TYPO3 Musterprojekt - Thursday, 28. March 2024
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(aus OLT 134 - Teil von Kap 3.5)

Das weltweit wichtigsten Problem - die Protein-Energie-Malnutrition (PEM) ist ein Syndrom, dass nicht einem isolierten Nährstoff zu zuordnen, sondern es ist überlagert durch viele begleitende Faktoren aus dem Ernährungs- und Gesundheitsbereich. Es gibt hierbei zwar Extrembilder, wie Marasmus (Hunger-Dystrophie), der vor allem Nahrungsenergie-Mangel bedeutet, und wie Kwashiorkor, der vor allem auf Eiweißmangel beruht; aber gerade beim letzteren gibt es auch Hinweise für multifaktorielle Ursachen. Man muss also bei der Interpretation der biochemischen Indikatoren für PEM mehr an ein großes dynamisches "Zustands-Gebiet" denken, als an eine spezifische Ernährungskrankheit. Wenn Mangel an Hauptnährstoffen vorhanden ist, dann ist mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch der Status an (allen) anderen Nährstoffen kritisch. So verbergen sich unter der Überschrift PEM ein ganzes Spektrum von Zuständen.

Die Indikatoren des Blutbildes wie Hämoglobingehalt und die Erythrozytenzahl sind die häufigst verwendeten biochemischen Indikatoren für den Ernährungszustand. Sie sind zwar PEM-Indikatoren, aber sie hängen auch von den anderen "Blut-bildenden" Nährstoffen ab, wie Eisen, Vitamin B12, Folsäure, Kupfer, Vitamin C, usw. Allein die Diagnose des Blutbildes ist heute ein großes Spezial-Gebiet (Baker 1979, Wintrobe 1968).

Es ist leicht zu verstehen, dass durch Protein-Energie-Malnutrition die Konzentrationen von Körpereiweißen verändert werden; so sind die Gehalte des Eiweiß im Serum (Gesamt-Serum-Eiweiß-Gehalt) sowie von speziellen Fraktionen davon weitere Indikatoren. Auch die Enzyme im Blut sind potentielle Indikatoren. Die Hormone regulieren den Stoffwechsel. Sie treten jedoch in sehr geringen Konzentrationen auf, so war lange Zeit ihre Bestimmung sehr aufwendig. Die biochemische Grundlagen-Forschung eröffnete jedoch einfache Analysen-Verfahren indem es gelang gegen kleinere Peptid-Moleküle und sogar gegen Nicht-Peptide, wie es manche Hormone (wie Cortisol) und Vitamine (Folsäure, Vitamin B12 usw.) sind spezifische Antikörper zu erzeugen. So wurden der klinischen Chemie neue Indikatoren-Klassen eröffnet.

Im Blut werden auch Bausteine für den Stoffwechsel transportiert; auch diese können untersucht und zur Beurteilung des Ernährungszustandes herangezogen werden. Für Protein-Energie-Malnutrition sind dabei die Bausteine der Eiweiße, die Aminosäuren von besonderem Interesse.

Der Reigen der PEM-Indikatoren kann im Biopsie-Material Harn fortgeführt werden. Als erster wichtiger Indikator ist das Kreatinin anzusehen. Als Bezugssubstanz ist es trotz aller Bedenken - eben weil es doch nicht 100% konstant ist - doch relativ besser, als andere Bezugswerte. Die Gesamt-Stickstoff-Ausscheidung (Total N) hängt in direktem Maße von der Eiweiß-(N)-Zufuhr ab und besteht vor allem aus Harnstoff, der sich leicht bestimmen lässt. In Unterernährungs-Zuständen beobachtet man, dass der Stickstoff-Stoffwechsel gestört ist; so wird der Harnstoff-Anteil geringer, dafür nehmen Aminosäuren und Ammoniak zu. So ist das Verhältnis Harnstoff(N) zu Gesamt-Stickstoff im ausgeschiedenen Harn als PEM-Indikator anzusehen. Unter den essentiellen Aminosäuren gibt es schwefelhaltige (Methionin, Cystein). Dieser Schwefel wird als Sulfat ausgeschieden; der einen weiteren Indikator darstellt. Es wurden verschiedene Aminosäuren auf ihren Wert als PEM-Indikator untersucht, zwei spezielle Aminosäuren sind hier hervorzuheben: Hydroxyprolin und 3-Methyl-Histidin.

(Lit - Muskelmasse - Kreatinin-Ausscheidung - Heymsfield AJCN 1983)

Literatur Übersicht 47 - PEM und Hormone
Literatur Übersicht 48 - PEM und Aminosäuren