Das Forschungsgebiet der Technikfolgenabschätzung (engl. Technology Assessment, kurz TA, auch: Technologiefolgenabschätzung oder Technikbewertung) ist ein Teilgebiet der Technikphilosophie und -soziologie, ist in den 1960er Jahren in den USA (OTA) entstanden und hat sich ab den 1970er Jahren in Europa verbreitet.
Die Technikfolgenabschätzung befasst sich mit der Beobachtung und Analyse von Trends in Wissenschaft und Technik und den damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Entwicklungen, insbesondere der Abschätzung der Chancen und Risiken (Nebenwirkungen). Es sollten dabei auch politische Handlungsempfehlungen gegeben werden (Entscheidungshilfen). Das betrifft besonders die parlamentarische TA (PTA): TA, die sich unmittelbar an das Parlament eines Landes wendet. PTA wird entweder direkt von Mitgliedern des Parlaments (z. B. Frankreich, Finland), im Auftrag eines Parlaments durch eigene TA-Einrichtungen im oder beim Parlament (z. B. Vereinigtes Königreich, Deutschland) oder außerhalb des Parlaments (z. B. Dänemark, Niederlande, Schweiz) durchgeführt.
Je nach Art der untersuchten Technik oder Technologie kommt meist eine Vielfalt unterschiedlicher Methoden zur Anwendung (Interdisziplinarität).
Mit Literaturrecherche, Dokumentenanalysen und Expertenbefragungen können erste Erkenntnisse gewonnen werden, welche Spezialgebiete näher in die Untersuchung eingezogen werden müssen. Fallstudien, Computer-Simulationen und die Entwicklung von Szenarien können quantitative Angaben zu den erwarteten Auswirkungen liefern. Stehen dabei umweltrelevante Aspekte im Vordergrund, werden derartige Untersuchungen auch als „Umweltverträglichkeitsprüfung“ (UVP) bezeichnet.
Eine Bewertung der Risiken kann ferner mit Verfahren der Bürgerbeteiligung erfolgen (Transdisziplinarität).
Die Themen werden in der Regel projektförmig bearbeitet. Dabei werden zumeist gesellschaftliche, ökonomische, ökologische und ethische Aspekte unter Nachhaltigkeitskrierien betrachtet; orientiert an Lokale- (bzw. Soziale-)Agenda-21-Kriterien (Riogipfel 1998, EU). Umwelt (z. B. Ressourcenmanagement, Biotechnologie, Flächenversiegelung, Gentechnik, Synthetische Biologie, Bionik) Energie (z. B. Kernkraft, Biomasse / Energiepflanzen, Versorgungssicherheit, CCS, Photovoltaik, Geothermie, Brennstoffzellen) Nachhaltigkeit (z. B. Flächeninanspruchnahme) Information und Kommunikation (z. B. Privacy, Datenschutz, Internet, Mobilfunk) Verkehr (z. B. Mobilität, Elektroauto, Raumfahrt) Gesundheit (z. B. Diagnose, Therapie, Früherkennung, Biotechnologie, Altern, Pflegeroboter, Gentechnik, Synthetische Biologie, Nanotechnologie) Sicherheit (z. B. Rüstungsforschung, Surveillance, Biometrische Systeme, Datenschutz) Arbeit (z. B. Altern, Automatisierung).
(wikipedia - eggl - technology assessment)
Die Ergebisse der TA, die Prognosen entsprechen (ex-ante), und häufig Innovationen betreffen, die meist noch garnicht in größerem Umfang eingesetzt werden, sind sehr unsicher. Ergänzung durch Begleitforschung (Transfer-Wissenschaft) und Wirkungsforschung (Evaluierung) (ex-post).

Technikfolgeabschätzungsforschung
- in Deutchland
Das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wurde am 1. Juli 1995 nach einer längeren institutionellen Vorgeschichte eingerichtet (Prof. Herbert Paschen) und ist mit etwa 80 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte und traditionsreichste wissenschaftliche Einrichtung in Deutschland, die sich in Theorie und Praxis mit Technikfolgenabschätzung (TA) und Systemanalyse befasst. (wikipedia) (Geschichte)
ITAS berät über das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) (Beginn 1990) den Deutschen Bundestag und als führendes Mitglied der European Technology Assessment Group (ETAG) das Europäische Parlament. (wikipedia)
Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen; Bad Neuenahr-Ahrweiler (Träger Land Rheinland-Pfalz) (www.ea-aw.de ) (wikipedia)
Es gab von 1991 bis 2002 die Akademie für Technikfolgenabschätzung Baden-Württemberg. (wikipedia)  (Publikation Archiv an der Uni Stuttgart - link)
An einige Universitäten gibt es Lehstühle (Professoren) (z.B. Prof. O.Renn, Stuttgart) - Das ZIRN (Interdisziplinärer Forschungsschwerpunkt Risiko und nachhaltige Entwicklung) ist Teil des neuen Zentrums für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) - www.zirius.eu -
Deutsche Akademie der Technikwissenschaften wurde 2008 gegründet acatech.

