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10/04/16

Food - Ökologien des Alltags - 13. Triennale Kleinplastik - Fellbach 2016

Die 13. Triennale Kleinplastik Fellbach (bei Stuttgart) (vom 11.06.-02.10.2016) widmet sich dem Thema „Food – Ökologien des Alltags“, also Nahrung, Ernährung, Essen und dem zugehörigen Natur-Kreisläufen und Produktionsketten. Es sind dazu  Künstler aus aller Welt beteiligt.
(website - www.triennale.de ). (Vorab-Flyer) - Begleitprogramm-Flyer (download)

Die Kuratorin Susanne Gaensheimer sieht dieses Thema in einem umfassenden Zusammenhang: „Durch und mit Essen werden Gemeinschaft und Zugehörigkeit, aber auch Macht und Ausgrenzung gelegt. Was und wie wir essen, ist nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern maßgeblich von makrostrukturellen Bedingungen abhängig.“ Anders formuliert: „Der gesamte Bereich der Nahrungsmittelproduktion und -konsumption stellt eine Schnittstelle innerhalb einer weltumfassenden Produktionskette dar und ist deswegen eine unmittelbare Manifestation umfassender ökologischer, politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen.“ „Ökologien des Alltags“ wirken bis in die Kunst Der Untertitel „Ökologien des Alltags“ spielt auf diese vielfältigen Beziehungen und Rückwirkungen an.

Ko-Kuratorin - Anna Goetz (MMK, Frankfurt) und link bei www.kunstaspekte.de

13.01.2016 - Vortrag: Hans-Werner Ingensiep. Der Mensch ist, was er isst.
(Notizen dazu: wesentliche Gedanken in seinen Publikationen (UniKate Nr.30 - (link) (im Buch: Leben - Töten - Essen, Hirzel 2000 - Inhaltsverzeichnis)
- Feuerbach´s philosophischer Materialismus  
- Evolution des Menschen - Darmwesen - Mobilität, aufrechter Gang, Hände - veränderte Nahrungsbeschaffung - Ackerbau und Viehzucht - neue Lebensformen (neolithische Revolution)
- Mensch als ethisches Tier (Ethik): Tierethik/Vegetarismus - Umweltethik/Ökologie - Mensch als Parasit der Erde - Anthropozaen (Ernährung für Menschenmassen - veränderte Landnutzung - Beispiel: Palmöl - wikipedia)

03.02.2016 - Einführung durch die Kuratorin S.Gaensheimer
16.03.2016 - SWR 2 Forum  „Gut und Böse auf dem Teller“ Wie Religionen über das Essen bestimmen (link)
12.05.2016 - Ulrike Groos: "Berauschtes Kalb", "Exaltiertes Schwein", "Polygetränke" und "Assemblage-Menüs": Künstlerlokale von den 1930er-Jahren bis heute. Ein Großteil Lesung aus ihrem Kapitel im Katalog von  "Eating the Universe"): "Optimismus bei Tisch - zu einigen ausgewählten Künstlerlokalen" (S.56-75)
(1) Filippo Tommaso Marinetti, Taverna Santopalato, Turin;  La cucina futurista - Gesamtkunstwerk für alle Sinne.  11 Regeln. Weg von Pasta (importierter Weizen; "schlapp machend") hin zum lokalem italienischen Reis.  - "Essen ohne Ballast" - nur Nährstoffe , Vitamine, Eiweiß, usw (heute z.B. Soylent) - Küchen mit modernen Geräten und "Wissenschaft" (heute molekulare Küche) - simultanes Essen (Essen + z.B. Schreiben) - futuristisches Kochbuch (1932) - Gerichte zwar ausgefallen, aber erschwinglich; z.B. "exaltiertes Schwein": Salamischeiben, mit heißem Espresso übergossen + Eau de Cologne. "heroische Winterspeise (für Soldaten)": rohes Fleisch bei fortwährendem Trommelwirbel gegessen.
(link bei www.feastingneverstops.com )
(2) Al´s Cafe in Los Angeles, 1969 - Allen Ruppersberg - Assemblage-Menus (auf Aluminium Bleche) - nicht essbar, preiswert / dreidimensionale Plastiken (nahm man mit nach Hause)
(3) Szene-Künstler-Lokal "Food" in New York - Gordon Matta-Clark /  Okt 1971 / Konzeptkunst; Plattform für Künstler
(4) Carsten Höller - Double Club (England-Kongo); London (6 Monate) (link) Mailand Foundation Prada
Neu nur (5) Tobias Rehberger - Cafeteria "Was du liebst bringt dich zum weinen" in Venedig, 53. Biennale, Preis für besten Künstler, 2009 - (link bei Blog www.erhard-metz.de   ) / 2009 - Cafeteria der Kunsthalle Baden-Baden  (Bild bei ) / Cafe im Haus des Süddeutschen Verlags, München (link) (Südd. Ztg - 17.05.2010) (Menne,K.: Kunst, Design und Nutzbarkeit. Die Cafégestaltung von Tobias Rehberger auf der Biennale von Venedig und in der Kunsthalle Baden-Baden  kunsttexte.de, Nr.1/2010)

