Lexikon - Eintrag
Befragung (engl. je nach Kontext: Interview[ing], Survey)
Befragungen zählen zu den wichtigsten sozialwissenschaftlichen Methoden der Datenerhebung. Sie können (fern-)mündlich, d.h. im direkten Kontakt zwischen ForscherIn bzw. InterviewerIn und befragter Person, oder schriftlich durchgeführt werden. Wie bei anderen Methoden der Sozialwissenschaften gibt es je nach Forschungsfragestellungen und -interessen auch bei Befragungen unterschiedliche Grade der Strukturierung bzw. Standardisierung.
Im Internet sind ebenfalls Umfragen möglich, z.B. durch Aufforderung (mittels Popup-Fenstern). Großer Nachteil geringe Mitmachraten und Probleme das Abschätzung der Repräsentativität.
(Anm. Frühe Studie von Julia Fauth (2001) Marktforschung EURO Kartensystem; Dokumentation im Archiv) (Uni Bonn)
Völlig oder jedenfalls weitestgehend standardisierte Befragungen kommen vor allem bei Surveys, also repräsentativ angelegten Untersuchungen mit einem vergleichsweise großen Sample zum Einsatz. Fragen und Antwortmöglichkeiten (Vorgabe von Antwortkategorien) sind fertig formuliert und auf einem Fragebogen festgehalten. Teilstandardisierte Befragungen kombinieren feste Frage-Antwort-Formate mit offeneren Antwortmöglichkeiten. Bei den mündlichen oder telefonischen Befragungen kommen zunehmend auch Computertechnologien zur Anwendung, die die Befragung steuern (z.B. bei Filterfragen) und außerdem eine unmittelbare Eingabe der Antworten erlauben (CAPI, CATI).
Andere, weitgehend offene Arten der Befragung kommen bei Experteninterviews oder Verfahren der qualitativen Sozialforschung zum Einsatz. Hier strukturieren Frageleitfäden den Ablauf der Befragung nur im Hinblick auf die interessierenden Aspekte vor. Sie lassen auch die Möglichkeit zu, im Verlauf der Befragung neue Frage aufzuwerfen bzw. Nachfragen zu stellen, wenn deutlich wird, daß wichtige Bereiche oder Informationen im Leitfaden nicht vorgesehen waren. Als kaum strukturierte Befragung können schließlich narrative Interviews gelten. Hier gibt der Interviewer eine Ausgangsfrage vor und nimmt dann die Rolle eines aufmerksamen Zuhörers ein, der nur dann wieder in das Erzählen der Befragten eingreift, wenn dieses allzusehr abschweift oder zum Stocken kommt.
Zur Auswertung: Während standardisierte und teilstandardisierte Befragungen schriftlich (auf Fragebögen) festgehalten und quantifizierend computergestützt ausgewertet werden, bietet es sich bei leitfadengestützten oder offen-narrativen Interviews an, diese auf Tonband, u.U. auch auf Video aufzuzeichnen und dann für die Analyse zu transkribieren, da Gedächtnisprotokolle bzw. protokollierendes Mitschreiben immer Informationsverluste bedeuten. Zum Einsatz kommen dann computergestützte inhaltsanalytische, sequenzanalytische oder andere hermeneutisch-rekonstruktive, d.h. sinnauslegende Auswertungsverfahren.
Interviews (Befragungen) zu bestimmten Themenbereichen
_ Risikobeurteilung
Literatur:
* Lamnek 1995, Bd. 2, S. 35-124* Schnell/Hill/Esser 1995, Abschnitt "Befragung" (S. 299-355)
http://www.lrz-muenchen.de/~wlm/ein_voll.htm
Engel,U. et al: Wissenschaftliche Umfragen. Methoden und Fehlerquellen. - Campus-Verlag, 2012
Beispiele für Fragebogen - bzw Frageformulierungen (Katalog - von standardisierten Fragen - GESIS/ZUMA() (Eigene Fragebogen-Sammlung - bereits vor der EMSIG-Zeit; systematisch weitergeführt)
(link zu Fragebogen-Sammlung)
Skalen - Rangfolgen
verschiedene Arten - hier erst nur Stichworte
Likert-Skala
Thurstone-Skala
Gutman Skala (in der Ernährungsverhaltensforschung - Beispiel)
http://www.socialresearchmethods.net/kb/scalgutt.php
http://en.wikipedia.org/wiki/Guttman_scale
http://en.wikipedia.org/wiki/Bogardus_Social_Distance_Scale
http://en.wikipedia.org/wiki/Likert_scale
http://en.wikipedia.org/wiki/Thurstone_scale