Skidelsky, Robert & Edward – Wie viel ist genug (Original: How Much Is Enough? Money and the Good Life; Verlag Allen Lane - Penguin Group, 2012); deutschVerlag Antje Kunstmann; - Ausgabe Büchergilde Gutenberg 2013(im Archiv)
(Skidelsky - Website) (wikipedia)

Notizen zu dem Buch:
Zeitverwendung – jeder Mensch hat das gleiche Potential, nämlich 24 Stunden eines Tages (konstant), jede Woche, jeden Monat, jedes (Lebens)Jahr (hier ist die Lebensdauer unterschiedlich); wieviel Zeit wird
- für Grundbedürfnisse
- für Statusbedürfnisse (soziale Struktur)
- für Einkommensbeschaffung (Arbeit)
- auch Zeiten für Ruhen; Müßiggang; Nachdenken, Grübeln
Genug Zeit haben für... für sich; für andere - soziales Gefüge (Frau, Kinder, Freunde,...) - Zeitverwendung innerhalb der verschiedenen "Settings".
Unterschiedliche gesellschaftliche Bewertung der Zeitverwendung - Lohn (Einkommen) - Anerkennung - Sanktionen / bezahlte Arbeit – Hausarbeit, Erziehungsarbeit usw.
Studien zur Zeitverwendung haben einen deutlichen Focus aif die Erwerbsarbeit (gesteigerte Produktivität; effizienteres Arbeit; Maschinen/IT ersetzen Menschen; die "Arbeit" verschwindet; möglich weniger Arbeitszeit - bei höherem Einkommen).
Dies beschrieb John Maynard Keynes bereits 1928 in "Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkelkinder" (Nachdruck z.B. in Sokratischer Marktplatz-Website - link): "... drei Stunden am Tag (an Arbeit) reichen aus, um den alten Adam (Bedürfnisse) in den meisten von uns zu befriedigen."

Es zeigt sich jedoch (Zeitverwendungsstudien), dass Menschen nicht weniger arbeiten. Es gilt die Durchschnittszahlen zu differenzieren. Erwerbsarbeit ist für viele Anstrengung und Mühsal, für einige andere jedoch auch Freude. Wer Arbeit hat genießt Anerkennung - (Lenin „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“)  -Arbeitslose erhalten negative Bewertungen ("Sozialschmarotzer").
Moderne Arbeitswelten sind häufig sehr eintönig; Werbung gaukelt schöne Arbeitswelten vor: „Engagierte Köche sind für sie jeden Tag kreativ“ (Fast Food Ketten). Verspürter Druck durch unsichere (Kurz)Arbeitsverträge; Zeitkontrollen; geringe Bezahlung, besonders zunehmend in Dienstleistungssekroten, wie Gastronomie, Pflege, u.a.
Die Ungleicheit zwischen Reichen und Armen (Prekariat) nimmt zu.
(Zitat „und ich frage die Politökonomen, die Moralisten, ob sie jemals die Zahl der Individuen berechnet haben, die zum Elend verdammt sind, zur ungleichen Arbeit, zum moralischen Verfall, zur Unmündigkeit, zur erschreckenden Unwissenheit, zur völligen Entbehrung, zum ewigen Unglück, um einen Reichen zu produzieren“ Almeida Garrett „Vorzitat“ im Buch von José Saramago: Hoffnung in Alentejo. rororo, 1987; Aufbau-Verlag, 1985 (original Editorial Caminho, SARL, Lisboa, 1980)