- Arpad Dobriban – "Abstrakte Überreste" - Ausstellung in der Galerie der Stadt Fellbach (20.05.-25.09.2016) (Pressetext - Stadt Fellbach) (Stuttgarter Zeitung 23.05.2016)
Notizen von der Vernisage: Einführung: Prof. Dr. Johannes Meinhardt - Er wies auf drei Ebenen der möglichen Wahrnehmung der Kunstobjekte hin: (s. auch link --   bei www.arpad-dobriban.de -
(1) archaische Reize (Auge / Nase Riechen): Mensch will essen, Einverleiben, dadurch wird das Objekt - das Lebensmittel zerstört; die Reize können aber auch Ekel erzeugen; Abscheu, Erbrechen
(2) traditionelle künstlerische Betrachtungsweise der Objekte, die meist wie übliche an der Wand hängen,
(3) kulturgeschichtliche Wahrnehmung; Umgang der Menschen mit der Natur, mit den Lebensmitteln - „Kultur“ = Gestaltung der Natur.
Archäologische Objekte zur Ernährung sind die Funde, Knochen, Kochgeräte, usw. Dazu gibt es immaterielle Objekte:  Erinnerungen, Gedanken an das Essen. Rekonstruktion (fast vergessener) Kochtechniken, Speisen, Rezepte. Daraus ableitend ergibt sich der Titel der Ausstellung "Abstrakte Überreste".
Alle Sinne sind abgesprochen und Gedanken zur Kultur des Umgangs mit sich selbst (Körperpflege - im weitesten Sinn); Kultur des Umgangs mit Natur (Lebewesen, Pflanzen, Lebensmittel).  Diese Ess-Kultur erfordert Zeit und Geduld; die Saat muß aufgehen, muß reifen; muss garen, und schlußendlich wird das Essen verzehrsfertig sein.
Gedanken zum sorgsamen, achtsamen Umgang - „Jeder Mißbrauch wird bestraft“ (z.B.  Notbremsen-Schild in Züge) - dies führt zum Objekt „tout abus sera puni“. Bei weiteren der  insgesamt 11 Objekten von Dobriban sind Lebensmittel das Material, diese sind international.
Aus Korea die Hirse (Nuruk, fermentiertes Getreide, link bei www.fao.org ) - Die Grundlage - und Soja - Meju.
Aus Japan -„Fisch für die Ewigkeit“ getrockneter Fisch (Katsuobushi) deren abgeschabte Teilchen als Gewürz verwendet werden.
Aus Deutschland - „Der dritte Tisch“ - Sauerteig ist auf einen Tisch ausgebreitet, er ist „lebendig“ und verändert sich. Aus dem gleichen Teig, einer spezielle Sauerteigführung, hat Dobriban zusammen mit einem Fellbacher Bäcker am Tag der Eröffnung ein Brot gebacken, das den Besuchern gereicht wurde.
 „Den Sommer bewahren“ - Aprikosenmus auf Flächen gestrichen und luftgetrocknet - diese "Bilder" werden schwarz durch das Fermentieren.
„Die Reste des Tages“ sind Semmelbrösel in flachen Beuteln mit Speiseöl an der Wand hängend, auch dies verändert sich mit der Zeit, sie „vergammeln langsam“.
- Aus Ungarn stammt die geräucherte Speckschwarte eines halben Schweins, sie ist mit Schnüren an der Wand aufgehängt.
Dobriban war eine Woche vor der Eröffnung nach Fellbach gekommen, um die Objekte aufzubauen und um das Buffet vorzubereiten. Es gab Speck von einem Fellbacher Metzger; er backte das spezielle Brot  und er fand einen geeigneten speziellen naturbelassenen Wein, einen Trollinger vom Fellbacher Winzer Aldinger.

(im Stadtmuseum Fellbach findet vom 02.06.-16.10.2016 begleitend die Ausstellung "Die Kartoffel - Geschichte und Geschichten" statt) (Flyer)  (weitere Informationen)

