Modelle des Ernährunsverhaltens - Hauptkonstrukt - Die Mahlzeit

Ausgangspunkt der Betrachtungen zum Ernährungsverhalten sind  Überlegung zu Definitionen von NahrungLebensmittel Ernährung Essen bzw. die Dimension Lebensmittel im Ernährungsforschungsraum - Speisen - Mahlzeiten - Ernährungsstile - Esskultur .

Ernährungsverhalten ist die Gesamtheit geplanter,spontaner oder gewohnheitsmäßiger Handlungsvollzüge, mit denen Nahrung beschafft, zubereitet und verzehrt wird. Ernährungsverhalten umfasst also sehrviele Elemente, die sich prinzipiell zwei verschiedenen Gruppen zuordnen lassen (www.agev.net )

  • den sichtbaren, beobachtbaren Handlungselementen (Formen) und
  • den intern wirkenden Elementen (Gründen).“

Es ist ein umfassender Untersuchungsgegenstand, so ist es notwendig Strukturen zu identifizieren. Hier sind zwei wesentliche „Handlungsfelder“ (Settings) zu benennen –
POS – Point of Sale
POEM – Point of Eating – the Meal

Beim zentralen Konstrukt  MAHLZEIT bündelt sich der ganze “Ernährungsbereich”, zu vereinbarten Zeiten kommen Menschen und Nahrung zusammen. (TOLKSDORF). Am gedeckten Tisch (CHART) ist die Natur zur Kultur geworden (es sind „Gestalten“ zu erkennen)

Die Mahlzeiten haben erkennbare Muster (Meal Pattern). Diese werden beeinflusst durch den Raum (privat; außer Haus) und von den beteiligten Menschen, die ihrerseits Typen bilden, biologisch und soziokulturell (VL14). Die Gliederung dieser Vorlesung basiert auf dieser Sichtweise, das Ernährungsverhalten unter verschiedenen Blickwinkeln anzusehen. 

Die Beziehungen zwischen Ernährunsverhalten in den verschiedenen Umfeldern können niemals vollständig betrachtet werden, die "Realität" ist immer mehr als das Forscher´s Bild. Es werden nur Teilbeziehungen in Untersuchungsmodellen erforscht, Homomorphie kann nicht erreicht werden.  

Die Zerlegung des Ganzen in Teilmodelle ist eine „Erfindung“, die den Beginn des naturwissenschaftlichen Zeitalters markiert. Die wissenschafts-philosophische Richtung des Positivismus (Bacon, Comte) glaubt daran, dass es damit gelingen kann, die Welt zu erklären. Der "neue" Glaube in der naturwissenschaftlichen Ernährungsforschung sind die "Genomics".  In manchen klassischen („harten“) Wissenschaftsbereichen ist das sehr gut gelungen (z.B. die Astronomie berechnet sehr exakt den Welten-Sternen-Lauf). Die naturwissenschaftlichen Modelle sind „fast“ allgemeingültig und situationsunabhängig. Es sind Naturkonstanten, wie z.B. die Atomgewichte oder die Formeln von Vitaminen). Es wird mit quantitativen Methoden geforscht und mit Rationalskalen gerechnet (Codierung).

Die Modelle des Lebens sind komplexer (und fuzzy); sie zeigen viele Interaktionen und nicht lineare Beziehungen. Im Leben ist nichts wiederholbar, alles fließt (panta rhei). Der Mensch ist keine Maschine, sondern ein nicht erfassbares Wesen, das in vielen Einflußsphären (Oskar Schlemmer - Mensch im Ideenkreis) schwebt. Die Zeitachse ist die Biographie; Leben schreitet weiter, nicht notwendig zum Besseren, schließlich endet alles individuelle Leben (Treppenstufen-Pyramide). Die Messgrössen der Lebenswissenschaften sind keine absoluten Werte, sie sind nicht invariant (situationstabil). Es wird häufig mit qualitativen Methoden und Relationen gearbeitet, und mit „weicheren“ Skalen gerechnet (Ordinal- und Nominalskalen)(Codierung)

Die Verhaltensmodelle basieren auf viele Wissenschaftsschichten. Die Basis ist die Biologie (Physiologie) ( mit Hunger- und Sättigungs- Faktoren; Sinneswahrnehmungen). Die innere Signale und Informationen werden durch äussere moduliert ("gestört"). In unserem "Kopf" erwerben wir  psychologischen Denkstrukturen, die die biologischen Affekte kontrollieren wollen.  Diese wiederum werden nicht unabhängig gebildet, sondern durch die soziokulturellen Umwelten werden wir „zivilisiert" (Sozialisation).

Daraus entstehen für das Ernährungsverhalten ganzheitlich-orientierte Modelle, wie das INPUT-OUTPUT Modell von Laura Sims. Das kann als  S-O-R-Modell betrachtet werden. Leben ist geradlinig, sondern geht zyklisch voran, so wird daraus konsequenterweise ein multiples autonom reguliertes System (MARS), das vielschichtig, nämlich biopsychosoziokulturell, aufgebaut ist (EMSIG-Modell) und als "Grund-Modell" des Ernährungsverhaltens dient.

Moderne IT-Technik hilft mit komplexe Modellen umzugehen, „Zyklen“ durchzuspielen und in der Simulation zu sehen was geschehen kann (Dietrich Dörner). Aktuell sind auch Beziehungen zu "Human Robotics" zu sehen. (http://wwwiaim.ira.uka.de/index_id-188_nav-27.html )

Im Forschungszyklus ist der Schritt von Realitität zum Modell sehr wichtig (Kerntheorie). Es gibt viele verschiedene Modelle, es ist wichtig das verschiedene genutzt werden. Das Ganze ist nicht nur mit einer Ansicht zu erfassen; es gibt Vorder- und Rückansicht; oben und unten. Es sollte jedem einsichtig sein, das  Positionwechsel günstig ist. Betrachtet man nur eine (Ober)Fläche, dann ist man einseitig informiert und eventuell sogar getäuscht (Metapher -  potemkisches Dorf). Ein gutes (Bei)Spiel dafür ist ein  DRUDEL.(andere Zunge-Ohr /  Einstich-Kuh) Ernährungsbezogen ist es wichtig den Verpackungstext zu lesen, aber man sollte auch den Inhalt prüfen.  Nach der Modellfindung folgen die Überlegungen wie die Modell-Konstrukte erfasst werden können (Mess-Theorie) (VL 05).