Ernährungssoziologische Betrachtungen zur Gruppe der Schulkinder

Die Zahl der Schulkinder ist rückläufig (Struktur_ / Deutschland / Österreich). Die Einschulung ist ein wichtiger Lebensabschnitt in der Kindheit. Der Besuch der Schule ist Pflicht, dabei wird nicht nur das biographische Alter berücksichtigt, sondern auch die (körperliche, geistige) Entwicklung des Kindes (amtsärztliche Schulreife-Untersuchung).

Die Organisation des Schulwesens (Schulwesen in Deutschland / Österreich-Bildungssystem) ist differenziert. In den ersten vier Schuljahren sind (fast) alle Kinder noch auf dem selben Bildungsweg, erst danach differenziert sich der Bildungsgang stärker. Das Schulsystem ist in den einzelnen (Bundes)Ländern unterschiedlich. Ab dem 10. Lebensjahr beginnt auch (zumindest bei Mädchen) die Pubertät (Akzeleration) und damit differenziert die Physiologie die Gruppe weiter. Dann werden die Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr nach dem Geschlecht getrennt angegeben. Schulkinder sind bio-psychologisch und soziokulturell zu differenzieren. Ihre Aufgabe ist die „Pflicht zum Lernen“ (mit dem Ziel des Leitbildes des mündigen Bürgers und Verbrauchers). Schulkinder sind bereits aktive Verbraucher, sie haben Taschengeld und beeinflussen Eltern in der Kaufentscheidung (KIDsVA). Sie können lesen und mit vielen Kommunikationsmitteln umgeben (KIM). Aus der Sicht des Marktes sind die Gruppen gut untersucht (z.B. Shell-Jugendstudie seit 1981; KIDS-VA). Das Markenbewusstsein und die Mediennutzung ist evident, und die Marketingmaßnahmen (auch der Lebensmittelindustrie) werden zielgruppen-spezifisch eingesetzt (Diehl 1998).

Das Markt- und Ernährungsverhalten von Schulkindern ist relativ gut bekannt; weniger bekannt ist der aktuelle Verzehr und die Kompetenzen im Umgang mit Lebensmittel und dem Essen. Eine differenzierte und aktuelle Betrachtung der Ernährung von Schulkindern (OLT218, stand 2001) nach Art der kulturellen Herkunft ist bis auf kleine Fallstudien nicht bekannt. Schulkinder erleben neue Lern- und Erfahrungswelten; sehen neue Vorbilder und Autoritäten; erfahren weitere Gruppen- und Cliquen-Bildung. Das Wertesystem des Elternhauses und das der neuen Lebenswelten können sich ergänzen, aber auch konkurrieren (Übersicht - Einflussfaktoren auf das Ernährungsverhalten der Kinder).

Wichtige aktuelle Informationen ergeben sich aus der DONALD-Studie (Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally-Designed Study) des FKE´s und dem ESKIMO-Modul von KIGGS, einer 2007 publizierten Deutschland-weiten Erhebung (RKIESKIMO)
Daten aus dem Österreichischen Ernährungsbericht 2003 und nun 2008 (Kap.1.3).  Das für Erwachsene geltende Ernährungsbild zeigt sich bei den Kinder; es mehr Fleisch verzehr, als empfohlen, und zu wenig Gemüse (CHARTS) (DONALD)
Das Interesse an Ernährungsfragen ist bei Schulkindern nicht sehr ausgeprägt, höchstens 15% interessieren sich „stark“ bzw. „sehr stark“ für Ernährungsfragen. Zwischen Jungen und Mädchen besteht kein nennenswerter Unterschied im Ernährungsinteresse. Das Interesse hat sich in den letzten 15 Jahren kaum verändert. Das abfragbare Ernährungswissen ist gut. Viele Schulkinder wissen was sie essen sollten, doch das wird in den meisten Fällen nicht angewandt. Praktische Kenntnisse der Nahrungszubereitung sind ungenügend. Wenn der Trend nicht aufgehalten wird gibt es immer mehr „Ernährungs-Analphabeten bzw –Legastheniker“. (s. Modellprojektes REVIS ( Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in allgemein bildenden Schulen) - www.ernaehrung-und-verbraucherbildung.de/)

Die meisten Schulkinder frühstücken zu Hause (ca 85%), und fast alle (98%) bekommen ein Pausenfrühstück mit. Die wichtigste Mahlzeit ist bei Schulkindern (wie bei deutschen Erwachsenen) die Mittagsmahlzeit. Ebenso entsprechend die Speise noch den bekannten deutschen Traditionen; ein gekochtes warmes Essen mit Fleisch (Wurst, Eier) mit Kartoffeln (Nudeln, Reis) und einer Gemüse/Salat –Beilage.