Die (vorläufige) Künstlerliste (20.10.2015):
Abbas Akhavan *1977 in Teheran, Iran (website)  (durch Krieg im Irak ausgestorbene Pflanzen und Tiere) Handlungen der Menschen zerstören Leben - Krieg und Trockenlegung von Sümpfen / Irakkrieg  - Zweistromland - Hängende Gärten von Babylon. Nachbildungen in wertvoller Bronze - auf weissen Leinentüchern (Totentücher) ausgelegt
* Ayreen Anastas (Bethlehem) / Rene Gabri (Teheran) - The meaning of Everything - Mindmap - Poster (Bielage im Katalog)  - "Landkarte der Gedanken" (link) - Themenkomplexe: Ernährung, Gesundheit, Ökologie, Wirtschaft, Agrarkultur und Gemeinnutz - link bei www.hatjecantz.de -
* Valentin Beck (*1986, Malters, Schweiz) / Adrian Rast (* St.Gallen) (link)- "Ein`mach`ende - so wollen wir Leben." Lebensmittel Produktion, Verteilung und Verzehr - soziale, sozio-ökonomische Faktoren. Installation mit Europaletten - Regal mit Einmachgläsern. Lebensmittel entstammen aus aussortierten Supermarkt-Lebensmitteln. "Containern"/Freeganer - Reste-Verwertung - Abfälle - Do it yourself - Kann Einmachglas mitnehmen - gegen Entgeld (aushandeln) bzw. Essenseinladung - Dokumentation aller Transaktionen.
Björn Braun (*1979 in Berlin  (link) - Preisträger Ludwig-Gries-Preis für Kleinplastik der Letter-Stiftung
Zebrafink-Nester (im Atelier) "nature after nature" (link bei www.fridericianum.org ) - Zusammenwirken von Menschen (Künstler) und Tiere; Braun bietet künstliche Materialien an - Zebrafinke bauen Nester - Symbol von Nest für Geborgenheit, Schutz, Rückgezogenheit (Provinznest) (Nest - wiktionary) - ökologisch Nest für Geburt, füttern, aufwachsen - das Nest verlassen
Andrea Büttner (*1972 in Stuttgart (link) - nutzt viele Materialien, Medien; Kleinheit (little work) ist ein künstlerisches Programm, nicht nur die kleine Größe, sondern auch die Haltung - gegen Rekord, Gigantismus (Abb) - Sammlung von kleinen Steinen, die KünstlerInnen bemalt haben (painted stones); klein sind auch Moose - Installation wachsen auf großem Stein (Limestone with Moss) (Link) "Tischschmuck" - little works - kleine Objekte dazu Texte, Bilder auf Tischen arrangiert (link) (link - www.MMK-Frankfurt.de )
* Elaine Cameron-Weir (* 1985 Alberta Kanada) (link) - Venus Anayomene  (Werkgruppe - Natur-Kunst - die Muschel + Menschen-Kunst) Venusmuscheln mit Neonröhren an den Kanten, mit Blei ausgegossen, Docht in Olivenöl; darüber Plättchen mit Weihrauch + Myrrhe (Gabe zu Christus Geburt; Kirchenduft) - Venusmuschel - Geburt der Venus (S Botticelli)
Aslı Çavuşoğlu (*1982 in Istanbul) (link) "Long ago person found" (link); Ausstellungsdisplay erinnert an menschliche Überreste (Grabinhalte) (bezug zu verfolgten Menschengruppen, Kriegstote) in Gräber und als Ausgrabungsfunde in Museen
Banu Cennetoğlu (*1970 in Ankara) (link) - Library of Spirits I (Rumänien), II (Südkorea) (link im www.artsy.net ), III (Deutschland) - politische, soziale und kulturelle Aspekte der Produktion, des Wissens darüber (kollektivesGedankengut) - nicht-kommerzieles, privates Schnapsbrennen. In Deutschland gibt es über 35.000 private Schnaps-Brennereien, Gesetz verlangt Etiketten - Lebensmittelkennzeichung; Flaschen mit unterschiedlichsten Formen, alle selbst gesammelt, viele Fahrten zu den Produzenten,  daraus Netzwerk von Beziehungen. Diese deutsche Sammlung steht auf einer großen Theke, es darf probiert werden, von jedem Produkt wird Probe archiviert, in standardisierten Flaschen, auf Regalen wie in einer Bibliothek (mit Hintergrundsquellen-Informationen) (Abb)
Mark Dion (*1961 in New Bedford, USA) Beziehungen Mensch und Natur (Ökologie); hoher Fischverzehr - Überfischung - ausgestorbene Fische  - Thema Biodiversität. Serie: The Fisheries (Ausstellung "Widerspenstige Wildnis" - video bei www.marta-herfod.de ) (link bei Galerie Nagel und Draxler)
- Zusammen mit Dana Sherwood (s.u.) - "Against Nature: a confectionary marvel" - eine mehrstöckige Vitrine mit attraktiven Süßspeisen, auf denen Insekten sitzen (abstossend wirkend) (link bei www.kulturtechnik.hu-berlin.de )
Arpad Dobriban (*1957 in Komlo, Ungarn) alltägliches Kochen im Wandel; Kochen - Wartesysteme (link bei www.geschmacksarchiv.de - traditionelle Kochtechniken - Feuer (Räuchern - Tier zum Essen) /Wasser (Meistersuppe kochen) / Erde (Fermentierung) C´est la vie sans l´air  (link bei www.trylon.de )/ Luft (Trocknung - Milch für die Ewigkeit) - vermehrte industrielle Lebensmittel (fast food), verliert Wissen und Kompetenz im Umgang mit Lebensmitteln - Erhalt von persönlichen Überlieferungsketten (s.o. Dobriban´s Austellung "Abstrakte Überreste" in der Galerie der Stadt Fellbach)
Latifa Echakhch (*1974 in El Khnansa, Marokko - lebt in der Schweiz) - Le thé de Said - Regenwasser wird in ener kleinen Teekanne gesammelt, lange „Leitung“ Rohre auf Dach - in Anlehnung an das System ihres Onkels Said in Marokko (link bei www.kamelmennour.com ) - Alltag in neue Zusammenhänge stellen; Alltag und Umwelt (Ökologie) - nur wenn es regnet gibt es Tee. Werk: "Globus" auf Papier gedruckt und als globenähliche Kugeln geformt (veränderte Ordnungssysteme) (link bei www.kamelmennour.com )
Gina Folly (*1983 in Zürich) (link bei www.contemporaryartdaily.com ) - Magic Box (ursprünglich Box für Training mit Menschenaffen) - Untitled (Haemanthus albiflos - "Elefantenohr") (Einfluss derBeschallung auf Pflanzenwachstum) (Abb - bei www.europeana.eu )) - Youth (Kühlgerät von Straßenhändlern, Wasserkaskaden bis auf den Teppich; Symbol "Jungbrunnen") (link bei moussemagazin.it) - Reflektionen zu Themen wie Selbstoptimierung, Work-Life-Balance, nachhaltigen Lebensstilen
(Tageswoche, Schweiz 31.12.2013)
Simon Fujiwara (*1982 in London) (link bei www.dvirgallery.com ) - Ich (Teil der Werksgruppe) - Bronzerepliken von Plastikmülleimern (Abb ) (link - Ausstellung Lactose intolerance - Galerie Dvir, Tel Aviv) - sieht das Äussere (Makrokosmos), nicht den (privaten) Abfallinhalt - den Mikrokosmos;
* Symrin Gill (* 1959 Singapur) - Passing through - (link bei www.artsy.net ) - Zusammenstellung gefundener Gegenstände, z.B. am Strassenrand; oder im Wasser (Plastikmüll) - aus dem Abfall entsteht Neues (Kreisläufe, Ökologie)
Félix González-Torres (*1957 in Güaimaro, Kuba) - PlaceboII - Landscape (Kunst essen bei FG-T, KUNSTtexte 2009/01) großer Haufen von in Goldpapier eingepackten Bonbons -  Kauft man ein Werk von ihm erhält man eine Anleitung, kann dann Details gestalten; Vorgabe - welche Bonbons, wie eingepackt; - aber die Verteilung frei - hier in Fellbach ist ein großer Haufen - kann einzelne Bonbons weg nehmen, verschwindet so wenn alles weg ist. Bonbon - süß, Massenprodukt; Konsum zerstört das "Werk" (den Bonbonberg)
Tue Greenfort (*1973 in Holbæk/Dänemark) - Medusa (Quallennachbildung aus Muranoglas - als Tischlampe; Quallenvermehrung durch Klimawandel) - Plant Oil Circulation (raumgreifende Installation, Symbol - Mensch verändert die Natur) (link bei www.koeniggalerie.com )
Mauricio Guillen (*1971 in Mexiko) Stolen Reserved Signs (Objekte im MMK, Frankfurt - link) (Sammlung von "Reserved"-Schildern aus Restaurants) (FAZ 28.07.2012) Essen ist auch „Distinktion“ - wer darf wo essen; reserviert für andere; hat diese nach Essen mitgenommen, es ist eine „langsame“ Sammlung - hat nicht sehr viele - aber hinter jedem steht eine subjektive Geschichte - Erinnerungen
Subodh Gupta (*1964 in Khagaul, Indien) - Mango auf Nähmaschine (Abb) Mango in Indien Obst für den einfachen Mensch, für Jedermann) (Pressemitteilung MMK In Frankfurt, 09.09.2014) (link ) (Ausstellungsfilm). die Nähmaschine gehört zum Arbeitsalltag in Indien; Mangos aus Bronze koloriert, sieht aus wie echt. Ähnlich - Goldene Kartoffeln und in der Nähe zu Dopribans Werke und Aktionen, eine Sauerteig aus Bronze der auf ersten Blick echt aussieht. 
Petrit Halilaj (*1986 in Kostërrc, Kosovo) - Poisoned by men in need of someone love (Verschwinden eines naturkundlichen Museums in Pristina - link) Künstler aus Kosovo, staal. Naturkundemuseum wurde umorganisiert; Depot usw viele Objekte dem Verfall ausgesetzt; konserviert - Rekonstruktion - dies - bereits dazu große Ausstellung in Bonn, hier teile davon (link bei www.vimeo.com ) (Handelsblatt - 27.05.2015)
