Steffen, D. (Hg): Welche Dinge braucht der Mensch?
(Katalogbuch zur gleichnamigen Ausstellung) Anabas Verlag, Gießen, 1995 (im Archiv) (Auftrag: Deutscher Werkbund Hessen)
- www.museumderdinge.de -
Notizen:
- Weizsäcker, E.U.: Vorwort;
Laut Statistik besitzt jeder Bundesbürger 10.000 Dinge; Wohlstand ohne Verschwendung (Effizien - Faktor 4 bis 10); heute ist eine Übergangszeit von der Ökonomie zur Umwelt;
- Steffen, Dagmar (jetzt Luzern) (vorher Exposition, FFM): Einleitung. GEO-Reportage (Sep 1994)  - 30 Familien in 30 Ländern - mit ihren Hausrat; einfache Familie, karger Besitz, der jedoch meist selbst gemacht ist; wir besitzen "Katalog-Gegenstände", sind abhängig von Infrasstruktur - Elektrizität, Wasser, Gas, Supermarkt; unsere Gegenstände nicht nur nach Nutzenaspekt erworben, sondern auch gesellschaftliche Übereinkunft (Mode, Trend); Gegenstände beeinflussen uns - Art des Stuhles, Schu vs Sandale; Gegenstände stehen in Bezug zu unserer Lebensform:
Größere Anzahl von Gegenständen bedingt duch industrielle Revolution, und ab 1950 Massenware; was früher Luxusgut war ist heute unpfändbares Stück der Grundausstattung (z.B. Fernsehgerät) (link).
Zu jeder Tätigkeit gibt es heute viele (un)passende Dinge; z.B. früher Sport - recht einfache leichte Kleidung; heute ganze Systeme von Artikeln für verschiedene Sportarten - Ski; Radfahren; auch Entwicklung der Speisenzubereitung - Küchen - Haushaltsgeräte; Entwicklung von Fahrzeug - Auto - ganze Infrastruktur dafür angelegt (Straßen, Tankstellen; Verkehrsschilder usw).
Produktdifferenzierungen - Besteckvielfalt; Kleidung (je nach Situation); Lebensmittel-"Regallinien" (z.B. Milchprodukte)
Setzen viele Mittel ein um Ziel zu erreichen; Ivan Illich (Buch: Selbstbegrenzung); berechnete Kosten für ein Auto - Anschaffung, Unterhalt usw - muß 1500 Stunden dafür arbeiten; um dann damit 10.000km zu fahren; oder für 1 Stunde Arbeit kommt er 6km voran.
Es ist jedoch nicht nur Zweck von A nach B zu kommen, sondern Freude, Ansehen, Freiheit haben (man nimmt teil; Arme die kein Auto haben - sind ausgeschlossen):
Früher war den Menschen, je nach Stand, die Dinge, die sie besitzen kommen geregelt. Nun herrschen Marktregeln, Menschen können Dinge nachfragen (wenn sie Geld haben, Geld verdienen). Alte Regeln wurden aufgehoben (vor "kulturellen Verfall" wurde gewarnt); mehrheitlich wurde der Fortschritt wurde begrüßt.
Weniger Umweltverbrauch nicht allein durch Technologie ("Effizenz"), sondern auch durch Suffizienz. (von kalorienreduzierten Lebensmittel "du darfst" sollte nicht mehr gegessen werden, als üblich); Verhaltensänderung; Lebensstiländerung.
Gudrun Scholz (jetzt Hannover): Service und Symbol der neuen Gegenstände (S.21)
Bazon Brock: Vergegenständlichungszwang - Zwischen Ethik und Logik der Aneignung (S.27) (link) - Bedürfnisse sind prinzipiell offene Größen; sie werden nur kurzzeitig befriedigt; Dinge haben Gebrauchswerte (Gebrauchsanlietungen), doch Menschen können sie auch anders nutzen (Symbolwerte); Beispiele auch - wie Kinder mit Dingen umgehen (spielen); Dinge erhalten ihrern Wert durch die Nutzung (für sich und in Bezug zu anderen Menschen); die Aneignung der Dinge erfolgt nur formell durch den Kauf, aber in echt durch deren Nutzung. Ungenutzes ist Abfall. Umgang mit Dingen gehört zur sozialen Kommunikation;
Grenzen nur dann, wenn Menschen Lebenskontigente verordnet bekämen; z.B. nur 500.000km Reisen; 10 Monate krank; nur zwei Kinder; nur 2 Autos; zweimal eine Wohnungseinrichtunge usw.
