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06/15/18

Baru-Nuss - Castanha de Baru - Dipteryx alata

Der Baru-Baum (Dipteryx alata) gehört zu den frühen (primitiven) Mitgliedern der Familie Fabaceae (Hülsenfrüchtlern) den Dipterygeae. Dieser große Baum ist ein Spezifikum der ökologischen Zone Cerrado (in Brasilien). Sein portugiesischer Name ist "Baruzeiro". Er trägt große Früchte und darin sind Samenkerne, die Baru-Nüsse, sie werden auch als Baru Mandeln bezeichnet. Portugiesische Namen sind "castanha de baru", "amêndoa de baru", weitere weniger häufige Namen sind Cumaru, Cumbaru, Barujo, Coco-feijão, Cumarurana, Emburena-brava, Feijão-coco, und Pau-cumaru.
Der Baru-Baum ist nur in der Savanne Cerrado im mittleren Westen von Brasilien und Ost-Bolivien zu finden. Durch zunehmend intensive Landwirtschaft (Soja, Baumwolle, Eukalyptus) in dieser Region gilt seine Existenz als gefährdet. Der Baum kann bis zu 25 m hoch werden, mit Stämmen von 70cm Durchmesser und er hat eine relativ kurze Lebensspanne von 60 Jahren. Er ist ein wichtiger Schattenspender in der Landwirtschaft (z.B. für Viehherden), und wird als Bauholz und zur Holzkohle Produktion genutzt. Die Baru-Bäume wachsen wild, sie werden (bisher) nicht in Plantagen angebaut.
Die Baru-Bäume tragen jährlich einmal braune Früchte. Sie werden überwiegend gesammelt, wenn sie reif vom Baum abfallen, sie könnten auch gepflückt werden. Die Ernte (das Sammeln) beginnt ab September und dauert etwa einen Monat. Die Erträge sind von Jahr zu Jahr und von Baum zu Baum sehr variierend.  Traditionell werden sie nicht gepflückt. “Eine gute Baru ist jene, die auf den Boden gefallen ist“! Eine Frucht wiegt etwas 25g, davon sind 30% Fruchtfleisch (Pulpe) und 5% Saatkörner (Baru-Nüsse bzw. -"Mandeln"). Sie können vielfältig genutzt werden, z.B. als Futter für Rinder. Ökologisch sind sie Futter für viele Vogel und Kleintierarten. Obwohl das Fruchtfleisch süss und wohlschmeckend ist, will es niemand mehr essen, wenn es von Tieren angefressen ist. Zum Verzehr werden sie zu Obstbreien, Mehl und Gärprodukten ("Liköre") verarbeitet
Die Baru-Nüsse haben einen hohen Nährwert. Sie werden entweder roh gegessen, geröstet (a la gebrannte Mandeln) und zu Mehl vermahlen. Durch das Erhitzen werden verdauungsbeeinflussende Trypsin-Inhibitoren deaktiviert. Der Geschmack liegt zwischen Erd- und Cashew-Nuss. Baru-Nüsse werden als Snack verzehrt, in Backwaren verwendet (auch "Müsli-Riegel"), in Nachspeisen, Eiskrem, und zu Pestosaucen.
Es wird Baru-Nussöl hergestellt, welches dem Olivenöl ähnlich ist. Darüber hinaus werden aus Baru-Nüssen  kosmetische und medizinische Präparate hergestellt.
Die Baru-Nüsse enthalten (in 100g) beträchtliche Mengen an: - Fetten/Ölen 42g - Eiweiß 29g - Nahrungsfaser  9g - Antixoxidantien, wie z.B. Vitamin E 22mg - Magnesium 164mg - Zink 46mg:
Bemerkenswert ist, dass diese Nutzung der Baru-Nüsse erst 1996 entdeckt wurde.  Ein Kunsthandwerker von Pirenópolis, im Bundesstaat Goiás, röstete die ersten Samenkerne und entlockte ihnen einen neue attraktiven Geschmack, erdnussähnlich, jedoch mit einem unvergleichlichen Eigenaroma. Bisher hatte man den Kern der Baru-Frucht lediglich roh gegessen, "und mit Zurückhaltung, denn die Leute sagten, dass man von häufigem Genuss die Krätze bekäme. Auch die Kinder assen die Kerne manchmal, wenn sie hungrig von der Schule kamen und auf dem Heimweg an einem Baru-Baum vorbeikamen. Den Eltern gefiel das gar nicht, denn der Baru-Kern hat auch den Ruf, ein Aphrodisiakum zu sein. Tatsache ist, dass man der Baru-Nuss zu ihrer Ersterscheinung auf dem Markt ein werbewirksames Prädikat verpasste, indem man sie als “Viagra aus dem Cerrado“ anpries, sie macht stark und glücklich!" (link bei www.brasilienportal.ch )
Neue wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit ihrer Inhaltstoffe (vorallem der Antioxidantien), z.B. bezüglich Diabetes und Krebs.
Für die einheimischen Landwirte sind sie eine zusätzliche Einnahmequelle, wie andere Früchte der Natur, wie Caju (Cashew), Guariroba und Cagaita. In einem guten Jahr trägt ein Baru-Baum etwa 2.000 Früchte. Die Ernte ist keine leichte Arbeit.  Die ganze Erntearbeit ist Aufgabe der Jugend. Nach dem Einsammeln folgt das Aufbrechen der Früchte, die “Quebra“, der schwierigste Teil in der Produktionskette. "Um zum Kern, zur Mandel, zu gelangen, muss man den holzigen Mantel entfernen, von dem sie umgeben ist – die harte Endokarp – und das mit viel Geschick, sodass sich der Kern (Castanha) nicht spaltet. Das heisst, bei allem Arbeitsaufwand ist die Chance gross, den Kern zu verletzen – dann taugt er nicht mehr für den Verkauf. Für den Eigenbedarf entfernte man früher diesen harten Mantel mittels Beklopfen mit einem Stein, was inzwischen aus kommerzieller Sicht ausgeschlossen ist. Die meisten Produzenten benutzen inzwischen ein simples Instrument, das aus einer Sichel besteht, verbunden mit einem Holzklotz, mit der man den Druck kontrollieren kann, den man auf die Frucht ausübt. Einige Produzenten besitzen bereits eine verbesserte Maschine, die von der Embrapa (Brasilianisches Institut für Agrarforschung) entwickelt wurde. Der Verlust von Samenkernen ist geringer, aber der Arbeitsprozess ist immer noch manuell, was sich in vielen Arbeitsstunden für die Spaltung der Früchte niederschlägt. Auf diese Weise erreicht eine Person eine Tagesproduktion von höchstens drei Kilogramm freigelegten Samenkernen – was einer Aufspaltung von zirka 3.000 Baru-Früchten entspricht!" Die Arbeit endet nicht mit der “Quebra“, denn die Kerne werden in Aluminiumtöpfen, über niedriger Flamme, fünfzehn Minuten lang geröstet. “Und man darf nicht aufhören zu rühren, damit sie gleichmässig rösten. . Ein Teil der Baru-Nüsse aus Caxambu geht an die “Central do Cerrado“, einem Netz von Produktions-Kommunen in Brasília, von dort werden sie auf ganz Brasilien verteilt. Der andere Teil wird im Historischen Zentrum von Pirenópolis verkauft, wo er ein Hit unter den Touristen ist. Und es gibt nicht nur die gerösteten Nüsse aus Caxambu, sondern viele andere Produkte aus der Baru-Frucht, wie zum Beispiel den “Baruzetto“, einen Likör auf Baru-Basis, oder der “Pesto“, der in Fläschchen in den Läden verkauft wird, oder als Ingredienz in den Rezepten der Restaurants Verwendung findet. Es gibt sogar eine Bäckerei, sie heisst “Trem do Cerrado“, die den Baru-Kern als Rohstoff für ihre Produkte verwendet, inklusive in Broten, Plätzchen, Kuchen und Fitness-Riegeln. (link bei www.brasilienportal.ch )
Slow Food initierte das Zentrum “Fortaleza da Castanha de Baru“, um die Produktion zu steigern und das Produkt zu promovieren.