* Lena Henke (* 1982 in Warburg) - Trash center fat land. raumgreifende Installation aus Edelstahl-Repliken von Pappkartons (mit "Fenstern" - wie Puppenhäuser) Gesammelte Falschen sortiert nach Lebensmittel und Drogeriewaren - Geschichte der Müllentsorgung - Müll von gestern taucht heute wieder auf (link bei www.contemporaryartdaily.com)
Huang Po-Chih (*1980 in Taoyuan, Taiwan) (link)  Projekt: 500 Lemons tress.  Geschiche der Familie, Landwirtschaft; Ökologie - Bewahrung der Tradition. Produktion von "Lemoncello" - kann Baum erwerben und erhält nach 2 Jahren eine Flasche Likör. (Video von der Herstellung)(link - bei www.artradarjournal.com)
Pierre Huyghe (*1962 in Paris) - Aquarium mit schönen Dingen - link bei www.aquariumarchitecture.com  (you tube)  - Aquarium mit eine, leichten oben schwimmenden Bimsstein (Vulkanstein),  darunter leben Pfeilschwanzkrebse, die sich auch einbuddeln, zusammen mit Stern-Strahl-Garnele. Das optisch schön, archaische Leben (der Natur) trifft auf von Menschen gestaltete Kunst. Meer als Ökosystem;  Naturwissenschaft und Surrealismus; Erdgeschichte vs Menschheitsgeschichte. (Huyghe Teilnehmer der dokument 13 - link + FAZ 08.06.2012)
* Josh Kline (*1979 in Philadelphia)  Living Wages - Video. Interview mit Mitarbeiter von „FedEx“ (US-Paketversand) über seine Arbeitsbedingungen. 6 Plastik-Lagerboxen mit bakteriellen Nährböden ( a la Petrischalen), darin sind verschiedene Teile eines Transportgutes - Zusammenarbeit mit Lebensmittelkontrollbehörde CVUA, Stuttgart-Fellbach. Auswirkungen des technischen Fortschritts  (z.B. digitale Überwachung, 3D-Drucker)  auf Lebens- und Arbeitsbedingungen. FedEX hat Subunternehmer - und diese beschäftigen wiederum „Tagelöhner“. Anm.: hier darf nicht fotographiert werden.
* Tetsumi Kudo (*1935 Osaka, † 1990, Tokio) Souvenir-larme - Erinnerungsträne. Ohnmacht des Menschen gegenüber nuklearer Bedrohung; Mutationen. In einem Vogelkäfig befinden sich fluoreszierende Kokons - Symbol Radioaktivität und ein "einsames" Auge.
* Alicja Kwade (*1979 Kattowitz, Polen) Quantenbanane - Was ist sicher ? Was ist real ? Veränderung der Bananenschalen (Abfall) in Bronze gegossen (Möbiusband-artig)
* Zac Langdon-Pole (*1988 Auckland, Neuseeland) (link bei www.stationgallery.com.au ) King Bird of Paradise -historische Prozesse beobachtend, Beispiel "oral history". Der Paradiesvogel kam als Tierpräprat ab dem 16.Jahrhundert aus Papua-Neuguinea nach Europa. Den Präparaten fehlten die Füße, daraus entstand Mythos, die Vögel müssen ewig fliegen, solange bis síe tot vom Himmel fallen. (Darmstädter-Echo 10.06.2016)
Gordon Matta-Clark (*1943, †1978 in New York) - FOOD Restaurant  (Abb) in New York (1971-1974) (Künstlerzentrum - Kochen und Kommunikation (link) - Video, 1972 (Robert Frank) (link) (you tube)
Paulo Nazareth (*1977 in Governador Valadares, Brasilien) (website) - Producto de Genocido - ist ein (Welt)Reisender benutz Konsumgüter der jeweiligen Orte, zeigt solche die auf ausgestorbene Völker (z.B. Indios) hinweisen, Symbole, Bilder, Namen, die auf Süßigkeiten, Getränken u.a. zu sehen sind. Alkohol zerstört Menschen und Kulturen. Die Kolonialgeschichte wirkt bis heute, rassistiches Denken. (link bei www.meyer-riegger.de )
* Roman Ondák (*geb 1966 in Zilina, Slowakei) Swap - Tausch von (Alltags)Dingen - Performance (you tube) durch einen von Ondák gecasteten Performer. Stellt ein Ding vor und preist es an; BesucherInnen aufgefordert etwas dafür anzubieten; eingetauscht, dann dieses Neue angeboten und verhandelt - bis zum Ende der Triennale fortlaufendes Ritual. Gedanken über den Wert der Dinge.
Att Poomtangon (*1973 in Bangkok) - Nouvelle Cuisine Fast Food - Preisträger des Ludwig-Gries-Preis für Kleinplastik der LETTER-Stiftung, Köln. Verbindet (deutsches) Fast-Food mit der traditionellen thailändischen Küche; die thailändischen Lebensmittel werden in Kunstharz gegossen und schichtweise (wie beim "Burger") zusammengepresst, ausgestellt auf Baumstamm-Konsolen (Abb). (link bei www.db-artmag.de) "Transparenz" - zeigt Inhalte; zerlegt und zusammengeführt. Moderne Ernährung - Nährstoffe extrahiert und zugefügt.
Laure Prouvost (*1978 in Croix, Frankreich) (website) - Depressed Plants  - (Abb) - (link bei www.motinternational.com). Alltägliche Objekte (wie Pflanzen, Lebensmittel) werden überhöht präsentiert, z.B. durch Texttafeln wie an Gemälden, irritierend, geheimnisvoll, stimuliert übliche Betrachtung in Frage zustellen, Nahrung ist mehr als physiologische Befriedigung.
Dan Rees (*1982 in Swansea, England) - Kelp (Seetang) + Snacks  (Abb) - Zur Lösung der Welternährungsprobleme (Bevölkerungswachstum) wird nach neuartigen Lebensmitteln geforscht. Seetang wird als potentielles Superfood präsentiert. In Wales gibt es ein tradtionelles Lebensmittel aus Rotalgen - das Laverbread. Es sind kommerzielle Snacks aus Asien auf einem Regal ausgestellt und vier Plastiktanks in denen Seetang wächst. (link bei www.motinternational.com)
Pamela Rosenkranz (*1970 in Altdorf, Uri, Schweiz) Pour Yourself (Abb). In Mineralwasserflaschen ist Mischung aus Silikon und Farbpigment eingefüllt, die verschiedene Hautfarben präsentieren. Das spielt auf widersprüchliches Konsumverhalten an, reines "gesundes" Wasser und künstliche Stoffe um Körper zu verschönern (Kosmetik). (link bei  www.swissinfo.ch)
Ben Schumacher (*1985 in Kitchener, Kanada) - New York City Farm Tower - (link bei www.moussemagazine.it   ) raumübergreifende Installtionen; verkabelte Küchenherde, Getreideähren, Türen - urban gardening: vertical farming
* Dana Sherwood (* 1977 in New York) (website) - The Pavillon of the Wild and the Tame (link) - dokumentiert Tierfütterungen; Berührungspunkte Mensch und Tier; Tierfütterungs-Krippe (mit Kochbüchern; nachgestalteten Fleisch- und Süßspeisen; Tortenform)  / zwei Videos - Tierfütterung einmal „real“ (in Dänemark) und zweites Videos - Chronik der Orte wo sie Tiere beobachtet hat
Shimabuku (*1969 in Kobe) (website) Something that floats - Something that sinks - (link bei www.tomtrevor.net )) Einzelne Früchte haben individuelle Eigenschaften; z.B. Tomaten im Aquarium - manche oben, andere unten ; warum ? - Metapher in Gesellschaft - manchen oben andere untern - Tomaten aus Fellbacher Supermarkt - ca alle 5 Tage ausgewechselt; Alltagsphänomene - Banales wird zur Überaschung
Rasmus Søndergaard Johannsen (*1982 in Brovst, Dänemark) (website) -  detach/adjust/connect (Abb) - ist ein Naturbeoachter; zerlegt Baumfragmente(stämme) und führt diese wieder zusammen;   24 Bäume (Frankfurt/M und Belgien/Holland-Grenze) gefällt; daraus Harz, Sägemehl (zur Asche) daraus Leim gekocht (Rezeptur vom Großvater),  alles Material des jeweiligen Baumes benutzt; ergibt einen sinnlosen Kreislauf; eine Transformation; Umgang des Menschen mit der Natur
* Paul Thek (*1933, †1988 in New York) - Meat Piece (Abb) - (Teil des Projekts Chicken Coop) - coop ist mehrdeutig, einmal Hühnerstall, und zum anderen Konsumgenossenschaft; Künstlerkooperation; Meatpieces sind aus Wachs  (link bei )
Rirkrit Tiravanija (*1961 in Buenos Aires) - riot kitchen (Abb MMK Frankfurt/M) - kocht thailändische Gericht, werden kostenlos abgegeben; Leuchtschrift (riot kitchen - Küche des Aufruhrs) -  Küche und Ess-Tisch sind Orte des sozialen Austausches; gemeinsam Neues gestalten
(• Nicolás Uriburu *1937 in Buenos Aires) (website) (hat nicht teilgenommen)
Patrick Van Caeckenbergh (*1960 in Aalst, Belgien) - The Ventriloquist (Bauchredner) (link bei www.curiator.com ) - zerlegt und setzt zusammen (Metamorphosen, Umwandlungen), auch menschl. Körper; Erntebilder aus aller Welt - Kreislauf - Nahrung wächst, wird geerntet, gegessen, verdaut, ausgeschieden
* Cathy Wilkes (*1966 in Belfast, Nordirland) - Notebook - dreidimensionale Stillleben (versch. Objekte) - Essen im Kries der Familie, marginale Erscheinungen, Hungernde  (link bei www.mkgallery.org)
* Anicka Yi (*1971 in Seoul, Südkorea) - Let the liquid cool - Zusammenarbeit mit biochemischen Instituten, ungewöhnliche Stoffwechselprozesse; weibliche Superbakterien (aus Speicheproben von Frauen); Duft der Macht; Einfluß von Menschen auf Biosysteme  (link bei MIT-News) (link bei www.artspace.com)