Hermann Glaser (Kulturhistoriker). Veredelung der Dinge. Gedanken zu einem Gedicht (S.30) (von Günter Eich: Inventur; in der Kriegsgefangenschaft geschrieben) in Notzeiten reduziertes Leben - wenige Dinge, intensive Nutzung; der Erwerb der Dinge darf nicht zu leicht sein, sonst geht Wertschätzung verloren; Saure Wochen – frohe Feste; nach getaner Arbeit feiern.
Marie Luise Kaschnitz: Von den Dingen (S.34) (Essay aus 1945) Notzeit, Entbehrung - Verzicht auf Dinge;
Gerhard Schulze (Soziologe): Die Erlebnisgesellschaft. Zur Ästhetisierung des Alltagslebens (S.38) Wandel der Werbung von Information zum Gebrauchtswert zum Erlebniswert des Produktes; Image>>Nützlichkeit (Geländewagen auf Asphalt); Leben ein Erlebnis; Wünsche sofort erfüllen; nicht Prävention - langfristiges Mühen mit einem Gewinn - dem Glück - in der Zukunft; in allen Lebensbereichen Vermehrung der Möglichkeiten (Multioptionen) - Nachfrage hängt ab von Realeinkommen und Zeit; gibt wenig echte Bedürfnisse, die es noch zu erfüllen gibt; kauft noch ein Paar Schuhe; geht nicht am Imbißstand vorbei; solche "Erlebnisse" betreffen nicht die Probleme der Welt, wie Arbeitslosigkeit; Umweltprobleme; Naturkatastrophen; "Ästhetisierung von Unglück"; Kurzenachrichten dazu zwischen Kriminalfillmen, Sportschau, oder Quizsendungen.
Marginalisierung - kaum Berichte über die Verlierer der Gesellschaft.
Klimaänderungen - weniger Schnee, dann eben Schneekanonen; Wer arm ist, der weiß was er will; er hat jedoch Mittelkrisen; wer oben ist - hat Sinnkrisen; Problem - wo soll er hin; Langeweile; Ob ein Gegenstand, eine Situation schön ist, hängt von uns (dem Subjekt) ab, ist nicht Objekt-abhängig; alleine zu entscheiden, was schön ist, schwierig (Verunsicherung); man ist erleichert, wenn mehere mitentscheiden (kollektive Muster; Moden); Erlebnis-orientiertes Handeln - Spaß haben; wenn Handlung zur Gewohnheit wird, läßt "Spaß" nach; sucht Neues; "zappt" von einem zum anderen; Erwartungsdruck steigt und die Gefahr der Enttäuschung wächst; und Angst davor.
Gerhard Scherhorn: Der Zusatznutzen - Sinnbild des Mehrkonsums (S.45)
Moderner Konsum trifft auf das Unersättliche; das Ungenügen des Erreichten; will immer noch etwas Mehr (von der Art): (Theodor Storm Märchen vom Kleinen Häwelmann); Dinge haben Grundnutzen + dazu kommen immer mehr Zusatznutzen; Konsumgüter (Haben) wichtiger als immaterielle Güter (Mensch-Sein); momentane Reize; Impulse (Reiz<Werbung> - Reaktion <Kaufen>) müssen gezügelt werden (sich Selbst-Managen - analog wie gutes Betriebsmangement); bedeutet: (Verbraucher) Bildung; doch unser Wirtschaftssystem produziert mehr bebraucht wird; also muß es dafür sorgen (Marketing, Werbung), daß mehr gekauft wird. (Jean Baudrillard über den Konsum: meisten Dinge nicht wegen Gebrauch gekauft, sondern als reines "Zeichen"/Symbol - z.B. Orientteppich; Rolex-Uhr)
Wolfgang Pauser: Scheintechniken. Die phantastischen Funktionen der neuen Geräte (S.49) (Die Zeit - 4.6.1993)
Gerda Tornieporth: Technik im Haushalt: Knopfdruck - Arbeit weg? (S.56)

Konsumgeschichte -
- Trentmann, Frank: Die Herrschaft der Dinge (Konsumgeschichte). DVA, München, 2017 - Leseprobe ref. Die Zeit 22.06.2017 + Perlentaucher