlösungszyklus wird für den Zyklus der Ernährungs-Planung angewendet. Der erste Schritt ist das Erkennen der Situation: die Anwendung der Methoden der Ernährungserhebungen liefert die notwendigen Informationen ("Daten für Taten"), um  unter  Einbeziehung von  Gesundheits-  und Ernährungssystem-Modellen Analysen zur (Problem)Lage zu erstellen. Aufgrund der gesellschaftlichen Diskussionen zur Prioritisierung (Rangliste) der erkannten Probleme und unter Einbeziehung der Möglichkeiten zur Beseitigung der anerkannten Mißstände werden konkrete Ernährungsprogramme aufgestellt, organisiert, durchgeführt und kontrolliert (Monitoring, Evaluierung).

Für die praktische Planung und Durchführung von Ernährungsprogrammen ist es notwendig die Ernährungssystemzusammenhänge an zu erkennen; d.h. die vielen notwendige einzelnen Ernährungsprogramm-Teile müssen in einen Gesamtrahmen gestellt werden und das muss sich in der Organisation ("Management") widerspiegeln. Die praktischen "Arbeitsmodelle" werden immer "einfacher" sein, als die der  wissenschaftlich-theoretischen Problem-Analysen. Aus der Vergangenheit hat sich genug "Lehrmaterial" angesammelt, das belegt, die zielgerichtete Gestaltung von Verhalten (der Gesellschaft), erfordert mehr als eine Maßnahme oder eine Aktion; ein "Pausenapfel - an apple a day, keeps the doctor away" kann zwar ein gutes "Merk-Mal" für gesunde Ernährung sein, doch wird damit allein kein Ernährungsproblem gelöst.   Bei mechanischen Geräten kann der Fehler durch den Austausch eines defekten Teils zum Erfolg führen; nicht bei "Defekten" im Leben der  Menschen. So wenig wie es einen Schuldigen gibt (culprit) gibt es ein Allheilmittel (panacea). Es gibt nicht einen Weg zum Ziel, sondern mehrere. Es ist notwendig "Navigationsinstrumente" zu nutzen. Im Werkzeugkasten ("Tool Box") der Ernährungsprogramme ist das "Controlling" (Monitoring) ein Grundbestandteil. Das Instrumentarium sollte nicht aufwendig sein und zeitnah die Position anzeigen (Anwendung von "Short Cut Methods").

Das "Sammeln von Daten" (die Ernährungserhebung) dient sowohl der "Problem-Analyse" als auch dem "Monitoring". Die komplexe Realität muß in ein erfaßbares Modell reduziert werden. Hier müssen "gnadenlos" Kompromiße geschlossen werden; und es wird ein ewiger Zielkonflikt sein: je "genauer" man analysieren will, desto kosten- und zeitaufwendiger wird dieser Programmteil. Dadurch sinkt die Akzeptanz bei den Beteiligten und die Wahrscheinlichkeit, dass die "besseren" Ergebnisse zu spät kommen, um noch nützlich zu sein.  Andererseits muß jedem bewußt sein; eingeschränkte Modelle ergeben auch nur eingeschränkte Ergebnisse.
 
Ein weiteres "Essential" für Ernährungsprogramme ist die (gesellschaftliche) Einigung über die gemeinsamen (Ernährungs)Ziele. Die inherenten Zielkonflikte, bedingt durch verschiedene Sichtweisen und Interessenlagen sowie durch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen sollten "ausdiskutiert" und akzeptiert werden. Die Zielkonflikte sind vielfältig und dynamisch; es gibt verschiedene Normen und Bewertungsraster; es gibt Maxima und Minima; Optimum; kurz- mittel- und langfristige Zwischen -und Endziele.  Die Ernährungsziele (dietary goals) müssen darüberhinaus mit anderen Zielen der Gesellschaft in Beziehung gesetzt werden. Die Relevanz wird durch Daten belegt; welche individuelle und gesellschaftliche Kosten entstehen durch die vorhandenen Ernährungsprobleme (z.B. Kosten der Überernährung), und welche sind notwendig die Situation zu verändern (Kosten-Nutzen-Analysen). Die Programme erfordern die Einbettung in einen (inter)nationalen Aktionsplan; z.B. WHO Europe Food and Nutrition Action Plan). In Deutschland wurde 2008 der lange avisierte Nationaler Aktionsplan Ernährung eingeführt (link). (Österreich - Nationaler Ationsplan (NAP) (Entwurf NAP- 2010) jährliche Berichte -z.B. 2012).  Der Aktionsplan schließlich sollte idealerweise in ein schlüssiges Entwickklungskonzept für die Gesellschaft eingebaut sein, Bestandteil des gesamtpolitischen Rahmens sein. Die Gesellsschaft schafft damit den Rahmen (Verhältnisse) (Verhältnisprävention, empowerment) für die Gesundheit (durch richtige Ernährung und Lebensstil) der Bevölkerung (im Sinne der Ottawa-Charta) (Folie).

Die einzelnen Ernährungsprogramm-Teile, die Lösungsvorschläge (der vorhandene Werkzeugkasten der Public Health Nutritionists) sind sehr vielfältig, es gilt daraus für die betreffende lokale Situation (vor Ort) das geeignete herauszusuchen. (nach dem Motto - global aims, regional plans, local acting) (Glokal). Die Ernährungsprogrammteile sind im Prinzip alle bekannt; doch es sind keine starren "Bedienungsanleitungen", sondern Rahmenpläne "flexible fuzzy module", die zusammen mit den Betroffenen und Beteiligten an die vorhandene Situation angepasst werden müssen (sozialökologische Forschungsmethoden: Moderationsverfahren; Planungszelle; Bürgergutachten; Bürgerforum).  Das "Zeitalter", dass Ernährungsprogramme allein aus kognitiven Anleitungen für die richtige "Diät" bestehen (z.B. 5mal am Tag Obst und Gemüse essen; www.5amTag.de ), ist zu ergänzen und zu überwinden; zum Wissen kommt das Handeln. Dies ist die Rückkehr zur "antiken" Erkenntnis, das "dieta" (griechisch)  die richtige Lebenskunst (Lebenskultur) ganzheitlich ist.

Die Ernährungsprogramme bestehen folglich aus verschiedenen Teilen, die sowohl die Verhältnis (Umwelt)- als auch die Verhaltenänderung betreffen.  Die Veränderungen werden beobachtet (Surveillance, Monitoring) und mit den Zielen verglichen; der nächste Zyklus der Ernährungsprogramme kann beginnen.

Das Management- die Organisation der Ernährungsprogramme - zählt zu einem Teilgebiet der Ernährungswissenschaften, dass in Deutschland vernachlässigt wird es ist Public Health Nutrition – Ernährung im öffentlichen Gesundheitswesen, dass auch als Community Nutrition – Gemeinde-orientierte Ernährung - bezeichnet wird.


Informationshinweise:

Gesundheitsförderung Schweiz heisst Sie willkommen auf quint-essenz, der Plattform für Qualitätsentwicklung in Gesundheitsförderung und Prävention

Sehr gute Hinweise - bei www.quint-essenz.ch  

FAO: Manual on Food and Nutrition Planning / Liste der Programmteile

WHO Actionsplan 2004

Badenweiler Erklärung 2007

Antwort - Österreich (Badenweiler Erklärung - Dokumente)

OLT Vortrag 1996 PHN Dresden

PHN-Lecture -

Österreich
- www.bmg.gv.at  - Schwerpunkt Ernährung

- Fonds Gesunde Österreich - www.fgoe.org  

- Wiener Gesundheitsförderung  -  www.wig.or.at