Katalog zur 13. Triennale 2016,  Kerber Verlag (120 Abbildungen, 216 Seiten) In der Ausstellung für 24€ erhältlich. Texte in deutsch und englisch, zu allen 42 Künstlern(gruppen), sowie Gruß- und Einleitungsworte. Haupttext-Beitrag: Yvette Mutumba: Notizen zu Kunst und Essen in globalen Zeiten (S.16-25 dt; S.26-35 engl) (vom www.weltkulturenmuseum.de  in Frankfurt/M - link - und Betreiberin der Website - Contemporary And (C&) mit Themen und Informationen zu zeitgenössischer Kunstpraxis aus afrikanischen Perspektiven / link in "hey women!" 06.03.2016)
Notizen dazu -
Phänomen der Vereinheitlichung (Hipsterisierung) der urbanen Zentren dieser Welt; auch Essen ist global; es gibt "Hunger und Überernährung" und TNAC - Transnational Agri-Food Conglomerates - = Agribusiness.  (zitiert 0`Driscoll,P.:  link bei www.worldhunger.org )
Essen ist eine der ältesten Formen des Kulturaustausches, das Grundbedürfnis Essen verbindet alle Menschen der Welt.  Essen ist auch ein Inbegriff der kulturellen Identität und der Unterschiede zwischen Gruppen (soziale Distinktion). Essen ist eine Möglichkeit des Kennenlernens anderer fremder Kulturen - Plattform für interkulturelle Dialoge.
(Zitate: Almerico, G.M.: Food and Identity: Food Studies, cultural and personal identiy. link bei www.aabri.com -
Schmitt.C.: Food as an Emerging Diplomatic Tool in Contemporary Public Art. link bei www.culturaldiplomacy.org )
- Bezug zwischen Migration und Essen - Emeka Ogboh - „No food for Lazy man“  - link bei www.galeriewedding.de - und link bei www.contemporaryand.com - afrikanisches Essen trifft auf andere Kulturen - anderes Essen (in Berlin), es entstehen hybride Essensformen - Kontinuität + Veränderungen - „migrant foodways“
Conflict Kitchen (2010) in Pittburgh - http://conflictkitchen.org (s. Fremd)
Michael Rakowitz - Enemy Kitchen
- Zubereitung und Essen als künstlerische Aktion - zuerst z.B. Futurist Cookbook
FOODshed: Art and Agriculture in Action - link bei www.sustainablepractise.org - link bei www.liptonarts.com
- Alison Knowles - Make a Salad (1962) Salad as performance art . The New Yorker 26.04.2012 - Identical Lunch (1969)
-  Suzanne Lacy (1979) The International Dinner Party - Nutzung globaler Netzwerke - link bei www.suzannelacy.com -
Martha Rosler - Video: Semiotics of the Kitchen - Essen und Hausfrauendasein (s. Ernährung+Museum)
Adrian Piper - Selbstpräsentation + Wahrnehmung durch andere - versch. Gerüche - Getränkte Kleidungen (Essig usw) Catalysis (1970) link 07.09.2015 bei www.morethanthreeartists.com
- Essen kreiert Gemeinschaft - in der Küche (gemeinsames Kochen) am Tisch (gemeinsames Essen) - aber auch Inzenierungen - Ess-Show (Performance) ideele und reale Werte des Essens
- Essen und „Community art“ „alimentary turns“
Stephanie Smith: Feast: Radical Hospitality in Contemporary Art. Smart Museum of Art, Chicago.
Fischer, Barbara:   Foodculture: tasting identities and geographies in art. YYZ Books, 1999.
- Essen ist vom Kapitalismus zu einem Wissens- und Lifestyleprodukt geworden: Thema "Essen und Kultur" gibt es nur in wohlhabenden Regionen; dort wo kein sicherer Zugang zum Essen besteht auch kein Zugang zu Kunst. Die Gesellschaft (Politik) bestimmt Zugang und Ordnung des Essens:
Bei der Website: "Artists-Run Food Establishment from Los Angeles to Berlin" fehlt auch die dritte Welt
z.B. das iberry-Eiscafe  in Thailand (link) -  Udom Taepanich - in Chiang Mai Angrit Ajchariyasophon (link)
Die Industrialisierung der Nahrung in der "klassischen" Arbeit von Andy Warhol - Campbell Soups.
- Kritik am Konsumverhalten - Victor Grippo - Argentinien -   Traditional Rural Oven for Baking Bread (1972) (link)
Iwan Inojo - Jakarta - Speisen mit Obdachlosen  (s. Rivera, I.: Food and Art: a brief History. RIT Scholar Works, Thesis, 2004
- Minerva Cuevas: Mejor Vida Corp - Mexiko - Besseres Leben GmbH  - link bei www.e-flux.com -
Globale Kunst wird von westlichen Welt beherrscht, erst langsam Öffnung für Kunst von „anderswo“ - Annäherung immer aus westlichen Perspektive - Thema Essen - gute Plattform für erweitere Sichtweisen große Kunstmuseen sind marktbeherrschend analog dem Agribusiness; und alle Museumshops haben das Gleiche, nur manche mehr davon,
David M. Kaplan: The philosophy of food project  - http://www.food.unt.edu/philfood /