Die Bedürfnisse der Menschen sättigen sich nicht in dem Maße,  wie man (z.B. Keynes) erwarten könnte. So arbeiten Menschen länger, damit sie sich mehr leisten (mehr konsumieren) können. Viele Menschen werden ruhelose, wenn sie alles haben (Tibor Scitovsky – "The Joyless Economy“); Amerikanische Zeitungskolumne: „ For those who have everything“. (Luxus-Überfluß)
Bestimmte Ressourcen sind knapp und begrenzt (wie Grund+Boden; alte Gemälde; und Reiche machen diese noch knapper und damit teurer) (oligarchische Güter).
Es gibt positionale Güter, die allein dazu dienen seine Stellung in der Gesellschaft anzuzeigen; auch hier gilt der hohe Preis dafür.
Status-orientierter Konsum
- bandwagon – Mitläufereffekt (weil es die Anderen haben)
- Snobeffekt – muß nicht teuer sein; aber selten, auffällig (kann natürlich später zum bandwagon führen) (Innovationskurven)
- Veblen-Effekt (Thorstein Veblen) – teures Produkt bekundet deren Bedeutung; teure Luxusmarken ("Rolex") / Preis nennen / russischer Oligarchen Witz: Habe eine Krawatte für 1000€ gekauft – Antwort: Pech gehabt meine kostet 2000€.

Freizeit kostet Geld und Mittel; je mehr ein Mensch verdient, desto teurer wird die Freizeit (allein der Verdienstausfall, wenn man untätig ist). Viele Freizeitaktiviäten sind auch Material intensiv - Freizeitmessen - Caravaning, Boot, usw.

Der Kapitalismus der industriellen ("freien")  Marktwirtschaft befeuert den Wettbewerb der Wünsche, Werbung ist "die organisierte Erschaffung von Unzufriedenheit" (Juliet Schor: The Overworked American; S.120) (link). Jeder Besitz wird in Geld umgerechnet; monetarisiert; alles hat seinen Preis. Keiner kennt mehr die Werte (von dem was man hat);  früher waren Habgier, Luxus, Gewinnsucht moralisch verwerflich; heute sind solche Beschänkungen aufgehoben.
Ohne sozialen Gegensätze gibt es keinen Fortschritt. Im historischen Prozeß wurde z.B. in den protestantischen Ländern (insb. England, Niederlande) erkannt,  daß Reichtum Macht ist; durch Habgier konnte man mächtiger werden; dagen standen die "alten Werte" in der Gesellschaft. So zeig(t)en sich große Diskrepanzen zwischen Moral und Handeln; mit dem Ergebnis, daß Heuchelei und Scheinheiligkeit auftreten (Bernard Mandeville (1670-1733): Es gibt nur Reichtum und Laster oder Armut und Tugend) und Umdefinitionen auftreten: aus Habgier wurden die "berechtigten" Eigeninteressen; so sind für Adam Smith in seiner Ökonomie-Theorie die Eigeninteresen Antriebe für Wirtschaft und Entwicklung, allerdings kritisiert er diese, wenn sie zum Protzen und Angeben führen, solche Laster sind Verschwendung, weil sie die Kapitalanhäufung vermindern. Auch sollen keine Almosen gegeben werden, sie machen träge.
Die schon früh postulierten Grenzen des Wachstum (z.B. durch Malthus), wurden durch die industrielle Revolution (scheinbar) aufgehoben (jedoch nur auf neues Niveau angehoben).

Durch die forcierten Aufhebung der "alten Werte-Grenzen" (Sonntagsruhe; Einkaufs- und Arbeitszeiten (24/7-ständige Bereitschaft) - Spaß haben; Spaßgesellschaft <Gerhard Schulze>) treten in allen Lebensbereichen vermehrte Nachfragen auf - nach Geld und Zeit. Menschen haben mehr Einkommen als früher; Arbeitszeiten sind kürzer geworden; doch wir benötigen mehr - mehr Mittel, mehr Zeit (Stress, Überbelastung, "burn-out").
Gutes Leben und Glück und Wohlstand(Einkommen) steht oft  in keiner Beziehung.

