Stötter, Claus (tp, flh, comp, ld), * 9.3.1961 Heidelberg. Gelungene Beweise dafür, dass es ihm um eine »persönliche Musik« geht, »in der das gesamtmusikalische Ergebnis wichtiger ist als virtuose Höhepunkte«, tritt Claus Stötter auf der Basis umfassender, adäquat ausgespielter Technik mit eigenen Projekten sowie als Sideman von Toots Thielemans, Kirk Lightsey, Marilyn Mazur, Jon Balke, Louis Hayes, Riccardo Del Fra oder Peter Herbolzheimer an. Im Vergleich zu Kenny Wheeler, einem ihm sowohl auf der Trompete als auch konzeptionell nicht unähnlichen Stilisten, verfügt er über den schärfer konturierten Ton mit aggressiverem Biss, mitunter in lyrischen Passagen nicht minder als in ohnehin von Attacca geprägten Up-tempo-Abschnitten. Dem entspricht auch der kühnere Umgang mit Asymmetrien in Melodik und Rhythmik, der Spannung schaffende Hang zu überraschenden Wendungen und Eruptionen, wie ihn Freddie Hubbard zu besten Zeiten an den Tag gelegt hatte. Konzeptionell herrscht eine ganz selbstverständliche Symbiose von harmonisch abgesichertem modernem Hardbop und freien, avantgardistischen Elementen nach seiner Devise: »Ich mache europäisch geprägten, offenen und modernen Jazz, weg von den amerikanischen Vorbildern und Vorstellungen.« Der als Dozent für Jazztrompete an der Stuttgarter Musikhochschule unterrichtende Musiker erhielt 1990 den begehrten Jazzpreis Baden-Württemberg.

Claus Stötter begann mit zehn Jahren Trompete zu spielen, erhielt seine Grundausbildung bei der Blaskapelle der Stadt Heidelberg und studierte in Stuttgart klassische Trompete. Als Jazzmusiker ist er Autodidakt. Mit seinem Trio Jazz Vision errang er 1982 den ersten Preis im Landeswettbewerb Baden-Württemberg von »Jugend jazzt«. 1986 erfolgte die Erweiterung zur Formation Nevertheless mit Dizzy Krisch (vb), Matthias Erlewein (ts, ss), Karo Höfler (b) und Walter Mutschler (dr), die sich 1994 mit der CD »But Where's The Exit« vorstellte. Daneben gehörte Claus Stötter von 1991 bis 1995 – nun auch in Paris wohnend – dem Orchestre National du Jazz sowohl unter Denis Badault als auch ab 1994 unter Laurent Cugny an. Die CDs »Monk, Mingus, Ellington« (1993) und »Bouquet Final« (1994) dokumentieren diesen Abschnitt. Er arbeitete zudem mit den Big Bands des Süddeutschen und des Norddeutschen Rundfunks, dem Deutsch-Französischen Jazz-Ensemble unter Albert Mangelsdorff, dem Jazz-Ensemble des Hessischen Rundfunks und der Lothar Schmitz Energy Band, ferner bei Aufnahmen mit Günter Lenz' Springtime (»Major League«, 1992), dem Harry Pepl Quartett (»New York Impressure«, 1992), der Gruppe Axis, Erwin Lehn, Johnny Griffin, Pee Wee Ellis, Klaus König, Oscar Brown Jr., Michael Kersting und Martin Schrack.

[Stötter, Claus. DB Sonderband: Jazz-Lexikon, S. 5473

(vgl. JL Bd. 2, S. 1289 ff.)]