Pressemeldungen:
- link bei www.kunstaspekte.de -
- link bei www.art-magazin.de -
-  link (22.12.2015) bei Stuttgarter Zeitung
  - link (10.06.2016)
  - link (13.06.2016) (Vernisage)
  - link (27.06.2016) - Kinderkulturfest: Geschmackserlebnisse rund ums Rathaus
  - link - (18.07.2016) Lange Nacht: Kunstgenuss an langer Tafel
  - link   (20.07.2016)  Künstlerische Einblicke für Migranten mit Tomaten und Algen -
  - link (22.08.2016) Führungen wärmstens empfohlen
  - link (20.09.2016) Der Kuß im Kühlraum (Begleitprogramm mit Anne Köhler - Roman: "Ich bin gleich da" - Der Weg einer jungen Köchin. Dumont Verlag, 2015).
- link -  (04.10.2016) Abschluß der Triennale
 
- link  (14.10.2015) bei Stuttgarter Nachrichten
 - link (10.06.2016)
- link (10.06.2016) + (link 19.08.2016) bei Esslinger Zeitung
- link (14.06.2016) bei Südwest-Presse
- link (19.08.2016) bei Waiblinger Kreis-Zeitung
- link (06.07.2016) bei Reutlinger General-Anzeiger
- link (10.06.2016) bei www.bild.de
- "Seetangssnacks und Selbstgebrannter" M.Weckesser. TAZ (09.08.2016) (im TAZeArchiv)
- Kunst wie Wurst.  FAZ (18.08.2016)
- Food-Ausstellungen -  link - Neue Zürcher Zeitung (22.08.2016)
- Triennale zum Thema "Food" - Guten Appetit auf Algen. Südd. Ztg. 13.09.2016
- Titelhema der Stuttgarter Kulturzeischrift - Sonnendeck Nr.150 Sep. 2016

- link (13.06.2016) bei SWR2 -   audio-podcast -

- link (10.06.2016) bei DeutschlandRadio Kultur

Weiteres Begleitprogramm:
04.08.2016 - Vortrag von Sebastian, M.: Warum essen wir die einen und streicheln die anderen? Ambivalenzen im Mensch-Tier-Verhältnis.
(Marcel Sebastian - FB Sozialwissenschaften Uni Hamburg / Europa Universität Flensburg - Norbert Elias Center / Promotionsprojekt - "Ambivalenzen der Arbeitssituation und Umgangsweisen von Arbeitern in der Fleischindustrie"/ Stipendiat Heinrich Böll-Stiftung ) (⇒ Beruf Metzger / Schlachthöfe / Tier-Mensch-Beziehungen)
Menschen pflegen höchst unterschiedliche Beziehungen zu Tieren. Einige Tiere sind Nahrungsmittel, Versuchsobjekte oder gelten als Schädlinge. Andere sind Spielkameraden und „Familienmitglieder“. Der Hamburger Soziologe Marcel Sebastian beleuchtet die Vielzahl ambivalenter Mensch-Tier-Beziehungen und erklärt diese Vieldeutigkeiten aus soziologischer Perspektive.
Als Einstieg zitierte er einen Bericht im Westfalen-Blatt (29.07.2016) über eine Aktion der Feuerwehr zur Rettung von drei Entenküken. Dem gegenübergestellt wird die Information, daß in Deutschland jährlich 20 Mill Enten geschlachtet werden. Dies ist ein Beispiel für das Phänomen der Ambivalenz, den gegensätzlich zwiespältigen Gefühlen von Menschen ("zwei Seelen", "zwei Herzen").
Im Wandel unserer Gesellschaft, werden Menschen mit zunehmenden komplexen Lebenswelten konfrontiert, die Werte differenzieren sich, alles wird vieldeutiger und ambivalenter. Demgegenüber gibt es den Wunsch nach Einfachheit, Vertrautheit und Eindeutigkeit. In Bezug auf die Mensch-Tier-Beziehung werden Tiere einerseits immer mehr zu Produkten (Verdinglichung), deren Erzeugung (Massentierhaltungs-Fabriken) (⇒ Agribusiness) und Verwertung (Schlachtfabriken) aus dem Blick des Verbrauchers verschwindet (Distanzierung gegenüber Unangehmen, Schmutzigen; Norbert Elias). Andererseits pflegen immer mehr Menschen (in den Wohlstandsgesellschaften) innigere Beziehungen zu ihren Haustieren (Ohr, R.: Zur wirtschaftlichen Bedeutung der Heimtierhaltung in Deutschland. Uni Göttingen, Nov 2014) (Personalisierung der Tiere).
Die Frage: "Warum essen wir ein Tier (z.B. Schwein) und ein anderes nicht (z.B. Hund) ?" kann  allgemein nicht abschließend beantwortet werden. Ein soziologischer Weg zu Antworten führt zur Betrachtung der sozialen Dimensionen und Positionierung von Tieren durch verschiedene Menschen und sozialen Gruppen entlang von Werteskalen. Sebastian erklärte dies exemplarisch mittels der Studie von  Stewart, K., Cole, M.: The Conceptual Separation of Food and Animals in Childhood. Food, Culture & Society: An International Journal of Multidisciplinary Research 12(4) 457-476 2009.(Download imArchiv), dabei werden Tier allgemein oder bestimmte, z.B. Kaninchen, in zwei dimensionalen Werteskalen positioniert (sichtbar-unsichtbar / Subjekt-Objekt) (z.B. als Haustier, Nutztier, Wildtier, Schädling, usw). Die Bewertungen entstehen im Austausch zwischen einzelnen Menschen und gesellschaftlichen Gruppen. Das wird symbolischer Interaktionismus (G.H.Mead) genannt. Mit den gesellschaftlichen Veränderungen (⇒  Wandel), verändern sich die Bewertungen. Die Industrialisierung veränderte die Lebensmittelproduktion; aus Hauschlachtungen entstanden große Schlachhöfe (z.B. in den USA - Chicago); aus Bauernhöfe mit Ställen wurden Massentierhaltung (mit Tausenden von Tieren). Die Mensch-Tier-Beziehungen verändern sich. Einige Beispiele wurden angeführt - im Bereich:
- Gesetzgebung - Tierrechte, Tierschutz.
- Politik: Tier wird zum politisches Thema: z.B. Veggieday (⇒ Veggieday).
- Wissenschaft und Forschung: Tier-Mensch-Beziehung als Thema der Wissenschaft (z.B. Thema von Sebastians Promotion)
 In der Diskussion gab es noch den Hinweis auf die „new conscious carnivore“-Bewegung; es sind in der Mehrzahl Männer; eher Männer; sie „mieten sich ein Schwein“ und schlachten es selbst.
- link bei www.theculinarytravelguide.com
- http://www.trendreports.com/research/carnivore-trend-report
- http://conscious-carnivore.com/#respect

