Public Health Nutrition + Community Nutrition
Die wissenschaftliche Erarbeitung der Grundlagen ("evidence based") das Management und die Organisation der Ernährungsprogramme zählt zu einem Teilgebiet der Ernährungswissenschaften, dass in Deutschland noch vernachlässigt ist. Das ist
- Public Health Nutrition – Ernährung im öffentlichen Gesundheitswesen, und darunter
- Community Nutrition – Gemeinde-orientierte Ernährung
Die Aufgaben dieser "Fachbereiche" liegen darin, die gesicherten (evidence-based) Erkenntnisse zu der Ernährung des Menschen anwendungs- und zielorientiert so in die Praxis umzusetzen (implementieren), dass die vereinbarten „Dietary Goals“ erreicht werden können. Eine Gesellschaft die Ernährungspolitik betreiben will benötigt dieses Wissen. In Analogie zu anderen gesellschaftlichen Bereichen kann von (social) nutrition engineering gesprochen werden.
Nicht nur die Umsetzung von Fachwissen in den Alltag und die Lebenspraxis ist dabei Aufgabe, sondern auch die Gesellschaft auf den Umfang und die Bedeutung der Ernährungsprobleme hinzuweisen. Ein Versuch den Umfang von Ernährung und Gesellschaft zu visualiseren (CHART) ist die "Karlruher Ernährungspyramide". Das sind Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit (Social-Marketing). Dazu ist ebenso zu zählen, das ein relavanter öffentlicher, politischer Diskurs stimuliert und unterstützt wird (den Teil der Daten für Taten). Es betrifft alle Ebenen im Gesellschafts-(und Ernährungs-)System: kommunale (Stadteile), regionale und nationale Ebenen. Hier sind die Ansprechpartner für Public Health (Community) Nutritionists, denn es sind nicht die einzelnen Bürger, sondern die Träger (Stakeholder) der entsprechenden gesellschaftlichen Organisationsformen: in den Vereinen, den Parteien, Gemeindeverwaltungen; Betriebsleiter; Schulleiter usw.
Die verwendeten Ernährungsprogramme unterliegen bestimmten verabredeten Grundsätzen, in der Umsetzung sind sie jedoch flexibel um auf die jeweilige Zielgruppe und deren Alltagsbereiche (Settings) anzupassen. Dazu müssen die Grundbedürfnisse und die (Grund)Fähigkeiten (akut und latentes Potential) der jeweiligen Zielgruppen erkannt und genutzt werden. Die Summe der Ernährungsprogramme muss multi-dimensional und -sektoral (Totalphänomen) sein. Es ist das ganze Potential der Menschen zu nutzen; wir lernen nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit Herz und Händen (das Begreifen beschreibt die Hand-Hirn Beziehungen).
Die Community Nutritionists stellen quasi die Architekten (Verhältnis-Raumordnung), Bühnenbildner und Regisseure (Dramaturgen) im "Gesellschafts(schau)spiel" (Rolle) der Ernährung dar. Es sind die Umsetzer und Ingenieure (social engineering) der ernährungswissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis. damit wird das letzte Glied der ernährungswissenschaftlichen Forschungskette erreicht; die (Staats)Aufgabe Ernährungssicherung für Gesundheit und Nachhaltigkeit zu etablieren.
Die Grundlagen für eine entsprechende Befähigung als Public Health Nutritionist agieren zu können, ist die Nutzung von breiten interdisziplinären Modellen (Chart - Modell); wobei aus den globalen theoretischen biopsychosoziokulturellen Modellen; konkrete anwendungsbezogene Modelle erstellt werden müssen; die jedoch immer folgende Dimensionen berücksichtigen sollten:
- die biologische Grundlagen (Verhalten) (Körper – Organe – Geist – Hirn)
- die Möglichkeiten der Lebensgestaltungen, Lebensweisen, Lebensstile (empowerment)
- die Lebensverhältnisse (die Umwelt, „environment“ – Natur + Kultur)
- das politische (Gesundheits) System.