- in Österreich
Institut für Technikfolgen-Abschätzung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien   (website) (wikipedia)
Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ) Österreich, Graz  (website) (wikipedia)

- in der Schweiz
Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS in Bern (website) (wikipedia)
BATS – Zentrum für Biosicherheit und Nachhaltigkeit (www.bats.ch )

- Netzwerk TA (website)

European Parliamentary Technology Assessment (EPTA) Netzwerk (website)  (wikipedia) - Broschüre: Parlimentary Technology Assessment in Europe (17 Institutionen)  TAB, EPTA - 2013 (download)

European Technology Assessment Group (ETAG) - im Auftrag des Europäischen Parlaments für den STOA (Science and Technology Options Assessment) -Ausschuss TA-Projekte  (wikipedia)

USA - Office for Technology Assessment (OTA) von 1972-1995 (beim United States Congress - Archiv jetzt bei  http://www.princeton.edu/~ota/  (wikipedia)

Weitere Informationen
Kategorien: Technikfolgenabschätzung (wikipedia)
- Literatur TA

TATuP – Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis. Bd. 27 Nr. 1 (2018): Theorie der Technikfolgenabschätzung reloaded  (download bei www.tatup.de

Thema - Technik.Folgen.Abschätzung. Aus Politik und Zeitgeschehen Heft Nr.6-7 Feb 2014        (download)

- Chart: Liste von Werten, die für die Abschätzung der Wirkung von (menschlich technischen) Handlungen bzw. Aktionen herangezogen werden. (aus: R von Westphalen: Technikfolgenabschätzung, Oldenbourg, München, Wien, 1988) (im Archiv)

zeithistorisch:
Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich technischen Welt (1970-1981); ersterLeiter: Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker   - Vorläufer zu Globalisierungsdiskussionen
(Spiegel 52_1970; Warnungen aus der Gross-Chemie)
H Laitko: Das Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlichtechnischen technischen Welt: Gründungsintention und Gründungsprozess. Wissenschaftsforschung JB10: 199-238
T. Fischer, R. Seising (Hg.): Wissenschaft und Öffentlichkeit. Frankfurt/M. (Lang) 1996, S. 173-198.

Prof. Reinhold Bauer: „Gescheiterte Innovationen und technologischer Wandel. Zu den Gründen innovatorischen Scheiterns" Habilschrift Frankfurt/M. 2006. - Stiftungsprofessur für die Wirkungsgeschichte der Technik - Historisches Institut Uni Stuttgart (link)

Gesellschaft für Technikgeschichte -  (link)   

Standford Enclyclopedia of Philosophy - link

(alte) TA-Kontakte:

Dr. Franz Büllingen (Dipl. Soziologe) - Abteilungsleiter "Kommunikation und Innovation"
Studium der Soziologie an der Universität Bielefeld sowie Projektassistenz an der Freien Universität Berlin. Als Projektleiter tätig im Bereich Innovationsforschung und Systemanalyse bei der TA-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages sowie der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR). Seit 1993 ist Dr. Büllingen bei der WIK GmbH beschäftigt und leitet die Abteilung „Kommunikation und Innovation“. Er hat in einer Vielzahl von Forschungsprojekten für politische Institutionen sowie für Unternehmen wie z.B. das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, den Deutschen Bundestag oder die Deutsche Telekom AG aus den Bereichen der Diffusions- und Innovationsforschung, der Marktstrukturanalyse und Prognose, Regulierungsfragen im Zusammenhang mit der Konvergenzproblematik, der Internet-Ökonomie, der Produktion bzw. Nachfrage von TK-Diensten sowie der IT-Sicherheit bearbeitet. Er war u.a. tätig als Sachverständiger beim EU-Projekt: COST 248, im Sachverständigenrat „Sicherheit in der Telekommunikation“ des BAPT sowie Mitglied der Expertenkommission des BMBF-Projektes „Dienstleistungen 2000 plus“. Dr. Büllingen ist Associated Editor beim Jahrbuch Telekommunikation und Gesellschaft.
Kontakt -WIK GmbH Postfach 2000 / 53588 Bad Honnef/ Telefon: +49 (0)22 24/92 25-50 / E-Mail: f.buellingen (at) wik.org / http://www.wik.org / (DU-Veranstaltung in Giessen)

Dr. Thomas Petermann - 10 Jahre am Seminar für wissenschaftliche Politik der Uni Freiburg; 2 Jahre WZB; 3 Jahre Enquete-Kommission zur TA (Vorläufer on TAB), seit 1987 Inst. f. angewandte Systemaalyse - KFZ Karlsruhe, jetzt TAB Berlin (link) Gendoping - Biometrie  / (DU-Veranstaltung in Giessen)

 

Ernst Cassirer – ein visionärer Kritiker der Technik (wikipedia) (SWR2 Wissen - 21.9.12 + 27.8.13)

http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Cassirer  (Technikfolgenforschung –  SWR2 - http://www.swr.de/-/id=11725544/property=download/nid=660374/1ocyo8/swr2-wissen-20130827.pdf