TYPO3 Musterprojekt - Thursday, 25. April 2024
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Die beiden Vitamine des B-Komplexes - die Folsäure und Vitamin B12 - stehen untereinander im engen Zusammenhang, aber müssen auch in einem weiteren Rahmen mit dem gesamten Blutbild gesehen werden. Die Anämien können neben den beiden genannten B-Vitaminen von einigen weiteren Nährstoffen abhängen, wie Eiweiß, aber auch Eisen, Kupfer, Vitamin C usw. Zur Bewertung des jeweiligen Ernährungszustandes am isolierten Nährstoff müssen die Kenntnisse über diesen Beziehungskomplex herangezogen werden.

Die ernährungsphysiologischen Erkenntnisse über die Folsäure weisen z. Zt. eine sehr große Dynamik auf und können als gutes Beispiel dafür herangezogen werden, wie durch Entwicklung neuer Analysentechniken, eine Schleuse zu intensiven Forschungen geöffnet wird. Folsäure kann auch als Beispiel einer Mode-Erscheinung in der Ernährungsforschung angesehen werden (andere Beispiele sind Rohfaser und auch Zink, das ebenfalls erst in den 1970iger Jahren der Analytik besser zugänglich wurde). Früher konnte Folsäure praktisch nur mikrobiell bestimmt werden, erst nachdem moderne Labormethoden - wie die bereits genannte HPLC und Radioimmunoassays - für die Folsäure entwickelt wurden, erkannte man, dass die ganze Vielfalt von Folsäuren in früheren Bestimmungen nicht richtig eingegangen war. So sind - überspitzt formuliert - alle alten Folsäure-Zustandswerte unsicher.

Folsäure ist eine große Gruppe von Verbindungen, die sich durch verschiedenen Oxidationsstatus, verschiedene C1-Gruppen und verschiedene Anzahl von Glutamat-Resten unterscheiden. Man nennt diese Vitamin-Gruppe heute auch Folacin. Folsäure hat eine zentrale Rolle im Einkohlenstoff-Einheiten-Stoffwechsel, das wiederum beispielhaft auf die komplexe Eingebundenheit dieses B-Vitamins hinweist.
Heute ist umstritten, inwieweit Folsäure-Mangel ein gesundheitspolitisches Problem ist. Einerseits ist Folsäure in vielen Lebensmitteln in ansehnlichen Mengen vertreten; andererseits sind viele Störeinflüsse bei ihrer Verwertung (z. B. Störung der Bioverfügbarkeit im Magen-Darm-Trakt durch Alkohol und Arzneimittel) bekannt und die Folsäure-Speicher werden als relativ klein eingeschätzt.

Die Konzentration der verschiedenen Folsäurederivate im Blut werden heute als biochemische Indikatoren genutzt. Der Gehalt (meist als 5-Methyl-tetrahydrofolsäure-Derivate bestimmt) im Blut bzw. Serum spiegelt mehr die kürzliche Folsäure-Nahrungsbilanz wider, wohingegen die Gehalte der Folsäure in den Erythrozyten mehr den Status charakterisieren; allerdings sind letztere technisch schwieriger und mit größeren Fehlern behaftet.

Bei der Folsäure gibt es noch zwei Funktionsindikatoren. Der letzte Abbauschritt der Aminosäure Histidin ist durch ein Folsäureabhängiges Enzym geregelt. Ein Mangel führt zu einem "falschen" Abbauprodukt im Harn - der N-Formiminoglutaminsäure (FIGLU). Mit entsprechender Histidin-Belastung ergibt sich daraus ein biochemischer Folsäure-Indikator. Ein moderner Funktionstest für Folsäure baut auf die C1-Stoffwechselfunktion im Nukleinsäure-Stoffwechsel auf. An Knochenmarkzellen wird mit radioaktiven Thymidin der Einbau in die Nukleinsäure untersucht, dieser wird durch Desoxyuridin (dU) gehemmt. Zugesetztes Desoxuridin wird durch Folsäure-abhängige Enzyme umgewandelt; so ist im Folsäure-Mangel eine hohe Hemmung des Thymidin-Einbaus zu beobachten. Bedingt durch den technisch hohen Analysen-Aufwand ist der (dU-Supression-)Test nicht sehr verbreitet.

 

 

 

Scatterdiagram - Vitamin Indikator - Vitamin Intake (Breskin 1985)

 

 

Viele Informationen bei - Micronutrients, Health and Development: Evidence-Based Programs The 2nd International Meeting of the Micronutrient Forum 12-15 May 2009 ï‚—Beijing, China - (CD-ROM Vorhanden, mit allen Beiträgen) Vitamin A; Jod; Folsäure; Eisen; Zinc; Vitamin D; Vitamin K; Vitamin B12;
www.sightandlife.org   Micronutrient Programs + Activites - The 2008 Innocenti Process
Zeitschrift Heft 3_2009 (Download)
Nutritional Anemia Handbook (Download)