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09/17/16

Khat - abessinischer Tee

Der Kathstrauch (Catha edulis), auch Abessinischer Tee genannt, ist eine Pflanze aus der Familie der Spindelbaumgewächse (Celastraceae). Kath, auch Kat, Qat, Khat, Qad (ar. قات, DMG qāt), Gat, Chat oder Miraa, ist eine Alltagsdroge im Jemen sowie in Äthiopien, in Somalia, im Norden Kenias und in Dschibuti. Es handelt sich dabei um die Zweigspitzen und jungen Blätter des Kathstrauchs, die als leichtes Rauschmittel konsumiert werden. Von ihrer anregenden Wirkung her sind sie vergleichbar mit Coffein.
Er wird hauptsächlich in Kenia, Oman, Jemen und Äthiopien angebaut.
Die Pflanze wird als bis zu fünf Meter hoher Strauch angebaut, kann bis 20 Meter hoch wachsen und hat ungeteilte, gezähnte Blätter. 

Die Kathblätter werden einzeln vom Strauch gezupft und im Mund zerkaut. Je nach Gewohnheit werden die zerkauten Blätter in der Form von Bällchen in der Backentasche gesammelt oder langsam hinuntergeschluckt. Im Verlauf des Tages können diese Bällchen stark anwachsen; dabei werden sie immer wieder neu befeuchtet und ausgesaugt. Hierfür ist es wichtig, beim Kathkauen Wasser oder Süßgetränke zu sich zu nehmen. Beim Kauen der Kathblätter wird hauptsächlich der Wirkstoff Cathin, ein Amphetamin, über die Mundschleimhaut aufgenommen. Weitere Wirkstoffe sind Norephedrin und Cathinon.
Kath muss schnell nach dem Pflücken konsumiert werden, da er in der Regel innerhalb von ein bis drei Tagen vertrocknet und seine Wirkung verliert.
Der Anbau ist sehr lukrativ und hat dadurch zum Beispiel im Jemen andere Kulturen wie Kaffee oder Gemüse weitgehend verdrängt. Der Anbau verbraucht hohe Mengen an Wasser. Im Jemen wurden durch den erhöhten Wasserverbrauch, die damit einhergehende Überlastung der Reserven und die Absenkung des Grundwassers bereits große Ackerflächen zerstört.
Die Wirkung ähnelt der anderer Amphetamine, ist jedoch deutlich schwächer. Es tritt ein Zustand allgemeinen Wohlgefühls ein, der mit einer angeregt fröhlichen Einstellung einhergeht. Der Wunsch, sich mitzuteilen, wird erhöht, Müdigkeit verschwindet, und das Hungergefühl wird unterdrückt. Dieser Zustand nimmt etwa nach zwei Stunden ab. Der Rauschzustand klingt in einer eher depressiven Verstimmung aus.
Der Geschmack der Blätter ist süß und bitter zugleich. Tabakkonsum verstärkt die Wirkung des Kath. Dauerkonsum führt oft zu Schlafstörungen, Impotenz und antisozialem Verhalten.
Langjähriger Kathkonsum scheint mit einem erhöhten Risiko von koronaren Herzkrankheiten und Karzinomen der Mundschleimhaut assoziiert zu sein. Während der Schwangerschaft kann Kath zu einer Sauerstoffminderversorgung des Fötus und damit zu einem erhöhten Risiko für Frühgeburten führen.
Kath verursacht in der Regel keine physischen Abhängigkeiten, allerdings sind psychische wohl bekannt. Auch deshalb unterliegt das im Kath enthaltene Cathinon in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz, wodurch Besitz und Handel von Kath reglementiert sind. Legal ist Kath in Großbritannien, allerdings hat die Londoner Regierung im Juli 2013 entgegen den Empfehlungen einer von ihr einberufenen Expertenkommission angekündigt, Kath verbieten zu wollen.
Der Konsum ist in den oben genannten Ländern weithin verbreitet und akzeptiert. Es ist oft zu beobachten, dass das öffentliche Leben gegen Mittag zum Erliegen kommt, und viele Menschen in Gruppen zusammen sitzen und beim Kathkauen diskutieren. Im islamischen Recht wird Kath mehrheitlich als verboten (haram) angesehen, so etwa in Saudi-Arabien; in den Ländern, in denen der Genuss verbreitet ist, wird er von der herrschenden Lehre gerechtfertigt. In einigen Kathgebieten, wie im nördlichen Kenia, war das Kathkauen ursprünglich ein Privileg der gerontokratischen Gesellschaftsschicht oder des Adels. Mit dem Rückgang der Traditionsformen stieg der Kathkonsum unter jüngeren Menschen, was negative Auswirkungen auf Bildung und Einkommensentwicklung zur Folge hat. Täglicher Konsum kann für ärmere Familien zu einer finanziellen Belastung werden.
90 Prozent des Wasserverbrauchs im Jemen ist auf die Landwirtschaft zurückzuführen, und davon wiederum die Hälfte auf den Anbau von Kath; dies führt zunehmend zur Verschärfung des Problems der Wasserknappheit in dem niederschlagsarmen Land. Der Anbau von Kath ist auch dafür verantwortlich zu machen, dass der Jemen inzwischen den Großteil seiner Nahrungsmittel importieren muss, da sich der Anbau von Getreide für die Landwirte im Vergleich zu Kath nicht lohnt: Der Anbau und Verkauf von Kath bringt mindestens den zehnfachen Ertrag von Getreide ein.
Der Jemen hat die weltweit höchste Rate an Mund-, Speiseröhren- und Zungenkrebs, wofür im Wesentlichen der unkontrollierte und unsachgemäßige Einsatz von Pestiziden durch die Kath-Bauern verantwortlich ist.

Informationen:
Wikipedia - engl. khat

Alkämper, J et al.: Khat in Äthiopien. Ein Genußmittel mit Nebenwirkungen. Spiegel der Forschung (Uni Giessen) Nr.1/1990, S.23f

In der Philatelie ist Khat bisher nicht aufgetaucht.

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