Die Aufgabenbereiche für „Community Nutritionist“ sind sehr umfangreich; wie z.B.:
- Ernährungsempfehlungen (RDAs; dietary goals; Ernährungspyramiden)
- Information für Verbraucher (Informationsmaterialien) zu Lebensmittelkennzeichnungen; Bedeutung der "health claims"; Informationen zum (Nähr)Wert der Lebensmittel; neue Lebensmittel; Diäten;
- Erhebungsisntrumente (Monitoring, Evaluation) (nutrition epidemiology)
- Ernährungsberichterstattung (Informationen – Modelle – Bewertung - Kriterien – Entscheidungshilfen)
- Kenntnisse über das Gesundheitssystem (staatliche Organisationen; Gesundheitsämter; Krankenversorgung; Gesundheitsökonomie; Versicherungswesen; kommerzielle Anbieter von GesundheitsleÃstungen, entsprechende Gesetze und Verordnungen)
- Kenntnisse zu den wichtigen (vulnerable) Zielgruppen: Frauen/Schwangerschaft; Stillen; Kindergarten; Schule; Senioren; soziale Brennpunkte; usw.
- Kenntnisse über die Gemeindeinfrastrukturen, Netzwerke
- Kenntnisse über Nahrungskette; Lebensmittelproduktion; Handel (Verkaufsstätten); regionale Vermarktung, Direktanbieter
- Kenntnisse über Gemeinschaftsverpflegung; Essen auf Rädern
- Kenntnisse über „social marketing“; Zielgruppenanalyse;
- Liste der individuellen Interventionsmöglichkeiten: persönliche Beratung; Internet-IT-Informationen; Ansprechpunkte; Medienkonstakte; Ärzte, Apotheken; usw
- Kenntnisse über Maßnahmen in der Gemeinde, Region, in Medien usw; Liste über Gruppen-Aktivitäten an Gesundheitsämter; Kindergärten; Schulen; Volkshochschulen, Weight Watchers; der Betriebe (Arbeitsplatz); Familientreffpunkte (Kirchen, usw); Freizeit-Gruppen; Gourmet-Klubs, etc;- Liste von Aktivitäten über Organisationen; Kenntnisse von Aktivitäten im Setting-Bereich "Arbeitsplatz - Betrieb"
- Kenntnisse von Aktivitäten im "Land"; den Massenmedien; Werbung (TV, Plakataktionen, usw)
- Raum(Land)Karte von Ernährungspunkten (food outlets) und -aktivitäten (analog wie Raum- und Landschaftsplanung); IT-gestützte "Ernährungsnavigationssysteme" (PDA´s für Ernährung, usw.; Verbindung mit Entwicklungen zum "smart house"; RFID´s; e@life usw.)
- (GemeindeArbeit) Gruppenarbeit; Moderation; Diskussionsleitung; Mediation
- Gesamtplanung; Evaluierung; Kontrolle
- Administration - Geschäftsführung; Geldbeschaffung – Sponsoring
- Kommunikation- und Medienarbeit
- Ethische Aspekte („Vertrauen“)
- Blick über "Grenzen" ("Netzwerk-Arbeit") und "Tellerränder"
Die umfassenden Aufgaben erfordern interdisziplinäres und kooperatives (Zusammen)-Arbeiten; und Nutzung von (Ernährungs)Kommunikations-Potentialen.
Weitere Informationen:
siehe Ernährungsdenkwerkstatt-Bereich - Public Health Nutrition, der "laufend" ergänzt wird.
Viele Informationen stammen aus den U.S.A. - wichtige Websites - www.nutrition.gov - www.nutrition.org -
www.eatright.org - www.nalusda.gov/fnic
Anita L Owen; Patricia L Splett; George M Owen: Nutrition in the Community. The Art and Science of Delivering Services (4th Edition). WCB-McGraw-Hill, Boston 1999 (1st Edition – in 1978).
Sims, L.S. (Ed): Integrating Evaluation Tools to Assess Nutrition Education. J Nutr. Educ. Vol.33, Supl. 1, Sept. 2001
Cornell- University - Courses - http://nutrition.cornell.edu/dns7_commnutrition.html
University of Washington - Center of Public Health Nutrition - http://depts.washington.edu/uwcphn/
"European Network for Public Health Nutrition" - z.B. via Karolinska Institut - www.prevnut.ki.se -(nicht mehr gültig; 14.5.2012 - keinen passenden Lin gefunden)
Lindsay H Allen, Stuart R Gillespie: What Works? A review of the efficacy and effectiveness of nutrition interventions. UN _ ACC/SCN + Asian Development Bank; Sep.t 2001
MJ Müller, M Mast, K Langnäse: Adipositas – eine Herausforderung für Public Health ZfGesundheitswissenschaft 10(1) 11-20 (2002)
Mark Lawrence; Tony Worsley (Eds): Public health nutrition : from principles to practice .Crows Nest, N.S.W. : Allen & Unwin, 2007. - ISBN: 9781741751024 (pbk) : Summary: This systematic, research-based overview of the central principles and practice issues in the growing field of public health nutrition is essential reading for practitioners and students in public health, nutrition, health policy and related fields.
