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Ernährung ist ein Grundbedürfnis, ebenso die Sicherheit  Nun ist Ernährung grundsätzlich ein Risiko, denn es werden fremde Stoffe aufgenommen. Der Umgang mit Risiken begleitet sowohl die Entwicklungsgeschichte von Menschen, als auch das Leben jeden einzelnen Menschen (Ernährungsverhalten - psychologische Faktoren Risiko-Akzeptanz).  Jeder will Risiken minmieren bzw. (idealerweise) gänzlich vermeiden. Die Beurteilung des Erfahrungsschatzes zu Lebensmittelqualität (Lebensmittelsicherheit); Gesundheitsrisiken und den vielen anderen Risiken, entstammte früher den Erfahrungen innerhalb des Haushaltes bzw der Gruppe (Mikro-Mesoebene) (mehr intrinsisch); und heute wird dies in hohem Maße überlagert durch externe Prozesse (z.B. Lebensmittelkontrolle) und Informationen (Risikokommunikation; z.B. Medien melden Gefahren - z.B. Lebensmittelskandale).  Die (subjektive) Risikobeurteilung durch Menschen entsteht durch komplexe sozio-psychologische (Kommunikations)Prozesse. Diese Konstrukte sind nicht mit quantitativen Methoden (Rationalskalen) zu erfassen, sondern nur qualitativ. (Selbst die Ergebnisse von "objektiver" Risikoermittlung sind nicht absolut, sondern probabilistischer Art - Wahrscheinlichkeiten des Eintritt von Ereignissen; Folgen von Fehlernährung; z.B. "Risiko" von Übergewicht). Für das Ernährungsverhalten von Menschen sind nicht die "objektiven" Risiken wichtig, sondern deren indviduellen, gefühlten, subjektiven Bewertungen.
Die empirische Ermittlung der Risiko-Beurteilung zeigt deutlich an, wie unterschiedlch die Ergebnisse ausfallen, jenachdem wie befragt wird; offene Fragen vs. geschlossene Fragen (und hier wieder Art der Befragzbf).   (Lit OLT 132)

Das Instrument das das IÖS der BFE (jetzt MRI) verwendet hat, wurde erstmals 1992 benutzt und dann konstant gehalten bis 2004 durchgeführt. Es besteht aus zehn vorgegebenen Gesundheitsrisiken (Ernährung als Risiko relativ zu anderen); sowie 13 Items an Ernährungsrisiken.
Diese Fragen wurden jährlich in der 42.Kalenderwoche vom gleichen Forschungsinstitut (GFM-Getas bzw. IPSOS) in Mehrthemen-Umfragen ("Omnibus-Befragung") durchgeführt (Anm. Meistens wurden an die beiden Fragen noch weitere angehängt, die andere Bereiche umfassten). Die methodisch bedingte konstante Unfragetechnik führt zu Problemen mit der Administration, denn Aufträge sollten prinzipiell ausgeschrieben werden. So waren jeweils Begründungen für die gezielte Vergabe notwendig (Beispiel).

Das genutzte Risiko-Bewertungs-Instrument könnte als Monitor ("Barometer") eingesetzt werden. Immer wieder treten neue Risiken auf  (Chronik der Lebensmittelskandale); und bei flexiblen Einsatz des Instrument könnten Informationen zu den zeitlichen Abläufen der Veränderungen in der Risikobeurteilung erfasst werden. Nur einmal konnte entsprechend reagiert werden, dies war die Sonderumfrage nach dem BSE-Skandal im März 2001 (Vergabevermerk). (Anm. Auch hier besteht eine Beschränkung durch administrative Vorgaben; in den jeweiligen Haushaltsplänen ist die höhe der bewilligten Mittel festgelegt; die Bewilligung erfolgt aufgrund von konkreten Plänen; der Eintritt eines "Skandals" ist nicht terminlich zu planen).