01.09.2016: Rückert-John, J.: Nachhaltige Ernährung - Herausforderungen für die Zukunft. Fellbach, Rathaus -  (Pressemitteilung) (Bericht - Stuttg Ztg 05.09.2016)

10.09.2016: Willkommen in der Wegwerfgesellschaft – Künstlergespräch mit dem Filmemacher und Bestseller-Autor Valentin Thurn und den Schweizer Künstlern Valentin Beck und Adrian Rast statt. Während des Gesprächs werden Filmausschnitte aus den Filmen "Taste the waste" und "10 Milliarden - wie werden wir alle satt?" gezeigt.  50 Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen. (⇒ Abfall) ( ⇒ Welternährung)
Mit der Frage „Wie wollen wir leben?“ befassen sich auch die Schweizer Künstler Valentin Beck und Adrian Rast in ihrer Arbeit „EIN'MACH'ENDE“ (s.o.). Ihre Antwort ist ein raumgreifendes Gesamtkunstwerk: Monatelang sammelten die beiden aus Supermarktcontainern abgelaufene, aber noch genießbare Lebensmittel und kochten diese mit traditionellen Konservierungsmethoden ein. Rund 2’000 Gläser, mit Marmeladen, Gelees oder Dörrobst, stehen in einem Regalsystem aus Einwegpalletten. Die AusstellungsbesucherInnen werden dazu aufgefordert, die Produkte gegen einen frei verhandelbaren Tauschwert – sei dies ein bestimmter Geld-betrag oder eine Essenseinladung – mit nach Hause zu nehmen.
Notizen - Thurn´s  erster kleiner Film „Gefundenes Fressen“ (2008) (zum Thema Freeganer/Containern) - Thurn benannte 4 T´s zum Lebensmittelver(sch)wendung - Teller (Essensreste) / Tonne (Abfall - Nahrungskette - Supermarkt / Trog (Tierfutter) / Tank (Biosprit, Bioenergie)  - Er ist nicht nur Filmemache sondern auch politisch aktiv - Kölner Verein - www.tasteofheimat.de  / Food Policy Council in Köln = Kölner Ernährungsrat (website)
Eine Aktivistin von www.foodsharing.de  aus Stuttgart war anwesend und hatte Backwaren vom Tag vorher mitgebracht.  (⇒ Abfall  / ⇒ Sozialladen/Tafel)
Die Künstler Valentin Beck / Adrian Rast (s.o.) stellten nicht nur ihre Kunstwerk vor, sondern äußerten sich zu den Bewegründen und Motivationen. So z.B. Wiederentdeckung des traditionellen Handwerks (Lebensmittekhaltbarmachung) und die  Beachtung der Genügsamkeit (Suffizienz). Es ist ein "lebendiges" Werk, es verändert sich durch den Tausch, Kommunikation mit vielen Menschen - immer größeres Netzwerk Stimuliert Gedanken zu den Prozessen und Umgang mit Lebensmitteln und zu anderen Menschen; es verändert die "Haltung". Beachtung der Grenzen des Wachstums. So äußerten sie z.B. die Vorstellung wir alle sind in einem großen Glas - alle Lebewesen - wie schaffen wir die Haltbarkeit unserer Welt.