Contents: Section I. Principles -- 1. Concepts and guiding principles / Mark Lawrence and Tony Worsley -- 2. Knowledge / Mark L. Wahlqvist -- 3. Reference standards and guidelines / Mark Lawrence and Aileen Robertson -- Section II. Populations -- 4. Mothers and infants / Jane Scott and Doris Campbell and Michael Davies -- 5. Children and adolescents / Johannes Brug and Knut-Inge Klepp -- 6. Older adults / Wendy Hunter and Monique Raats and Margaret Lumbers -- Section III. Priorities -- 7. Economically, geographically and socially disadvantaged communities / Cate Burns and Sharon Friel and Steven Cummins -- 8. Indigenous communities / Malcolm Riley and Leisa McCarthy -- 9. Obesity prevention / Boyd Swinburn and Colin Bell --10. International nutrition / Ian Darnton-Hill and Mickey Chopra -- 11. Global developments in the food system / Philip McMichael -- Section IV. Practices -- 12. Monitoring the food and nutrition situation of populations / Ingrid Rutishauser and Karen Webb and Geoffrey Marks -- 13. Physical activity / Anna Timperio and Clare Hume and Julie Saunders and Jo Salmon -- 14. Research skills / Sarah McNaughton and Kylie Ball and David Crawford -- 15. Professional practice / Heather Yeatman and Andrea Begley -- 16. Project management / Martin Caraher and Gill Cowburn and John Coveney -- 17. Promotion and communication / Tony Worsley -- 18. Policy and politics / Mark Lawrence.
http://www.phcnpg.org/ - American Dietetic Association (ADA) Public Health/Community Nutrition Practice Group's (PHCNPG's) Web site.
Zeitschrift - Public Health Nutrition - http://journals.cambridge.org/action/displayJournal?jid=PHN
Buch: Michael Gibney, Barrie M Margetts; John M Kearney; Lenore Arab - Public Health Nutrition (The Nutrition Society Textbook) - As an academic subject, nutrition has grown enormously in recent years and with it the need for specialist textbooks on the subject. In response to this need, a decision was taken by The Nutrition Society to produce a ground-breaking series of four textbooks, of which Public Health Nutrition is the third. The books in the series:
* Provide students with the required scientific basis in nutrition, in the context of a systems and health approach.
* Enable teachers and students to explore the core principles of nutrition and to apply these throughout their training to foster critical thinking at all times. Each chapter identifies the key areas of knowledge that must be understood and also the key points of critical thought that must accompany the acquisition of this knowledge. Contents:
1 An Overview of Public Health Nutrition; 2 Nutritional Epidemiology; 3 Assessment of Nutritional Status in Individuals and Populations; 4 Assessment of physical activity; 5 Public Health Nutrition Strategies for Intervention at the Ecological Level; 6 Public Health Nutrition Strategies for Intervention at the Individual Level; 7 Dietary Guidelines; 8 Food Choice; 9 Public Health Aspects of Onernutrition; 10 Public Health Aspects of Undernutrition; 11 Vitamin A Deficiency; 12 Iodine and Iodine-deficiency Disorders; 13 Iron-deficiency Anemias 14 Fear of Fatness and Fad Slimming Diets; 15 Nutrition and Child Development; 16 Infant Feeding; 17 Adverse Outcomes in Pregnancy: The Role of Folate and Related B-Vitamins; 18 Maternal nutrition, Fetal Programming And Adult Chronic Disease; 19 Cardiovascular Disease; 20 Diabetes Mellitus; 21 Cancer and Diet; 22 Disease Prevention: Osteoporosis and Hip Fracture; Index
Community Nutrition in Action: An Entrepreneurial Approach, written by Marie E. Boyle (3rd Edition, 2003, Wadsworth/Thomson Learning Inc., Belmont, CA). (5th edition; 2010) (Danone-Institute)
M.D. Simko, C.Cowell, J.A.Gilbride: Nutrition Assessment. Aspen Publication, 1984;