TYPO3 Musterprojekt - Thursday, 18. April 2024
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Bei den am häufigsten genutzten Protokoll-Methoden werden die Mengen der verzehrten Lebensmittel durch Wiegen erfasst. Es wird dabei zwischen genauen Wiege-Methoden - englisch: Precise Weighing Methods - und den vereinfachten Wiegemethoden - englisch: weighing inventory methods - unterschieden. In beiden Bereichen gibt es wiederum eine Vielzahl von verschiedenen Abarten und Bezeichnungen und beide Bereiche sind auch nur bedingt voneinander zu trennen. Bei der genauen Wiege-Methode wird eigentlich alles gewogen; damit sind alle Lebensmittel, einschließlich der Getränke, gemeint, die bei der Zubereitung und beim Verzehr einzelner Mahlzeiten verwendet werden, sowie der Abfall und die Reste, die nicht essbaren Anteile - wie Knochen, Schalen, Kerne usw. Ebenso werden die verzehrsfertigen Portionen gewogen. Bei den vereinfachten Wiegemethoden werden nicht mehr die rohen Zutaten, sondern nur die verzehrsfertigen Portionen erfasst. In vielen Studien ist es unmöglich, alles was verzehrt wird zu wiegen, da z. B. die Studienteilnehmer nicht nur am Untersuchungsort - z. B. zuhause - essen, sondern auch außerhalb, wie in Schulen, am Arbeitsplatz oder auf einer Geschäftsreise im Zugrestaurant bzw. im Hotel.

Den Vorteilen der konkreten Erfassung von Lebensmittelmengen stehen einige Nachteile gegenüber. Bedingt durch den großen Aufwand ist damit zu rechnen, dass die Daten verschiedene Abweichungen und Schiefen enthalten. Der Stichproben-Umfang ist meist kleiner und selektiver als bei vielen anderen Studien, weil die Mitmachraten geringer sind. Nur relativ hoch motivierte Personen nehmen einen solchen Aufwand auf sich. Der Erhebungszeitraum ist meist knapp. Doch im Mittelpunkt der Kritik steht die Frage, was mit der Wiege-Methode eigentlich gemessen wird. Sie schafft ungewohnte Verzehrssituationen, unter denen die Teilnehmer ihr übliches Verhalten - das eigentlich gemessen werden soll - vermutlich verschieden stark verändern. Über die Art und die Größenordnung dieser zu befürchteten Reaktionen lassen sich nur schwer gesicherte Angaben machen. Am häufigsten wird von Vereinfachungen der Mahlzeiten berichtet.

Die Wiege-Methoden können selbstverständlich ebenfalls mit allen anderen Ernährungserhebungs-Methoden kombiniert werden. Hier bieten sich vor allem Kombinationen mit einfacheren Erhebungs-Methoden an; die sich so gegenseitig gut ergänzen können. Aus den aufwendigen Wiege-Methoden können einfache Methoden abgeleitet werden, z. B. Konzentration auf die Lebensmittel, die einen großen Beitrag zur jeweiligen Nährstoff-Versorgung leisten. Es können die individuellen Portionsgrößen ermittelt werden. Die einfachen Methoden können zur Erweiterung der Deutung der Ergebnisse der meist nur an begrenzten Stichproben ermittelten Daten der Wiege-Methode dienen, z. B. indem sie zeigen in welche Richtungen das übliche Ernährungsverhalten durch das Wiegeprotokoll verschoben wird.

Wiege-Methoden haben dann den Vorzug, wenn die Genauigkeit der aufgenommenen Nährstoff-Mengen wichtig ist; das sind mehr klinisch, ernährungsphysiologisch orientierte Studien, wie:

- Messung der Nährstoffzufuhr ausgewählter Personengruppen, z. B. um daraus Nährstoff-Empfehlungen abzuleiten;

- Messung der täglichen Schwankungen von Nährstoff- und Nahrungsenergiezufuhr;

- Zusammenhänge zwischen (Nähr- und Nicht-Nähr-)Stoffaufnahmen und physiologischen Variablen aufzuzeigen, um daraus z. B. Zustandsindikatoren zu entwickeln; und Zusammenhänge zwischen Zufuhrgrößen und Krankheiten bzw. Gesundheit - den Funktionen und Leistungen von Menschen - aufzuzeigen.

Ernährungsprotokolle sind eine wichtige vereinfachte Variante der Wiegemethode. Im Unterschied zur genauen Wiegemethode wird hier zwar ebenfalls die Menge an aufgenommener Nahrung erfasst, dabei steht jedoch das Wiegen nicht an zentraler Stelle. Die Erfassung der Menge erfolgt vielmehr aus einer Kombination von individuell erfassbaren, zu wiegenden Portionsgrößen, Schätzungen in haushaltsüblichen Maßen einschließlich der Verwendung von Haushalts-Messgrößen. Die als semi-quantitativ zu bezeichnende Lebensmittelerfassung wird durch verschiedene Erhebungsdaten aus dem Bereich des Ernährungsverhaltens ergänzt.

Spezieller Aspekt - Ermittlung der aufgenommenen Muttermilchmenge bei Säuglingen (Literatur-Übersicht #36)

 

Forderung ein Nationales Monitoring für das Stillen einzurichten (Info)