(Übersicht zu den Ergebnissen der IÖS-Risikobeurteilungs-Umfragen - Chart RanglisteGesundheit  Tabelle/  Chart Rangliste Ernährung Tabelle)

Die Auswertung der Umfragen umfasste in der Regel nur eine einfache deskriptive Analyse (nach den sozio-demographischen Grundvariablen). Zu einer vertieften Analyse standen keine ausreichenden Mittel zur Verfügung; die Daten sind vorhanden - im Speicher ("Daten-Friedhof".  (Publikationen siehe - Risiko-Akzeptanz )
(Daten wurden zur Auswertung Kieler Kollegen - Thiele/Rosen - überlassen - Ergebniss-Bericht).

In der Perspektive der kommenden NVS II und dem NEMONIT (Ernährungsmonitoring) wurde die Serie der GFM-GETAS-Umfragen eingestelllt; und die Fragen im NVS II Fragebogen(Nr.40+41) mit aufgenommen. Hier stehen sie dann allerdings in einem ganz anderen Kontext, wie bei den Mehrthemen-Umfragen; die NVS-Teilnehmer sind ganz auf Ernährung gestimmt. Es war eine schriftliche Umfrage und kein Telefon-Interview. Trotzdem zeigt sich eine recht ähnliche Rangfolge in den Risiko-Beurteilungen (CHART - NVS).

Hinweise weitere Auswertungsmöglichkeiten der Daten.
Longitudinale Daten - BSE-Zeitpunkt - Veränderungen in der Rangfolge (Modell - "feste" Einstellung - großer externer Stimulus - das "System" schlägt aus - und "Homeostase" führt zurück auf Ausgangszustand bzw. nicht; neues "Gleichgewicht" - geänderte Einstellungen; bzw. "Sensibilisierung" auf neue Impulse; "Hysterese"); Untersuchen  welche Typen von Reaktionen es gibt; welche Personengruppen dazu gehören usw.) (parallel dazu Medien-Analysen - TV-Sendungen, Zeitungen usw; Analogien zu Radioaktivitäts-GAU - Tschernobyl). Einfluss von neuen Ereignissen (wie z.B. Gammelfleisch-Meldungen)
"Verbindung" zu NVS-Daten herstellen ("Fusionsforschung" - Konzept der NVS II) (eventuell auch zu anderen Risikoumfragen); dann auch möglich - verschiedene "Risiko-Einstellungs-Typen" in Verbindung zum Ernährungsverhalten zu bringen. (Auswertungsmöglichkeiten der NVS)

Ausblick - Instrument der Risikoberteilungsmessung dient zur Evaluation von notwendiger Verbraucheraufklärung (bessere Einstellung zu Ernährung allgemein bzw. Kenntnisse von Gesundheitsrisiken im speziellen - Aufgaben bei Publich Health Nutrition / Nutrition Programs / Risiko Kommunikation) -

Links
zu Stichwort(Keller - Kartei) - Risiko
Auswertung der Studien - Bewertung (von Indikatoren zur Ernährung; Gesundheit z.B. BMI und Mortalität)
Ernährungsverhalten - Wahrnehmung von Informationen - Bewertung von Informationen - Risiko-Akzeptanz
Bereich - Public Health Nutrition - Nutrition Communication   - Ernährungserziehung  - Risiko Kommunication

 

(Links zu Themen Gesunheitsrisiken durch - Radioaktivität / Luft / Verkehr (Auto, Flugzeug, Bahn usw.) / Zigaretten (Rauchen) / Wasser / Nahrungsmittel-Getränke  / Lärm / Klima  / Streß im Beruf /Arzneimittel )
(Links zu Themen Gesundheitsrisiken im Bereich der Lebensmittelqualität bzw. Ernährung - Schimmelgifte (Mykotoxine)  / Lebensmittel-Zusatzstoffe (wie Farbstoffe, Konservierungsmittel usw.) / verdorbene Lebensmittel / Pestizid- und Insektizid-Rückstände inLebensmittel / Tierarzneimittel- und Hormon-Rückstände in Lebensmittel / natürliche Giftstoffe / Alkohol  / zu viel und zu einseitig essen / unverarbeitete, rohe Lebensmittel / Bestrahlte Lebensmittlel / Cholesterin / gentechnologisch veränderte Lebensmittel / Askorbinsäure (als Test-Item aufgenommen) /biotechnologisch veränderte Lebensmittel )

