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Newton, Lauren (voc, comp, ld), * 16.11.1952 Coos Bay, Oregon. Auf der Basis einer umfassenden Gesangsausbildung mit Schwerpunkt auf der Neuen Musik hat Lauren Newton einen instrumental und vor allem perkussiv orientierten Stil entwickelt, der in seiner technischen Perfektion, der stimmlichen Dimensionierung, aber auch durch die Phantasie, mit der sie musikalische Materialien überraschend kombiniert, weit über vergleichbare Bestrebungen etwa bei Urszula Dudziak oder Jeanne Lee hinausweist. Mit Aufnahmen von Frederic Rabold, Bernd Konrad, Vocal Summit, eigenen Einspielungen und vor allem als herausragende solistische Stimme des Vienna Art Orchestra bekannt geworden, zählt sie heute zu den wichtigsten Vokalistinnen des Jazz. »Lauren Newton, eine der bedeutendsten zeitgenössischen Vokal-Improvisatorinnen, verweigert sich nicht nur der Sprache«, schreibt der Schweizer Kritiker Peter Rüedi über die tatsächlich meist Seat singende Solistin, »sondern über weite Strecken auch dem gesunden Menschenverstand vokaler Konvention.«

Lauren Newton schloss ihr Studium an der Universität von Oregon 1975 als Bachelor of Arts ab und studierte danach in Stuttgart bis 1977 Gesang bei Sylvia Geszty, ergänzend Komposition und Neue Musik bei Franz Zubal und Erhard Karkoschka. Daneben begann sie mit der Frederic Rabold Crew zu arbeiten, mit der bis 1979 drei Alben aufgenommen wurden, zuletzt »Funky Tango«. Von 1979 bis 1990 gehörte Lauren Newton Mathias Rüeggs Vienna Art Orchestra an, ebenso seit 1983 dessen zweiter Formation, Vienna Art Choir. Siebzehn weithin beachtete, teils mehrfach preisgekrönte Alben wie »Tango From Obango« (1979), »From No Time To Ragtime« (1983), »Five Old Songs« (1984) oder »Blues For Brahms« (1989) dokumentieren die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Rüegg ebenso wie Festival-Präsenz und Tourneen in Europa, Indien, Thailand, USA (1984/85) und Mosambik (1986). Aber auch in anderer musikalischer Umgebung hatte sich Lauren Newton schon seit Ende der siebziger Jahre einen Namen gemacht. Sie realisierte Adriana Hölszkys »Kommentar für Lauren«, ferner »Drei Versuche, einem Traum die Wahrheit zu verschweigen«, »Marilyn, Musik zu keinem Film« und »Walpurgisnacht« von Bernd Konrad und »Nai« von H.J. Hespos und gastierte bei international bedeutenden Festivals wie Moers und Donaueschingen. »Vocal Summit« hieß 1982 das Motto einer Begegnung mit Jeanne Lee, Urszula Dudziak, Jay Clayton und Bobby McFerrin (LP »Sorrow Is Not Forever, Love Is«, 1982), die im Mittelpunkt einer SWF-Jazzveranstaltung stand und – teils in reduzierter Besetzung – in den folgenden Jahren bei weiteren Festivals ihre Fortsetzung fand. Seit 1982 arbeitet Lauren Newton regelmäßig mit eigener Gruppe. »Timbre« (1982), die erste LP unter eigenem Namen, mit David Friedman (vb), Thomas Stabenow (b) und Manfred Kniel (dr) erhielt 1983 den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Ihr folgten »2nd Room, 2nd Conversation« (1984/85), »Voiceprint« (1987), »Art Is« (1994), eine eigene Bearbeitung der »Kindertotenlieder« von Gustav Mahler (1994), »Timbre 1995«, »Trio L.T.D. & Bertl Mütter« (1996), das Duo-Album »18 Colors« (1997) mit Joëlle Léandre, »Altered Egos« (1998) mit Patrick Scheyder und Vladimir Tarasov sowie Einspielungen mit Masahiko Togashi und Peter Kowald (»Contrast«, 1983 Japan), dem Dichter Ernst Jandl, »Bist Eulen?« (1984), »vomvomzumzum« (1988) und »Lieber eine Saxophon« (1989) sowie mit Anthony Braxton (»Composition 129«, 1998). Lauren Newton, die auch an Aufnahmen von Thomas Horstmann, Fritz Hauser, Paulo Damiani, Eckard Koltermann, Jon Rose und des Secret Passion Orchestra (»Wait Until Dark«, 1996) mitgewirkt und für das Wiener Burgtheater wie das Stadttheater Freiburg komponiert und gesungen hat, war Gastprofessorin an der Musikhochschule Graz, unterrichtete auch an den Musikhochschulen Hamburg und Berlin und an der Folkwang Musikhochschule Essen. Sie leitet regelmäßig Workshops und unterrichtet seit 1993 an der Jazz School Luzern. In unterschiedlichstem Umfeld präsentierte sich die Sängerin auch in den neunziger Jahren, oft mit dem Gesangsquartett Timbre, Bernd Konrads Südpool Project, im Duo mit Maria João, Joëlle Léandre oder Anthony Braxton, der Brandenburgischen Philharmonie und mit eigenem Trio.

[Newton, Lauren. DB Sonderband: Jazz-Lexikon, S. 4008

(vgl. JL Bd. 2, S. 941 ff.)]