Kumpf, Hans (cl, comp, ld), * 8.6.1951 Stuttgart. »Free Jazz, orientiert an Klangforschung und Neuer Musik«, beschreibt der auch mit musiktheoretischen und didaktischen Arbeiten hervorgetretene Hans Kumpf sein künstlerisches Konzept als Improvisator, der die Möglichkeiten seines Instrumentes mit konventionellen wie unkonventionellen Techniken auslotet und als Komponist von Titeln wie »Seven Moods« (1969), »Pentatonic Russia« (1981) oder »Kashka Szwab« (1986) hervorgetreten ist. »Kumpf«, schreibt der Rumäne Virgil Mihaiu, »ist ein introvertierter und gleichzeitig sensibler Altruist der modernen Jazzszene mit künstlerischem Flair und meisterhafter Ausnutzung der Klarinette für unerwartete Ausdrucksbereiche.«
Kumpf studierte nach dem Musikabitur bei Helmut Lachenmann an der PH Ludwigsburg, absolvierte aber auch Jazzkurse u.a. in Remscheid und Kurse für Neue Musik in Darmstadt. Zu seinen Lehrern zählten Franzpeter Goebels, Johnny Griffin, Erwin Lehn, Albert Mangelsdorff und Hans Deinzer. Mit der eigenen Gruppe AK Musik (LP »14/11/1972«) stellte sich der Klarinettist 1972 beim Deutschen Jazz Festival Frankfurt vor. Er arbeitete 1975 mit Wolfgang Dauners Radio Jazz Group Stuttgart, nahm Duos mit Perry Robinson auf (LP »Free Blacks«, 1976) und spielte 1976 mit Theo Jörgensmanns Clarinet Contrast erneut beim Frankfurter Festival. Kumpf trat 1979 in New York u.a. mit Perry Robinson auf und besuchte seit 1980 wiederholt die Sowjetunion, wo es zu mehreren auf Platte dokumentierten Sessions kam, auf »Jam Session Leningrad« (1981) u.a. mit A. Vapirov, auf »Jam Session Moscow« (1982) mit John Fischer (mit dem er auch in New York und Westeuropa häufig konzertierte), auf »On A Baltic Trip« mit Vyacheslav Ganelin. Der im Hauptberuf als Lehrer tätige Kumpf, der viele Beiträge über Jazz in Osteuropa geschrieben und sich in Essays musiksoziologischen ebenso wie musikwissenschaftlichen Themen widmet, ist u.a. Autor des Buches »Postserielle Musik und Free Jazz« (1981). Er gibt häufig Solo- und Duokonzerte. Nachdem er sich Anfang der achtziger Jahre auch mit Happenings und Performances befasst hatte, gehörte Kumpf 1983/84 dem »Cabaret«-Ensemble am Staatstheater in Stuttgart an. 1990 war er auf einer Bali-Tournee Solist des Jugend-Jazz-Orchesters Baden-Württemberg. In den neunziger Jahren gab es zahlreiche Duo- Auftritte mit den Bassisten Jan Jankeje und Vitold Rek und eine Serie von Programmen unter dem Motto »Polish Poetry & Jazz« mit seiner Frau Katarzyna Kumpf als Sprecherin und Autorin. Weitere wichtige Einspielungen des Klarinettisten, der bei Festivals auch in Oberhausen, Le Mans und Moers gastiert hat, sind »In Time« mit Theo Jörgensmann und Bernd Konrad, »East-West Creative Combinations« mit Harry Tavitian und »Swiss Radio Days, Vol. 4« mit John Fischer.
[Kumpf, Hans. DB Sonderband: Jazz-Lexikon, S. 3066
(vgl. JL Bd. 1, S. 714 ff.)]
J.Wölfer: Jazz in Deutschland. Das Lexikon, Hannibal, 2008 S. 199