 (Medien-Input - GNTZ - zu den jeweiligen Items)

Literatur+Hinweise

Studien des IÖS der BFE(L)
Verbraucherverunsicherung im Ernährungsbereich und deren Bestimmungsgründe (R. Vogelsang; Willhöft; vor 1999- 2004)
Consumer Trust in Food. A European Study of the Social and Institutional Conditions for the Production of Trust(TRUSTINFOOD) (C. Willhöft) 2002 – 2004
Einschätzung von ernährungsabhängigen Gesundheitsrisiken durch Verbraucher (Oltersdorf) 1992- 2006

(OLT 132Olt131 / OLT 144 / OLT 161 / OLT 166 / OLT 169 / OLT 179 /

Auswertung der IÖS-Risiko-Daten durch Kieler-Gruppe (Thiele, Roosen) - jetzt TUMünchen (Bericht)

Nutzung z.B. Nestle-Publikation (Experten-Verbraucher-Risiko Schema)

interne Auswertung (noch immer unvollständig) - intern (Walker - Kluster Analysen usw; WALKER) (BSE-Daten)

Vorträge

(Food Choice - Kontakte führten zu  Consumer Trust-Project (EU-Projekt)

weitere Studien und Informationen -

BfR - Bewertung von Risiken (Risks) und Gefahren (hazards) - Vermittlung - Risiko-Kommunikation (Bildung der Verbraucher; Stakeholder - politische Entscheidungsträger)
(Informationen zu BfR-Risiko-Publikationen 2008_10)
Berichte dazu -  Publikation Feb 2010 - Unterschiedliche Beurteilung von Risk und Hazard /  Publikation - Risikokommunikation der Stakeholder
Symposium BfR 2007 - 5 Jahre BfR - "Rechtfertige gefühlte Risiken politisches Handeln"
(Schadstoffe im Essen - Bedrohung oder Panikmache?) (Hannover-Experten-Gespräch) http://www.bfr.bund.de/cd/7379

http://www.bfr.bund.de/cm/238/formen_und_folgen_behoerdlicher_risikokommunikation.pdf

http://www.bfr.bund.de/cm/238/background_paper.pdf

EUROBAROMETER: Bericht über Risikowahrnehmung in der EU- Nov 2010 - link (download)

Chr. Willers: Akzeptanz ist nicht gleich Akzeptanz. Zum Akzeptanzbegriff in der Kontroverse um die Grüne Gentechnik - Technikfolgenabschätzung – Theorie und Praxis Nr. 1, 18. Jg., Mai 2009, S.91-96

http://www.itas.fzk.de/tatup/091/will09a.pdf

 

Experte - Ortwin Renn  (Leiter der  Baden-Württemberg Akademie für Technikfolgen-Abschätzung-, Stuttgart; - wurde 2003 "abgewickelt" - Beitrag in "Die Zeit"  2003) (erster Leier - Prof Hans Mohr - Freiburg)
Publikation - Renn, Webler (1993)  Public Participation in Decision Making
Publikation  - Risk Analysis (2002)
Vortrag - Brüssel (2003)  Risk Perception + Communication
Publikation (BGB 2003) - Partizipative Risikokommunikation
Projekt - METAGENA (2006) -
Projektbericht - SAFE (2006) - Food Safety