Informationen:
- wikipedia -
- Dipteryx alata. IUCN Red List of Threatened Species - www.iucnredlist.org
- Chemical composition of seeds and oil of baru (Dipteryx alata Vog.) native from Pirenópolis, State of Goiás, Brazil. Rev. Bras. Frutic., Jaboticabal - SP, v. 31, n. 1, p. 112-118 (März 2009)
- Fernandes, D.C. et al.: Nutritional composition and protein value of the baru (Dipteryx alata Vog.) almond from the Brazilian Savanna. J Sci Food Agric 90 (10): 1650–5. doi:10.1002/jsfa.3997 (11.05.2010).
- De Oliveira Sousa, et al: Nutritional quality and protein value of exotic almonds and nut from the Brazilian Savanna compared to peanut. Food Research International 44 (7): 2319–25 doi:10.1016/j.foodres.2011.02.013. (2011)
_ Siqueira, E. M. et al.: (2012). Consumption of baru seeds [Dipteryx alata Vog.], a Brazilian savanna nut, prevents iron-induced oxidative stress in rats. Food Research International. 45: 427–33. doi:10.1016/j.foodres.2011.11.005. INIST:25499152 (2012)
- Fernandes, D. C. et al.: (2015). Effects of Baru Almond and Brazil Nut Against Hyperlipidemia and Oxidative Stress in Vivo". Journal of Food Research 4 (4): 38–46. doi:10.5539/jfr.v4n4p38 (2015)
- Souza, R.G.M. et al.: A baru almond-enriched diet reduces abdominal adiposity and improves HDL concentrations: A randomized, placebo-controlled trial. Nutrition doi.org/10.1016/j.nut.2018.06.001 (08.06.2018) ⇔  (link bei www.foodnavigator.com 11.06.2018)

Castanha de Baru – eine unbekannte Nuss aus dem Cerrado. link beim www.brasilienportal.ch  21.05.2015
Ökosystem Cerrado - link beim www.brasilienportal.ch 24.05.2010

What Are Baru Nuts? Nutrition Facts, Benefits & Drawbacks - link bei www.superfoodly.com 08.09.2017

 

Baru-Nuss gibt es auf dem Briefmarken-Block aus Brasilien "Früchte der Cerrado" (2016)(link) (MiNr.4432-40, 11.09.2016) (Abb)
Serie Wildobst aus der Savane (link)
(I) MiNr.4426-31 (11.09.2016) (Kleinbogen)
- Ananas ananassoides - Macaranduba (Pouteria ramiflora) - Pixirica (Miconia albicans) (Abb)- Murici (Byrsonima verbascifolia) - Wilde Guave (Alibertia edulis) - Mangabeiragummi (Hancornia speciosa)
(II) MiNr.4432-4440 (11.09.2016) Früchte der Cerrado (Kleinbogen)
- Zwergkaschunuss (Anacardium humile) - Guabiroba (Campomanesia adamantium) - Brasilianische Birne (Eugenia klotzschiana) - Cagaita (Eugenia dysenterica) - Nachtblütige Passionsblume (Passiflora setacea) - Bacupari-do-cerrado (Salacia crassifolia) - Araticum (Annona crassifolia) - Baru (Dipteryx alata) - Pequi (Caryocar brasiliense)