Im Zeitalter von Aristoteles im antiken Griechenland  war das gute Leben verbunden mit Müßiggang (slow), Philosophieren, Tafeln (Symposium); wobei natürlich  die Voraussetzung war, genug Mittel zum Leben zu haben. Solche Mittel bestanden z.B. in einem guten Bett (Schlafen) und in gutem Essen. Man braucht beides, kann es nicht austauschen, es macht keinen Sinn dies in Geld zu berechnen. Bei den Philosophen der Antike wurde Überfluß "gering gechätzt".
Durch die zentrale Bedeutung von Geld in der modernen Gesellschaft werden die Werte der Güter in Geld umgerechnet. Was ist nun genug für einen Menschen - wie viele Betten braucht man; wie viel Lebensmittel braucht man?
Schon mit Beginn der Industrialisierung gab es Gegenbewegungen, die im wörtlichen Sinn konservative Einstellungen betonten (Geschichte der Umweltbewegungen)
-  Bund Heimatschutz / http://de.wikipedia.org/wiki/Bund_Heimat_und_Umwelt_in_Deutschland
-National Trust http://de.wikipedia.org/wiki/National_Trust
--Sierra Club http://de.wikipedia.org/wiki/Sierra_Club .
Zum guten menschlichen Leben gehört die Harmonie mit der Natur (Schutz von Natur, Arten und Umwelt). Es ist (un)möglich alle Arten zu schützen; ökologische Systeme - Lebe(wesen) benötigen Nahrung, konkurieren um den Lebensraum.
Das (Leit)Bild des Gärtners (Garten); er pflegt, das bedeutet aber auch, dass er manches eliminiert (Schädlinge). Paradeisos - der antike Paradiesgarten; der Garten Eden, das Paradies mit Adam und Eva. Die Tiefenökologie geht von dem philosophisch-religiösen Standpunkt aus, der besagt, dass alle Lebewesen wertvoll sind und somit Schutz vor der Zerstörung durch Milliarden von Menschen benötigen. David E Cooper: A philosophy of garden - free download -

Grundgüter als Voraussetzung für ein gutes Leben (sowohl der Besitz als auch die Befähigung dazu (Kompetenz) damit richtig umzugehen)
- Gesundheit – Definition „Leben im Schweigen der Organe“
- Sicherheit
- Respekt (Anerkennung) (Grundrechte)
- Persönlichkeit (Private Sphären; persönliche Sicherheit) (Unverletzlichkeit der privaten Wohung)
- Harmonie mit der Natur; heute zunehmende Entfremdung – Entfernung von Lebensraum (Stadt) bis zur Natur (Wald, Felder) wird größer; Herkunft der Lebensmittel unbekannter (Ernährungsanalphabeten)
- Muße (in jeder Kultur/Religion, gibt es Feiertage) (slow / Pause).

Die Rolle des Staates muss es sein, für diese Grundgüter zu sorgen, und den Zugang für alle zu ermöglichen; sowie die Verminderung von den fünf großen Grundübeln zu betreiben; diese sind: Verwahrlosung, Unwissenheit, Not, Untätigkeit und Krankheit.
Zwischen 1950-1975 gab es eine gute Entwicklung  hin zu Vollbeschäftigung, zu geringere Ungleichheit, weniger Armut, bessere Gesundheit, Bildung, Gleichberechtigung. Mit Ende des Kommunismus (1990) gibt es keinen  Wettbewerb mehr, welches Gesellschaftssystem (Ost-Kommunismus oder West-Kapitalismus) zum besseren Leben führt. Es begann die Liberalisierung ("Befreiung") von den staatlichen Regeln; die Stärkung der individuellen Freiheit, die den Starken dienten; die Kluft zwischen Reichen (oben) und Armen (unten) nimmt zu (Turbokapitalismus).
Die Ziele der Genügsamkeit (Ausgleich der Unterschiede in den Gesellschaften) sind folgende Aspekte wichtig:
- Sozialpolitik (⇐⇐ politische Strukturen ⇐⇐ Gesellschaftsethik )
- Grundeinkommen
- Bildung für gutes Leben (Muße) und nicht nur für Arbeits(markt)
- Wider dem Konsumdruck (Konsumismus); z.b:  keine Einkommensteuer, sondern Ausgaben-/Verbrauchssteuern; einfache Berechnung: Ausgaben = ∑ der Einkommen minus ∑ Erspanisse+Investitionen
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