Annette Ohme-Reinicke: Fortschritt als Provokation. Der technische Fortschritt war stets Anlass zum Streit. In den Aktionen der Maschinenstürmer bis zur Bewegung gegen die Atomkraftwerke, in den philosophischen Attacken Condorcets bis zu Günther Anders' Vorwurf der Antiquiertheit des Menschen zeigt sich die Auseinandersetzung der Gesellschaft über einen vernünftigen Gebrauch der Technik. Die Vorstellung dominiert, dass die Technik und ihre Risiken über die Menschheit schicksalhaft hereingebrochen sind. Doch die potenziellen Gefahren liegen nicht in der Technik, sondern in der Gesellschaft selbst. NZZ 24.03.2001

Eurobarometer (Nr354_2010) survey report on risk perception in the EU

http://www.efsa.europa.eu/en/riskcommunication/riskperception.htm

http://www.efsa.europa.eu/en/factsheet/docs/reporten.pdf 

 

Literatur Übersicht 70 - Risiko-Beurteilung und -Verhalten
Literaturliste OLT 2006

 

Medien und Risiko-Bewertung

Diskussion aktuell - Darstellung der Gefahren durch Terror-Angriffe (Al Kaida) vs. Unfallopferzahlen

Diskussion um Schweinegrippe

 

Institute bzw. Experten

Gigenzer, Gerd: Risiko. Wie man die richtigen Entscheidungen trifft. Bertelsmann, (ab 18.3.2013) (link)
Achtung: Risikoblindheit! Über den Umgang mit Ungewissheiten und Risiken- SWR2 Wissen - 01.11.2015

Risiko – Was kann Dir schon passieren? Edition brand eins, Juli 2019 (link)

Notizen - Umfrage - Sicherheit in Deutschland /  Sicherheits-Forschung  (Militärfoschung) / Sicherheits-Industrie

Jährliche Umfrage des Sozial.Wissenschaftl. Forschungsinstitut der Bundeswehr - http://www.sowi.bundeswehr.de/portal/a/swinstbw -- zur Sicherheits- und verteidigungspolitisches Meinungsklima (Infos) (Kurzassung Studie 2009 - Sicherheitsängst und Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen)

Renn, O.: Das Risikoparadox: Kluft zwischen Wahrnehmung und Realität. Ernährungs-Umschau 2016(9) M528-M531 (2016) - Buch: Das Risikoparadox. Fischer TB, Frankfurt/M 2014

VDOe Position 2012_heft 1 (Schwerpunkt - Risikomanagement und Kommunikation (Heft im Archiv)
www.afc.net   (Risiko-Consulting - Chart)
Mühleib, F.: Verbraucher und Risiko. Von echten und gefühlten Risiken ? (S.14) (Kleines Risiko - große Kosten)

Shan L, Regan Á, De Brún A, et al. (2013). Food crisis coverage by social and traditional media: A case study of the 2008 Irish dioxin crisis. Public Understanding of Science. Online-Veröffentlichung 1 Feb 2013. DOI: 10.1177/0963662512472315
Rutsaert P, Regan Á, Pieniak, et al. (2013). The use of social media in food risk and benefit communication. Trends in Food Science & Technology 30(1):84–91. FoodRisC Pressemitteilung “Health risks were not consumers’ first concern over horse meat contamination.” Veröffentlicht 20 Februar 2013 -- Resources

Beardsworth, Alan / Keil, Teresa 1997. Sociology on the Menu: Invitation to the Study of Food and Society. London, Routledge. (Chapt 7 - Risk, Anxiety - Scan im Archiv) (Ernährungskultur)

Risiko - Chancen und Katastrophen. GEO Wissen Nr.1/ 02.03.1992 (im Archiv)

Archiv: Biographie ⇒ BUFO ⇒ Projekte ⇒ 03 Vertrauen-Risiko

Grundmann, R.: Wo steht die Risikosoziologie? Z Soziol 28(1) 44-59 (1999)

Slovic,P.: Perception of risk. Science 236: 280-285 (1987)