22.09.2016: Barlösius, Eva: Die Kunst des Essens: Die ganze Welt zu verkörpern. (link) ⇒  "Auf die "kleinen Unterschiede" der Menschen bei der Nahrungsauswahl geht die Soziologin Eva Barlösius ein - und auf die Frage, was diese damit über ihr Selbst- und Weltbild verraten. Methodisch folgt sie dabei dem berühmten Erfinder der "kleinen Unterschiede" Pierre Bourdieu, über den Barlösius 2006 eine viel beachtete Studie verfasste. Nahrung ist der Anfang von allem. Die Art und Weise, wie Menschen ihr Nahrungsbedürfnis befriedigen, gibt Auskunft über die soziale Welt: über Armut und Reichtum, Produktion und Konsum, Familien- und Geschlechterverhältnisse. Genauso teilt die Nahrungsauswahl ethische, moralische und religiöse Überzeugungen mit. Was sagt diese über unser ästhetisches Empfinden?"
Notizen: Ernährung verkörpert die ganze Welt; jeder Mensch muß essen - physiologische Regeln sind universell, naturbedingt. Die Art und Weise des Essens (die Speisen, die Küchen) spiegeln die gesellschaftlichen und kulturellen Situationen wider. Wir müssen arbeiten, um essen zu können.
Einteilung des Essens nach drei Grunddimensionen. Die Ordnungsprinzipien:
- was ist eßbar/nicht eßbar - für wen, zu welcher Zeit
- die Zubereitung des Essen - das Kochen
- die Mahlzeit - Tischgemeinschaft
Essen wir geteilt, es zeigt die soziale Position an; (un)gleiche Verteilung.
Die Sehnsüchte - Utopien der Gesellschaft - nach mehr Essen (und weniger Arbeit) - zeigen sich in Texten und Bildern zum Schlaraffenland, die es praktisch in jedem Land gibt. Zeitweise wurden die Lieder vom Schlaraffenland verboten, da die Herrschenden ihre Vormacht gefährdet sahen (z.B. Leseprobe - Barlösius: Soziologie des Essens; Beltz, 2016) (Hans Sachs: Schlaraffenland ) (Kurt Weill: Das Lied vom Schlaraffenland - gesungen von Ernst Busch - youtTube bei www.kampflieder.de )
Das Essen ist ein Ursprung der Moral, was ist erlaubt, was darf getötet werden; usw.
Essen und soziale Beziehungen, soziale Kommunikation, Freundschaft, usw.
In der heutigen komplexe Gesellschaft gibt es komplexe Essensregeln;  z.B. Probleme bei heutigen Einladungen zum Essen und die Rücksichtsnahme auf  die verschiedenen Essenstyoen (Vegetarier; Allergien u.v.a.) (Diäten)
Im zweiten Teil: Essen als Gegenstand der Kunst
- Kochen ist Kunst - Kunsthandwerk
- Sujet / Objekte - Stillleben - z.B.  Francisco de Goya - Fische (link)
- La cucina futurista von Filippo Tommaso Marinetti
- Beispiele von Food Design - Essen geordnet nach Farbe, Geometrie usw.
Reflektionen über ausgewählte Triennale Objekten zu Aussagen im ersten Teil des Vortrags.

Die Triennale wurde mit einer Schlussfeier am 02.10.2016 beendet. Der Fellbacher Oberbürgermeister Christoph Palm zog eine positive Bilanz, und dankte den zahlreichen Ausstellungsgestaltern. Sowohl das Presseecho als auch die Besucherresonanz war positiv. Zwar konnte die Ausstellung keine Antworten für die Zukunftsprobleme geben, doch sie vermittelte viele Anregungen zu Ökologie, Nachhaltigkeit und der Wahl der richtigen Lebensweise. Viele der 12.000 Besucher suchten nach mehr Informationen zu den Kunstwerken; es gab mehr als 230 Führungen, wobei der Ausstellungsorganisator Heribert Sautter lobend hervorgehoben wurde, sowie die Führungen von Flüchtlingen durch die VHS Unteres Remstal im Rahmen von Deutschkursen (Stg Ztg). OB Palm stellte die Preisträger vor und würdigte ihre Arbeiten. Den mit 7 500 Euro dotierten Triennale-Preis erhielt Abbas Akhavan für seine Arbeiten „Study for a Monument“ und „Study for a Hanging Garden“. Die Kuratorin Susanne Gaensheimer würdigte den 1977 in Teheran geboren Künstler, dessen Eltern 1980 (Beginn des Iran-Irak-Krieges) nach Kanada flohen, und der heute zu den stark aufstrebenden Künstlers Kanadas zählt (s.o.). Die preisgekrönten Arbeiten gehören zu seinen fortlaufenden Projekten, die über den Einfluss der Menschen auf die Natur (Anthropozän) reflektieren. Er befasst sich ausführlich mit der Entwicklung der Euphrat-Tigris-Region im Irak; dem Zweistromland - dem fruchtbaren Halbmond  - einer Wiege der Menschheit. Es studierte die Pflanzenwelt des dortigen Gebiets (und der hängenden Gärten von Babylon) am Londoner Royal Botanical (Kew) Gardens. Nicht nur die Kriege im Irak, sondern auch wirtschafts-politische Entscheidungen, wie Trockenlegung von Sümpfen, oder der monumentale Nachbau des Palastes von König Nebukadnezar (bei Babylon) durch den irakischen Präsident Sadam Hussein (>1000 Räume), führten zum Aussterben von Pflanzen. (link bei Bible Earth; Südd. Ztg 23.10.2015) Aus Zeichnungen rekonstruierte er ausgestorbene Pflanzen in stark vergrößerten Wachsmodellen, die dann in Bronze gegossen wurden. Diese Exponate sind auf weißen Leinentüchern gebettet. Sie stellen ein Denkmal dar, erinnern Menschen an ihre Ethik, die Trauer über Verluste; durch ihre monumentale Präsentation (in Bronze) werden sie zur zeitlosen Ästhetik.
Den Preis der Besucher erhielten die beiden Schweizer Künstler Valentin Beck und Adrian Rast für ihr partizipatives Werk „EIN’MACH’ENDE – so wollen wir leben“ (s.o.). Die Publikumsgunst war eindeutig, sie erhielten 25% der abgegeben Stimmen. Die beobachtete hohe Verweildauer an dem Exponat zeigte die Anziehungskraft. Das großformatigen, dreigliedrigen Regal, das aus wiederverwendeten Europaletten zusammengebaut ist. Dort standen anfangs schön geordnet rund 2000 Einmachgläser, die von den Künstlern mit Marmeladen, Chutneys und Gelees in unermüdlicher Fleißarbeit gefüllt, säuberlich und katalogisiert wurden. Die Ausgangsware beschafften sie sich aus den Abfallbehältern von Supermärkten („containerte Ware“). In dieses Mahnmal gegen die Wegwerfgesellschaft und für die Wiederverwertung (Kreislaufwirtschaft) wurden die Besucher mit einbezogen. Die Gläser konnten nämlich nach eigenen belieben der Besucher getauscht werden. Dies reflektiert die unterschiedliche Bewertung des „Eingemachten“ - sind es Lebensmittel, sind es Teile eines Kunstwerkes. Das anfänglich geordnete Werk lebt, es ist dynamisch. Die Tauschwerte haben eine große Spannbreite, von banalen Gaben wie Kugelschreiber, WC-Gutscheine; über Kinderzeichnungen, bis hin zu Essens- und Übernachtungsangeboten. OB Palm erwähnte den Tausch mit Samen über einen gefällten Baum der Erinnerung.

- Bericht in der Stuttgarter Zeitung 04.10.2016 -

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