Bei der Ernährungserziehung im elterlichen Haushalt wird mehr auf die Einhaltung von Ordnungs- als auf Ernährungs-Regeln geachtet. Der Ausser-Haus-Verzehr bei Schulkinder hat einen Anteil von knapp 10%, der sich erhöhen wird, wenn die geplante Ausweitung von Ganztagsschulen erfolgt ist. Bisher haben nur etwa 5% aller Schulen ein ganztägiges Betreuungsangebot. Die Ernährungsbildungsaktivitäten in den Schulen in Deutschland ist bisher ungenügend (s.o.REVIS).

Die Ernährungsempfehlungen für Schulkinder, sind analog wie die von Kleinkindern sind durch das Forschungsinstitut für Kinderernährung gut und praxisnah beschrieben. 

Ein wesentlicher Faktor für die kindliche Entwicklung ist die körperliche Aktivität, die bei weitem nicht durch den Schulsport abzudecken ist, sondern das freie Spiel zu Hause und in der Freizeit (mit Freunde und in Vereinen) ist wichtig. Aus Zeit-Budget-Informationen und Medien-Studien sind hier große Defizite festzustellen. Somit ist das Resultat von zu viel Essen und zu wenig Bewegung das deutlich steigende Übergewicht und die damit in Zusammenhang stehenden Gesundheitsprobleme bei Schulkindern. Das haben einige Fallstudien seit einigen Jahren bereits belegt ( OLT 218 -- Stand 2001; Vortrag). Die neuesten Zahlen sind in der KIGGS-Studie nachzulesen - www.rki.de - KIGGS. Ähnliche Ergebnisse gibt es im ganzen europäischen Raum (und die USA). Erstaunlich ist, daß in den Ländern wie Italien und Spanien, deren mediterrane Küche als Ernährungsvorbild gilt; heute die „dicksten“ Kinder leben (IOTF).

Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass es neben dem Problem des Übergewichts, auch das „gewichtige“ Problem vom Untergewicht und Eßstörungen gibt. Mit der Pubertät treten die bereits vorher latent vorhandenen Unterschiede im Körperbild zwischen den beiden Geschlechtern deutlich auf. Mit „Diäten“ und anderen Mitteln wird versucht den "Body zu builden", sich in die "Form" zu bringen, die die Medien-Leitbilder vorspielen (Beispiel - Canada Studie). Es treten vermehrt Abweichungen vom normalen Essverhalten auf, die sich zu klinisch manifesten gestörten Ess-Verhaltenssyndrome (wie Anorexia nervosa, die zur Unterernährung führt, und Bulimie) entwickeln können. Diese werden bei Jugendlichen besonders deutlich.

Die Informationen zu Lebensmittel-bedingten Allergien bei Schulkindern erscheinen lückenhaft, sie liegen in der gleichen Grössenordnung wie bei Erwachsenen. Etwa ein Drittel haben Erfahrungen mit allergischen Reaktion, wobei ein Teil durch Lebensmittel ausgelöst sind

Soziale Probleme nehmen zu, d.h. die Armut bei Kindern und  vernachlässigte Kinder, da es eine Reihe von Eltern gibt, die mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind.

(in Datei - Schulkinder - viele weitere Informationen und weitere Literatur-Hinweise)

Schule als Setting - als Ort - für Präventionsprogramme (Public Health Nutrition)

Organisationen mit Aufgabenbereich "Schutz der Kinder"
UNICEF - www.unicef.org - www.unicef.dewww.unicef.at
Childrens Rights International Networ - www.crin.org
(Deutschland)Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend  - Bereich Kinder und Jugend
Österreich - Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (website) - Kinderrechte

Gesundheitsverhalten und -zustand österreichischer Schulkinder -  (EU-Projekt - Health Behaviour in Schoolaged Children - www.hbsc.org )
Österreichisches Institut - Ludwig-Boltzmann-Institut für Medizin und Gesundheitssoziologie - bis März 2008 (website) - link zu hbsc-Atktivitäten - jetzt: Ludwig Boltzmann Institut für Health Promotion Research - website) - (Bericht 2002 / Bericht 2006_07 /  Pressemeldung Kosten Rauchen, Übergewicht März 2010) 
Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) (website)- (WHO Studie in 39 Ländern bzw. Regionen) - Pressemeldung - Mai 2012 - Collaborating Center in Deutschland (website) - Uni Bielefeld (Pressemeldung). Deutsche Jugendliche finden sich zu dick. (Internationaler Bericht - Pressemitteilung / download)
HBSC-Österreich (Website - beim Gesundheitsminsiterium) (Download)
(Pressekonferenz 22.2.2012 - Charts)

Wikipedia - Kinderrechte - engl - Children´s Rights movement)