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Merlin - ist ein sozialkulturelles Zentrum, dort ist u.a. auch Jazz; insgesamt sehr vielfältiges Programm

- Augustenstraße 72, 70178 Stuttgart, Tel. (0711) 618549, Fax (0711) 615-7676,
E-Mail: info (at) merlinstuttgart.de -  Internetseite: www.merlinstuttgart.de 

[9/2006; moderner Jazz, zeitgenössischer Jazz, populärer Modern Jazz; ca. drei bis vier Jazztermine im Monat; Trägerverein mit ca. 150 Mitgliedern; Ansprechpartner (Programmplanung): Martin Keller-Schaal, e-mail: info@igjazz.de; Fassungsvermögen: ca. 50 bis 100 Besucher] -  siehe auch IG-Jazz (Jazztage-Festival)

 

Info von - www.jazzinstitut.de/  

 

http://www.von-zeit-zu-zeit.de/index.php?template=thema&theme_id=65

 

Das kleine Kulturcafé Merlin ist 1983 von zwei Frauen und vier Männern in der Furtbachstraße gegründet worden. Im Jahr 1990 (genau am 2.11.1990) zog es in seine jetzigen Räume in der Augustenstraße um – ein Blick auf die damalige und heutige Philosophie des Merlin.

Von Jan Ulrich Welke

„Ein Müsliladen“: ohne Umschweife spricht Holger Eichhorn das Image aus, das dem Kulturzentrum Merlin lange anhaftete. Ein Image, das in Sachen Publikumsakzeptanz verheerend wirken kann. Eichhorn, der heute gemeinsam mit Barbara Bruns das künstlerische Programm im Merlin zusammenstellt, weiß etwa zu berichten, dass seine Aufgabe nicht immer in der Hand von Profis lag. Er erzählt aus den Zeiten, als auch die Köche Kultur gemacht haben, „weil es keine Trennung von Bauch und Kopf geben sollte“. Als Batik und wallende Tücher angesagt waren. Als Mitte der achtziger Jahre das Merlin-Team kollektiv an den Pershing-Blockaden in Mutlangen teilnahm. Und dass es Mitte der neunziger Jahre noch 25 Dritte-Welt-Gruppen gab, die im Merlin ein Obdach fanden.

Und wie ist das Merlin dieses Klischee losgeworden? Mit Überzeugungsarbeit durch Taten. Körnerfutter steht jedenfalls längst nicht mehr auf der Speisekarte des Merlin-Restaurants, das mittlerweile von Atze Gericke betrieben wird, dem früheren Pächter der Jazzkneipe Rogers Kiste. Und auch wenn das Merlin, ein soziokulturelles Zentrum, noch immer politische Ansprüche hat und seine Räume allerlei Initiativen zur Verfügung stellt: in der öffentlichen Wahrnehmung gilt es heutzutage viel eher als der kleine, aber feine Veranstaltungsclub im Stuttgarter Westen.

Seit 19 Jahren gibt es das Sommermusikfestival

Inhaltlich setzten Bruns und Eichhorn auf den Sprung in die Nische, in der sich das Merlin behaglich eingerichtet hat. Hier treten Kabaretttruppen auf, die nicht im Renitenztheater gastieren würden. Hier spielen Bands, die weder ins Laboratorium noch ins Schocken passen. Und hier haben sich Festivals etabliert. Das Sommermusikfestival „Klinke“, das in diesem Jahr schon seine 19.Auflage erlebt und alljährlich hoffnungsvollen Nachwuchsbands eine Chance gibt. Das Chansongfest, das seit sechs Jahren – wie es der Name schon verrät – die Brücke zwischen Chansons und Songwriterliedern schlägt. Und neuerdings das Deutschpopfestival sowie das Kabarettfestival, das gemeinsam mit vier weiteren Stuttgarter Veranstaltern auf die Beine gestellt wurde.

Daneben gibt es, besonders im Jazz- und Bluesbereich, zahlreiche Gastspiele, Lesungen, Theater, Filme und Performances sowie spezielle Angebote sowohl für Kinder als auch für Senioren. Der Reiz des Merlins liegt gerade darin, inhaltlich nicht festgelegt zu sein – oder, wie es Holger Eichhorn formuliert, im Spagat, „die einen nicht mit dem anderen zu verprellen“.

Rund 20000 Besucher im Jahr

Seit 1988 wird das Merlin durch die Stadt Stuttgart gefördert, seit 1993 bekommen die soziokulturellen Zentren auch durch das Land Baden-Württemberg institutionelle Förderung, hinzu kommen rund siebzig private Unterstützer. Diese Gelder sind für den Kulturbetrieb unabdingbar, das Merlin zahlt immateriell aber auch fleißig zurück, denn der Laden läuft. 20000 Besucher kommen im Schnitt zu den alljährlich fünf- bis sechshundert Veranstaltungen, die Auslastung liegt bei achtzig Prozent. „Mehr passen oft nicht rein“, sagt Holger Eichhorn über die Besucherzahlen im Saal, mit denen er zufrieden ist: „In der Summe stimmt's.“